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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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zu verhindern, daß wenigstens vor der Thüre
seines Hauses nicht abenteuerliches von der Frem¬
den geschwatzt wurde, deren Aufenthalt in des Bür¬
germeisters Hause freilich in der Stadt bekannt
geworden. Ihre Gänge nach dem Carmeliterklo¬
ster blieben auch nicht unbemerkt und bald nannte
man sie des Bürgermeisters schwarze Frau, wo¬
mit freilich sich von selbst die Idee einer spukhaf¬
ten Erscheinung verband. Der Zufall wollte, daß
eines Tages, als die Tochter der Fremden die
Speisen in das Zimmer brachte, der Luftstrom
den Schleier erfaßte und aufhob; mit Blitzes¬
schnelle wandte sich die Fremde, so daß sie sich
in demselben Moment dem Blick des Mädchens
entzog. Diese kam aber erblaßt und an allen
Gliedern zitternd herab. Keine Verzerrung, aber
so wie die Mutter ein todtenbleiches, hatte sie ein
marmorweißes Antlitz erschaut, aus dessen tiefen
Augenhöhlen es seltsam hervorblitzte. Der Alte
schob mit Recht vieles auf des Mädchens Einbil¬
dung, aber auch ihm war es, im Grunde genom¬

zu verhindern, daß wenigſtens vor der Thuͤre
ſeines Hauſes nicht abenteuerliches von der Frem¬
den geſchwatzt wurde, deren Aufenthalt in des Buͤr¬
germeiſters Hauſe freilich in der Stadt bekannt
geworden. Ihre Gaͤnge nach dem Carmeliterklo¬
ſter blieben auch nicht unbemerkt und bald nannte
man ſie des Buͤrgermeiſters ſchwarze Frau, wo¬
mit freilich ſich von ſelbſt die Idee einer ſpukhaf¬
ten Erſcheinung verband. Der Zufall wollte, daß
eines Tages, als die Tochter der Fremden die
Speiſen in das Zimmer brachte, der Luftſtrom
den Schleier erfaßte und aufhob; mit Blitzes¬
ſchnelle wandte ſich die Fremde, ſo daß ſie ſich
in demſelben Moment dem Blick des Maͤdchens
entzog. Dieſe kam aber erblaßt und an allen
Gliedern zitternd herab. Keine Verzerrung, aber
ſo wie die Mutter ein todtenbleiches, hatte ſie ein
marmorweißes Antlitz erſchaut, aus deſſen tiefen
Augenhoͤhlen es ſeltſam hervorblitzte. Der Alte
ſchob mit Recht vieles auf des Maͤdchens Einbil¬
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[265/0273] zu verhindern, daß wenigſtens vor der Thuͤre ſeines Hauſes nicht abenteuerliches von der Frem¬ den geſchwatzt wurde, deren Aufenthalt in des Buͤr¬ germeiſters Hauſe freilich in der Stadt bekannt geworden. Ihre Gaͤnge nach dem Carmeliterklo¬ ſter blieben auch nicht unbemerkt und bald nannte man ſie des Buͤrgermeiſters ſchwarze Frau, wo¬ mit freilich ſich von ſelbſt die Idee einer ſpukhaf¬ ten Erſcheinung verband. Der Zufall wollte, daß eines Tages, als die Tochter der Fremden die Speiſen in das Zimmer brachte, der Luftſtrom den Schleier erfaßte und aufhob; mit Blitzes¬ ſchnelle wandte ſich die Fremde, ſo daß ſie ſich in demſelben Moment dem Blick des Maͤdchens entzog. Dieſe kam aber erblaßt und an allen Gliedern zitternd herab. Keine Verzerrung, aber ſo wie die Mutter ein todtenbleiches, hatte ſie ein marmorweißes Antlitz erſchaut, aus deſſen tiefen Augenhoͤhlen es ſeltſam hervorblitzte. Der Alte ſchob mit Recht vieles auf des Maͤdchens Einbil¬ dung, aber auch ihm war es, im Grunde genom¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/273>, abgerufen am 24.11.2024.