von. -- Hermenegilda's Zustand, der aus dum¬ pfen Wahnsinn in wilde Raserei übergehen zu wol¬ len schien, änderte auch Nepomuks und des Fürsten Gesinnungen, die nun erst das Entsetzliche, Un¬ sühnbare von Xavers That einsahen. Man wollte nach dem Arzt senden, aber die Fürstin verwarf alle ärztliche Hülfe, wo nur geistlicher Trost viel¬ leicht wirken könne. Statt des Arztes erschien also der Carmelitermönch Cyprianus, Beichtvater des Hauses. Auf wunderbare Weise gelang es ihm, Hermenegilda aus der Bewußtlosigkeit des stieren Wahnsinns zu erwecken. Noch mehr! -- bald wurde sie ruhig und gefaßt; sie sprach ganz zusam¬ menhängend mit der Fürstin, der sie den Wunsch äußerte, nach ihrer Niederkunft ihr Leben im Ci¬ sterzienser Kloster zu O. in steter Reue und Trauer hinzubringen. Ihren Trauerkleidern hatte sie Schleier hinzugefügt, die ihr Gesicht undurchdring¬ lich verhüllten und die sie niemals lüpfte. Pater Cyprianus verließ das Schloß, kam aber nach eini¬ gen Tagen wieder. Unterdessen hatte der Fürst Z.
von. — Hermenegilda's Zuſtand, der aus dum¬ pfen Wahnſinn in wilde Raſerei uͤbergehen zu wol¬ len ſchien, aͤnderte auch Nepomuks und des Fuͤrſten Geſinnungen, die nun erſt das Entſetzliche, Un¬ ſuͤhnbare von Xavers That einſahen. Man wollte nach dem Arzt ſenden, aber die Fuͤrſtin verwarf alle aͤrztliche Huͤlfe, wo nur geiſtlicher Troſt viel¬ leicht wirken koͤnne. Statt des Arztes erſchien alſo der Carmelitermoͤnch Cyprianus, Beichtvater des Hauſes. Auf wunderbare Weiſe gelang es ihm, Hermenegilda aus der Bewußtloſigkeit des ſtieren Wahnſinns zu erwecken. Noch mehr! — bald wurde ſie ruhig und gefaßt; ſie ſprach ganz zuſam¬ menhaͤngend mit der Fuͤrſtin, der ſie den Wunſch aͤußerte, nach ihrer Niederkunft ihr Leben im Ci¬ ſterzienſer Kloſter zu O. in ſteter Reue und Trauer hinzubringen. Ihren Trauerkleidern hatte ſie Schleier hinzugefuͤgt, die ihr Geſicht undurchdring¬ lich verhuͤllten und die ſie niemals luͤpfte. Pater Cyprianus verließ das Schloß, kam aber nach eini¬ gen Tagen wieder. Unterdeſſen hatte der Fuͤrſt Z.
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von. — Hermenegilda's Zuſtand, der aus dum¬
pfen Wahnſinn in wilde Raſerei uͤbergehen zu wol¬
len ſchien, aͤnderte auch Nepomuks und des Fuͤrſten
Geſinnungen, die nun erſt das Entſetzliche, Un¬
ſuͤhnbare von Xavers That einſahen. Man wollte
nach dem Arzt ſenden, aber die Fuͤrſtin verwarf
alle aͤrztliche Huͤlfe, wo nur geiſtlicher Troſt viel¬
leicht wirken koͤnne. Statt des Arztes erſchien alſo
der Carmelitermoͤnch Cyprianus, Beichtvater des
Hauſes. Auf wunderbare Weiſe gelang es ihm,
Hermenegilda aus der Bewußtloſigkeit des ſtieren
Wahnſinns zu erwecken. Noch mehr! — bald
wurde ſie ruhig und gefaßt; ſie ſprach ganz zuſam¬
menhaͤngend mit der Fuͤrſtin, der ſie den Wunſch
aͤußerte, nach ihrer Niederkunft ihr Leben im Ci¬
ſterzienſer Kloſter zu O. in ſteter Reue und Trauer
hinzubringen. Ihren Trauerkleidern hatte ſie
Schleier hinzugefuͤgt, die ihr Geſicht undurchdring¬
lich verhuͤllten und die ſie niemals luͤpfte. Pater
Cyprianus verließ das Schloß, kam aber nach eini¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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