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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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bens; aber wie sich erheben zu dem Muth, Sie,
die Königin des Festes, aufzufordern? Doch! --
er selbst wußte nicht wie es geschah, daß er, als
schon der Tanz angefangen, dicht neben Olim¬
pia
stand, die noch nicht aufgefordert worden,
und daß er, kaum vermögend einige Worte zu
stammeln, ihre Hand ergriff. Eiskalt war Olim¬
pia's
Hand, er fühlte sich durchbebt von grau¬
sigem Todesfrost, er starrte Olimpia ins Auge,
das strahlte ihm voll Liebe und Sehnsucht ent¬
gegen und in dem Augenblick war es auch, als
fingen an in der kalten Hand Pulse zu schlagen und
des Lebensblutes Ströme zu glühen. Und auch
in Nathanael's Innerm glühte höher auf die
Liebeslust, er umschlang die schöne Olimpia und
durchflog mit ihr die Reihen. -- Er glaubte sonst
recht taktmäßig getanzt zu haben, aber an der
ganz eignen rythmischen Festigkeit, womit Olim¬
pia
tanzte und die ihn oft ordentlich aus der
Haltung brachte, merkte er bald, wie sehr ihm
der Takt gemangelt. Er wollte jedoch mit keinem

bens; aber wie ſich erheben zu dem Muth, Sie,
die Koͤnigin des Feſtes, aufzufordern? Doch! —
er ſelbſt wußte nicht wie es geſchah, daß er, als
ſchon der Tanz angefangen, dicht neben Olim¬
pia
ſtand, die noch nicht aufgefordert worden,
und daß er, kaum vermoͤgend einige Worte zu
ſtammeln, ihre Hand ergriff. Eiskalt war Olim¬
pia's
Hand, er fuͤhlte ſich durchbebt von grau¬
ſigem Todesfroſt, er ſtarrte Olimpia ins Auge,
das ſtrahlte ihm voll Liebe und Sehnſucht ent¬
gegen und in dem Augenblick war es auch, als
fingen an in der kalten Hand Pulſe zu ſchlagen und
des Lebensblutes Stroͤme zu gluͤhen. Und auch
in Nathanael's Innerm gluͤhte hoͤher auf die
Liebesluſt, er umſchlang die ſchoͤne Olimpia und
durchflog mit ihr die Reihen. — Er glaubte ſonſt
recht taktmaͤßig getanzt zu haben, aber an der
ganz eignen rythmiſchen Feſtigkeit, womit Olim¬
pia
tanzte und die ihn oft ordentlich aus der
Haltung brachte, merkte er bald, wie ſehr ihm
der Takt gemangelt. Er wollte jedoch mit keinem

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[59/0067] bens; aber wie ſich erheben zu dem Muth, Sie, die Koͤnigin des Feſtes, aufzufordern? Doch! — er ſelbſt wußte nicht wie es geſchah, daß er, als ſchon der Tanz angefangen, dicht neben Olim¬ pia ſtand, die noch nicht aufgefordert worden, und daß er, kaum vermoͤgend einige Worte zu ſtammeln, ihre Hand ergriff. Eiskalt war Olim¬ pia's Hand, er fuͤhlte ſich durchbebt von grau¬ ſigem Todesfroſt, er ſtarrte Olimpia ins Auge, das ſtrahlte ihm voll Liebe und Sehnſucht ent¬ gegen und in dem Augenblick war es auch, als fingen an in der kalten Hand Pulſe zu ſchlagen und des Lebensblutes Stroͤme zu gluͤhen. Und auch in Nathanael's Innerm gluͤhte hoͤher auf die Liebesluſt, er umſchlang die ſchoͤne Olimpia und durchflog mit ihr die Reihen. — Er glaubte ſonſt recht taktmaͤßig getanzt zu haben, aber an der ganz eignen rythmiſchen Feſtigkeit, womit Olim¬ pia tanzte und die ihn oft ordentlich aus der Haltung brachte, merkte er bald, wie ſehr ihm der Takt gemangelt. Er wollte jedoch mit keinem

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/67>, abgerufen am 27.11.2024.