Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

"geschrieen hatten, ein Vergleich zu Stande kam.
"Der College überließ mir die Prinzessin, wogegen
"ich ihm ein sehr wichtiges geheimnißvolles Glas ein¬
"händigte. Eben dieses Glas ist aber die Ursache un¬
"serer jetzigen gänzlichen Verfeindung. Mein College
"behauptet nämlich, ich habe das Glas betrügerischer
"Weise unterschlagen; dieß ist aber eine grobe unver¬
"schämte Lüge, und wenn ich auch wirklich weiß, daß
"ihm das Glas bei der Aushändigung abhanden ge¬
"kommen ist, so kann ich doch auf Ehre und Gewis¬
"sen betheuern, daß ich nicht Schuld daran bin, auch
"durchaus nicht begreife, wie das hat geschehen kön¬
"nen. Das Glas ist nämlich gar nicht so klein, da
"ein Pulverkorn nur höchstens acht Mal größer seyn
"mag. -- Seht, Freund Pepusch, nun habe ich Euch
"mein ganzes Vertrauen geschenkt, nun wißt Ihr,
"daß Dörtje Elverdink keine andere ist, als eben die
"ins Leben zurückgerufene Prinzessin Gamaheh, nun
"seht Ihr ein, daß ein schlichter junger Mann wie
"Ihr wohl auf solch eine hohe mystische Verbin¬
"dung keinen" --

"Halt," unterbrach George Pepusch den Flohbän¬
diger, indem er ihn etwas satanisch anlächelte, "halt,
"ein Vertrauen ist des andern werth, und so will ich
"Euch meiner Seits denn vertrauen, daß ich das Al¬

»geſchrieen hatten, ein Vergleich zu Stande kam.
»Der College überließ mir die Prinzeſſin, wogegen
»ich ihm ein ſehr wichtiges geheimnißvolles Glas ein¬
»händigte. Eben dieſes Glas iſt aber die Urſache un¬
»ſerer jetzigen gänzlichen Verfeindung. Mein College
»behauptet nämlich, ich habe das Glas betrügeriſcher
»Weiſe unterſchlagen; dieß iſt aber eine grobe unver¬
»ſchämte Lüge, und wenn ich auch wirklich weiß, daß
»ihm das Glas bei der Aushändigung abhanden ge¬
»kommen iſt, ſo kann ich doch auf Ehre und Gewiſ¬
»ſen betheuern, daß ich nicht Schuld daran bin, auch
»durchaus nicht begreife, wie das hat geſchehen kön¬
»nen. Das Glas iſt nämlich gar nicht ſo klein, da
»ein Pulverkorn nur höchſtens acht Mal größer ſeyn
»mag. — Seht, Freund Pepuſch, nun habe ich Euch
»mein ganzes Vertrauen geſchenkt, nun wißt Ihr,
»daß Dörtje Elverdink keine andere iſt, als eben die
»ins Leben zurückgerufene Prinzeſſin Gamaheh, nun
»ſeht Ihr ein, daß ein ſchlichter junger Mann wie
»Ihr wohl auf ſolch eine hohe myſtiſche Verbin¬
»dung keinen» —

