[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.Grafen von Vach, und berichtete treulich die gan¬ Die schreckliche Begebenheit hatte den An¬ Grafen von Vach, und berichtete treulich die gan¬ Die ſchreckliche Begebenheit hatte den An¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0218" n="210"/> Grafen von <hi rendition="#g">Vach</hi>, und berichtete treulich die gan¬<lb/> ze Begebenheit. Der Graf von <hi rendition="#g">Vach</hi> billigte die<lb/> That des <hi rendition="#g">Andres</hi>, der zur Rettung ſeines Soh¬<lb/> nes einen Raͤuber und Moͤrder niedergeſtreckt hatte<lb/> und ließ den ganzen Verlauf der Sache niederſchrei¬<lb/> ben und im Archiv des Schloſſes aufbewahren. —</p><lb/> <p>Die ſchreckliche Begebenheit hatte den <hi rendition="#g">An</hi>¬<lb/><hi rendition="#g">dres</hi> tief im Innerſten erſchuͤttert, und wol<lb/> mochte er ſich deshalb, wenn die Nacht eingebro¬<lb/> chen, ſchlaflos auf dem Lager waͤlzen. Aber<lb/> wenn er ſo zwiſchen Wachen und Traͤumen hin¬<lb/> bruͤtete, da hoͤrte er es im Zimmer kniſtern und<lb/> rauſchen, und ein rother Schein fuhr hindurch<lb/> und verſchwand wieder. So wie er anfing zu<lb/> horchen und zu ſchauen, da murmelte es dumpf:<lb/> „Nun biſt Du Meiſter — Du haſt den<lb/> Schatz — Du haſt den Schatz — gebeut<lb/> uͤber die Kraft, ſie iſt Dein! —“ Dem <hi rendition="#g">An¬<lb/> dres</hi> war es, als wolle ein unbekanntes Ge¬<lb/> fuͤhl ganz eigner Wohlbehaglichkeit und Lebensluſt<lb/> in ihm aufgehen; aber ſo wie die Morgenroͤthe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [210/0218]
Grafen von Vach, und berichtete treulich die gan¬
ze Begebenheit. Der Graf von Vach billigte die
That des Andres, der zur Rettung ſeines Soh¬
nes einen Raͤuber und Moͤrder niedergeſtreckt hatte
und ließ den ganzen Verlauf der Sache niederſchrei¬
ben und im Archiv des Schloſſes aufbewahren. —
Die ſchreckliche Begebenheit hatte den An¬
dres tief im Innerſten erſchuͤttert, und wol
mochte er ſich deshalb, wenn die Nacht eingebro¬
chen, ſchlaflos auf dem Lager waͤlzen. Aber
wenn er ſo zwiſchen Wachen und Traͤumen hin¬
bruͤtete, da hoͤrte er es im Zimmer kniſtern und
rauſchen, und ein rother Schein fuhr hindurch
und verſchwand wieder. So wie er anfing zu
horchen und zu ſchauen, da murmelte es dumpf:
„Nun biſt Du Meiſter — Du haſt den
Schatz — Du haſt den Schatz — gebeut
uͤber die Kraft, ſie iſt Dein! —“ Dem An¬
dres war es, als wolle ein unbekanntes Ge¬
fuͤhl ganz eigner Wohlbehaglichkeit und Lebensluſt
in ihm aufgehen; aber ſo wie die Morgenroͤthe
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Zitationshilfe: | [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/218>, abgerufen am 28.07.2024. |