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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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dem Rückenwirbel. -- Die Gestalt kam wieder,
der Arzt, mit mir in den Spiegel schauend er¬
blaßte, dann nahm er mir den Spiegel aus der
Hand, schauete nochmals hinein, verschloß ihn in
dem Pult, und kehrte erst, als er einige Sekunden
hindurch die Hand vor der Stirn schweigend da
gestanden, zu mir zurück. "Befolgen Sie," fing
er an, "befolgen Sie genau meine Vorschriften.
Ich darf ihnen bekennen, daß jene Momente, in
denen Sie außer sich selbst gesetzt Ihr eignes Ich
in physischem Schmerz fühlten, mir noch sehr ge¬
heimnißvoll sind, aber ich hoffe Ihnen recht bald
mehr darüber sagen zu können." -- Mit festem,
unabänderlichem Willen, so schwer es mir auch
ankam, lebte ich zur Stunde den Vorschriften des
Arztes gemäß, und so sehr ich auch bald den wohl¬
thätigen Einfluß anderer Geistesanstrengung und der
übrigen verordneten Diät verspürte, so blieb ich doch
nicht frei von jenen furchtbaren Anfällen, die Mittags
um zwölf Uhr, viel stärker aber Nachts um zwölf
Uhr sich einzustellen pflegten. Selbst in munterer

dem Ruͤckenwirbel. — Die Geſtalt kam wieder,
der Arzt, mit mir in den Spiegel ſchauend er¬
blaßte, dann nahm er mir den Spiegel aus der
Hand, ſchauete nochmals hinein, verſchloß ihn in
dem Pult, und kehrte erſt, als er einige Sekunden
hindurch die Hand vor der Stirn ſchweigend da
geſtanden, zu mir zuruͤck. „Befolgen Sie,“ fing
er an, „befolgen Sie genau meine Vorſchriften.
Ich darf ihnen bekennen, daß jene Momente, in
denen Sie außer ſich ſelbſt geſetzt Ihr eignes Ich
in phyſiſchem Schmerz fuͤhlten, mir noch ſehr ge¬
heimnißvoll ſind, aber ich hoffe Ihnen recht bald
mehr daruͤber ſagen zu koͤnnen.“ — Mit feſtem,
unabaͤnderlichem Willen, ſo ſchwer es mir auch
ankam, lebte ich zur Stunde den Vorſchriften des
Arztes gemaͤß, und ſo ſehr ich auch bald den wohl¬
thaͤtigen Einfluß anderer Geiſtesanſtrengung und der
uͤbrigen verordneten Diaͤt verſpuͤrte, ſo blieb ich doch
nicht frei von jenen furchtbaren Anfaͤllen, die Mittags
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[43/0051] dem Ruͤckenwirbel. — Die Geſtalt kam wieder, der Arzt, mit mir in den Spiegel ſchauend er¬ blaßte, dann nahm er mir den Spiegel aus der Hand, ſchauete nochmals hinein, verſchloß ihn in dem Pult, und kehrte erſt, als er einige Sekunden hindurch die Hand vor der Stirn ſchweigend da geſtanden, zu mir zuruͤck. „Befolgen Sie,“ fing er an, „befolgen Sie genau meine Vorſchriften. Ich darf ihnen bekennen, daß jene Momente, in denen Sie außer ſich ſelbſt geſetzt Ihr eignes Ich in phyſiſchem Schmerz fuͤhlten, mir noch ſehr ge¬ heimnißvoll ſind, aber ich hoffe Ihnen recht bald mehr daruͤber ſagen zu koͤnnen.“ — Mit feſtem, unabaͤnderlichem Willen, ſo ſchwer es mir auch ankam, lebte ich zur Stunde den Vorſchriften des Arztes gemaͤß, und ſo ſehr ich auch bald den wohl¬ thaͤtigen Einfluß anderer Geiſtesanſtrengung und der uͤbrigen verordneten Diaͤt verſpuͤrte, ſo blieb ich doch nicht frei von jenen furchtbaren Anfaͤllen, die Mittags um zwoͤlf Uhr, viel ſtaͤrker aber Nachts um zwoͤlf Uhr ſich einzuſtellen pflegten. Selbſt in munterer

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/51>, abgerufen am 24.11.2024.