lich gewünscht. Mitten in der Nacht wurde sie durch lautes Toben und Schreien dicht vor dem Hause aus dem Schlafe geweckt, der Knecht stürzte herein und verkündete voller Schreck, daß das ganze Haus von Räubern umringt und an eine Gegenwehr gar nicht zu denken sei. Die Doggen wütheten, aber bald schien es, als wür¬ den sie beschwichtigt und man rief laut: Andres! -- Andres! -- Der Knecht faßte sich ein Herz, öffnete ein Fenster und rief herab, daß der Revierjäger Andres nicht zu Hause sei. "Nun, es thut nichts," antwortete eine Stimme von unten herauf, "öffne nur die Thür, denn wir müssen bei Euch einkehren, Andres wird bald nachfolgen." Was blieb dem Knecht übrig, als die Thür zu öffnen; da strömte der helle Haufe der Räuber herein und begrüßte Giorgina als die Frau ihres Cameraden, dem der Haupt¬ mann Freiheit und Leben zu danken habe. Sie verlangten, daß Giorgina ihnen ein tüchtiges Essen bereiten möge, weil sie Nachts ein schwe¬
lich gewuͤnſcht. Mitten in der Nacht wurde ſie durch lautes Toben und Schreien dicht vor dem Hauſe aus dem Schlafe geweckt, der Knecht ſtuͤrzte herein und verkuͤndete voller Schreck, daß das ganze Haus von Raͤubern umringt und an eine Gegenwehr gar nicht zu denken ſei. Die Doggen wuͤtheten, aber bald ſchien es, als wuͤr¬ den ſie beſchwichtigt und man rief laut: Andres! — Andres! — Der Knecht faßte ſich ein Herz, oͤffnete ein Fenſter und rief herab, daß der Revierjaͤger Andres nicht zu Hauſe ſei. „Nun, es thut nichts,“ antwortete eine Stimme von unten herauf, „oͤffne nur die Thuͤr, denn wir muͤſſen bei Euch einkehren, Andres wird bald nachfolgen.“ Was blieb dem Knecht uͤbrig, als die Thuͤr zu oͤffnen; da ſtroͤmte der helle Haufe der Raͤuber herein und begruͤßte Giorgina als die Frau ihres Cameraden, dem der Haupt¬ mann Freiheit und Leben zu danken habe. Sie verlangten, daß Giorgina ihnen ein tuͤchtiges Eſſen bereiten moͤge, weil ſie Nachts ein ſchwe¬
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lich gewuͤnſcht. Mitten in der Nacht wurde ſie
durch lautes Toben und Schreien dicht vor dem
Hauſe aus dem Schlafe geweckt, der Knecht
ſtuͤrzte herein und verkuͤndete voller Schreck, daß
das ganze Haus von Raͤubern umringt und an
eine Gegenwehr gar nicht zu denken ſei. Die
Doggen wuͤtheten, aber bald ſchien es, als wuͤr¬
den ſie beſchwichtigt und man rief laut: Andres!
— Andres! — Der Knecht faßte ſich ein
Herz, oͤffnete ein Fenſter und rief herab, daß
der Revierjaͤger Andres nicht zu Hauſe ſei.
„Nun, es thut nichts,“ antwortete eine Stimme
von unten herauf, „oͤffne nur die Thuͤr, denn wir
muͤſſen bei Euch einkehren, Andres wird bald
nachfolgen.“ Was blieb dem Knecht uͤbrig, als
die Thuͤr zu oͤffnen; da ſtroͤmte der helle Haufe
der Raͤuber herein und begruͤßte Giorgina
als die Frau ihres Cameraden, dem der Haupt¬
mann Freiheit und Leben zu danken habe. Sie
verlangten, daß Giorgina ihnen ein tuͤchtiges
Eſſen bereiten moͤge, weil ſie Nachts ein ſchwe¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/151>, abgerufen am 22.11.2024.
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