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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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widersprechender Gefühle beklemmte seine Brust und
erfüllte sie zugleich mit süßer nie gekannter Angst.

"Schlaft nicht Peregrinus, schlaft nicht edler
Mann, ich muß augenblicklich mit Euch reden!" So
lispelte es dicht vor Peregrinus und immerfort,
"schlaft nicht! schlaft nicht!" bis er endlich die Au¬
gen aufschlug die er geschlossen, nur um die holde
Aline deutlicher zu sehen.

In dem Schimmer der Nachtlampe gewahrte er
ein kleines, kaum spannlanges Ungeheuer, das
auf seiner weißen Bettdecke saß und vor dem er sich
im ersten Augenblick entsetzte, dann griff er aber mu¬
thig mit der Hand darnach, um sich zu überzeugen,
ob seine Fantasie ihn nicht täusche. Doch sogleich war
das kleine Ungeheuer spurlos verschwunden.

Konnte die genaue Portraitirung der schönen
Aline, Dörtje Elverdink oder Prinzessin Gamaheh --
denn daß eine und dieselbe Person sich nur scheinbar
in drei Personen zerspaltet, weiß der geneigte Leser
schon längst -- füglich unterbleiben, so ist dagegen es
durchaus nöthig, ganz genau das kleine Ungeheuer
zu beschreiben, das auf der Bettdecke saß und dem
Herrn Peregrinus einiges Entsetzen verursachte.

Wie schon erwähnt, war die Kreatur kaum eine
Spanne lang; in dem Vogelkopf stacken ein Paar

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widerſprechender Gefühle beklemmte ſeine Bruſt und
erfüllte ſie zugleich mit ſüßer nie gekannter Angſt.

»Schlaft nicht Peregrinus, ſchlaft nicht edler
Mann, ich muß augenblicklich mit Euch reden!» So
lispelte es dicht vor Peregrinus und immerfort,
»ſchlaft nicht! ſchlaft nicht!» bis er endlich die Au¬
gen aufſchlug die er geſchloſſen, nur um die holde
Aline deutlicher zu ſehen.

In dem Schimmer der Nachtlampe gewahrte er
ein kleines, kaum ſpannlanges Ungeheuer, das
auf ſeiner weißen Bettdecke ſaß und vor dem er ſich
im erſten Augenblick entſetzte, dann griff er aber mu¬
thig mit der Hand darnach, um ſich zu überzeugen,
ob ſeine Fantaſie ihn nicht täuſche. Doch ſogleich war
das kleine Ungeheuer ſpurlos verſchwunden.

Konnte die genaue Portraitirung der ſchönen
Aline, Dörtje Elverdink oder Prinzeſſin Gamaheh —
denn daß eine und dieſelbe Perſon ſich nur ſcheinbar
in drei Perſonen zerſpaltet, weiß der geneigte Leſer
ſchon längſt — füglich unterbleiben, ſo iſt dagegen es
durchaus nöthig, ganz genau das kleine Ungeheuer
zu beſchreiben, das auf der Bettdecke ſaß und dem
Herrn Peregrinus einiges Entſetzen verurſachte.

Wie ſchon erwähnt, war die Kreatur kaum eine
Spanne lang; in dem Vogelkopf ſtacken ein Paar

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[83/0088] widerſprechender Gefühle beklemmte ſeine Bruſt und erfüllte ſie zugleich mit ſüßer nie gekannter Angſt. »Schlaft nicht Peregrinus, ſchlaft nicht edler Mann, ich muß augenblicklich mit Euch reden!» So lispelte es dicht vor Peregrinus und immerfort, »ſchlaft nicht! ſchlaft nicht!» bis er endlich die Au¬ gen aufſchlug die er geſchloſſen, nur um die holde Aline deutlicher zu ſehen. In dem Schimmer der Nachtlampe gewahrte er ein kleines, kaum ſpannlanges Ungeheuer, das auf ſeiner weißen Bettdecke ſaß und vor dem er ſich im erſten Augenblick entſetzte, dann griff er aber mu¬ thig mit der Hand darnach, um ſich zu überzeugen, ob ſeine Fantaſie ihn nicht täuſche. Doch ſogleich war das kleine Ungeheuer ſpurlos verſchwunden. Konnte die genaue Portraitirung der ſchönen Aline, Dörtje Elverdink oder Prinzeſſin Gamaheh — denn daß eine und dieſelbe Perſon ſich nur ſcheinbar in drei Perſonen zerſpaltet, weiß der geneigte Leſer ſchon längſt — füglich unterbleiben, ſo iſt dagegen es durchaus nöthig, ganz genau das kleine Ungeheuer zu beſchreiben, das auf der Bettdecke ſaß und dem Herrn Peregrinus einiges Entſetzen verurſachte. Wie ſchon erwähnt, war die Kreatur kaum eine Spanne lang; in dem Vogelkopf ſtacken ein Paar 6 *

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/88>, abgerufen am 21.11.2024.