»Halt,» unterbrach George Pepuſch den Flohbän¬
diger, indem er ihn etwas ſataniſch anlächelte, »halt,
»ein Vertrauen iſt des andern werth, und ſo will ich
»Euch meiner Seits denn vertrauen, daß ich das Al¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0068" n="63"/>
»ge&#x017F;chrieen hatten, ein Vergleich zu Stande kam.<lb/>
»Der College überließ mir die Prinze&#x017F;&#x017F;in, wogegen<lb/>
»ich ihm ein &#x017F;ehr wichtiges geheimnißvolles Glas ein¬<lb/>
»händigte. Eben die&#x017F;es Glas i&#x017F;t aber die Ur&#x017F;ache un¬<lb/>
»&#x017F;erer jetzigen gänzlichen Verfeindung. Mein College<lb/>
»behauptet nämlich, ich habe das Glas betrügeri&#x017F;cher<lb/>
»Wei&#x017F;e unter&#x017F;chlagen; dieß i&#x017F;t aber eine grobe unver¬<lb/>
»&#x017F;chämte Lüge, und wenn ich auch wirklich weiß, daß<lb/>
»ihm das Glas bei der Aushändigung abhanden ge¬<lb/>
»kommen i&#x017F;t, &#x017F;o kann ich doch auf Ehre und Gewi&#x017F;¬<lb/>
»&#x017F;en betheuern, daß ich nicht Schuld daran bin, auch<lb/>
»durchaus nicht begreife, wie das hat ge&#x017F;chehen kön¬<lb/>
»nen. Das Glas i&#x017F;t nämlich gar nicht &#x017F;o klein, da<lb/>
»ein Pulverkorn nur höch&#x017F;tens acht Mal größer &#x017F;eyn<lb/>
»mag. &#x2014; Seht, Freund Pepu&#x017F;ch, nun habe ich Euch<lb/>
»mein ganzes Vertrauen ge&#x017F;chenkt, nun wißt Ihr,<lb/>
»daß Dörtje Elverdink keine andere i&#x017F;t, als eben die<lb/>
»ins Leben zurückgerufene Prinze&#x017F;&#x017F;in Gamaheh, nun<lb/>
»&#x017F;eht Ihr ein, daß ein &#x017F;chlichter junger Mann wie<lb/>
»Ihr wohl auf &#x017F;olch eine hohe my&#x017F;ti&#x017F;che Verbin¬<lb/>
»dung keinen» &#x2014;</p><lb/>
          <p>»Halt,» unterbrach George Pepu&#x017F;ch den Flohbän¬<lb/>
diger, indem er ihn etwas &#x017F;atani&#x017F;ch anlächelte, »halt,<lb/>
»ein Vertrauen i&#x017F;t des andern werth, und &#x017F;o will ich<lb/>
»Euch meiner Seits denn vertrauen, daß ich das Al¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0068] »geſchrieen hatten, ein Vergleich zu Stande kam. »Der College überließ mir die Prinzeſſin, wogegen »ich ihm ein ſehr wichtiges geheimnißvolles Glas ein¬ »händigte. Eben dieſes Glas iſt aber die Urſache un¬ »ſerer jetzigen gänzlichen Verfeindung. Mein College »behauptet nämlich, ich habe das Glas betrügeriſcher »Weiſe unterſchlagen; dieß iſt aber eine grobe unver¬ »ſchämte Lüge, und wenn ich auch wirklich weiß, daß »ihm das Glas bei der Aushändigung abhanden ge¬ »kommen iſt, ſo kann ich doch auf Ehre und Gewiſ¬ »ſen betheuern, daß ich nicht Schuld daran bin, auch »durchaus nicht begreife, wie das hat geſchehen kön¬ »nen. Das Glas iſt nämlich gar nicht ſo klein, da »ein Pulverkorn nur höchſtens acht Mal größer ſeyn »mag. — Seht, Freund Pepuſch, nun habe ich Euch »mein ganzes Vertrauen geſchenkt, nun wißt Ihr, »daß Dörtje Elverdink keine andere iſt, als eben die »ins Leben zurückgerufene Prinzeſſin Gamaheh, nun »ſeht Ihr ein, daß ein ſchlichter junger Mann wie »Ihr wohl auf ſolch eine hohe myſtiſche Verbin¬ »dung keinen» — »Halt,» unterbrach George Pepuſch den Flohbän¬ diger, indem er ihn etwas ſataniſch anlächelte, »halt, »ein Vertrauen iſt des andern werth, und ſo will ich »Euch meiner Seits denn vertrauen, daß ich das Al¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/68
Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/68>, abgerufen am 15.10.2024.