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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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ner Sehnsucht erreicht, so ahnen wir an dem tönen¬
den Flügelschlag unbekannter, uns mit Geisterathem
berührender Wesen, daß der Pilgergang uns zur
Quelle des Lichts führt, vor dem unsere Augen sich
aufthun!" -- Ich konnte mich nicht länger halten,
"Sie statuiren also," wandte ich mich zu dem Medi¬
ziner, "die Einwirkung eines fremden geistigen Prin¬
zips, dem man sich willenlos fügen muß? "Ich
halte," erwiederte der Mediziner, "ich halte, um
nicht zu weit zu gehen, diese Einwirkung nicht allein
für möglich, sondern auch andern, durch den magne¬
tischen Zustand deutlicher gewordenen Operationen
des psychischen Prinzips für ganz homogen." "So
könnt' es auch," fuhr ich fort, "dämonischen Kräf¬
ten verstattet seyn, feindlich verderbend auf uns zu
wirken?" "Schnöde Kunststücke gefallner Geister,"
erwiderte der Mediziner lächelnd. -- "Nein, de¬
nen wollen wir nicht erliegen. Und überhaupt
bitt' ich, meine Andeutungen für nichts anders zu
nehmen, als eben nur für Andeutungen, denen
ich noch hinzufüge, daß ich keinesweges an unbe¬

dingte

ner Sehnſucht erreicht, ſo ahnen wir an dem toͤnen¬
den Fluͤgelſchlag unbekannter, uns mit Geiſterathem
beruͤhrender Weſen, daß der Pilgergang uns zur
Quelle des Lichts fuͤhrt, vor dem unſere Augen ſich
aufthun!“ — Ich konnte mich nicht laͤnger halten,
„Sie ſtatuiren alſo,“ wandte ich mich zu dem Medi¬
ziner, „die Einwirkung eines fremden geiſtigen Prin¬
zips, dem man ſich willenlos fuͤgen muß? „Ich
halte,“ erwiederte der Mediziner, „ich halte, um
nicht zu weit zu gehen, dieſe Einwirkung nicht allein
fuͤr moͤglich, ſondern auch andern, durch den magne¬
tiſchen Zuſtand deutlicher gewordenen Operationen
des pſychiſchen Prinzips fuͤr ganz homogen.“ „So
koͤnnt' es auch,“ fuhr ich fort, „daͤmoniſchen Kraͤf¬
ten verſtattet ſeyn, feindlich verderbend auf uns zu
wirken?“ „Schnoͤde Kunſtſtuͤcke gefallner Geiſter,“
erwiderte der Mediziner laͤchelnd. — „Nein, de¬
nen wollen wir nicht erliegen. Und uͤberhaupt
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[48/0056] ner Sehnſucht erreicht, ſo ahnen wir an dem toͤnen¬ den Fluͤgelſchlag unbekannter, uns mit Geiſterathem beruͤhrender Weſen, daß der Pilgergang uns zur Quelle des Lichts fuͤhrt, vor dem unſere Augen ſich aufthun!“ — Ich konnte mich nicht laͤnger halten, „Sie ſtatuiren alſo,“ wandte ich mich zu dem Medi¬ ziner, „die Einwirkung eines fremden geiſtigen Prin¬ zips, dem man ſich willenlos fuͤgen muß? „Ich halte,“ erwiederte der Mediziner, „ich halte, um nicht zu weit zu gehen, dieſe Einwirkung nicht allein fuͤr moͤglich, ſondern auch andern, durch den magne¬ tiſchen Zuſtand deutlicher gewordenen Operationen des pſychiſchen Prinzips fuͤr ganz homogen.“ „So koͤnnt' es auch,“ fuhr ich fort, „daͤmoniſchen Kraͤf¬ ten verſtattet ſeyn, feindlich verderbend auf uns zu wirken?“ „Schnoͤde Kunſtſtuͤcke gefallner Geiſter,“ erwiderte der Mediziner laͤchelnd. — „Nein, de¬ nen wollen wir nicht erliegen. Und uͤberhaupt bitt' ich, meine Andeutungen fuͤr nichts anders zu nehmen, als eben nur fuͤr Andeutungen, denen ich noch hinzufuͤge, daß ich keinesweges an unbe¬ dingte

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/56>, abgerufen am 17.05.2024.