Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.Der Buchbinder Lämmerhirt wohnte in dem höchsten Stock eines engen Hauses in der Kalbächer Der Buchbinder öffnete ganz erschrocken und er¬ "Hochgeehrtester Herr Tyß," rief Lämmerhirt Der Buchbinder Lämmerhirt wohnte in dem höchſten Stock eines engen Hauſes in der Kalbächer Der Buchbinder öffnete ganz erſchrocken und er¬ »Hochgeehrteſter Herr Tyß,» rief Lämmerhirt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0033" n="28"/> <p>Der Buchbinder Lämmerhirt wohnte in dem</p><lb/> <p>höchſten Stock eines engen Hauſes in der Kalbächer<lb/> Gaſſe, und pfiff und tobte nun der Winterſturm, reg¬<lb/> nete und ſchneite es wild durcheinander, ſo kann man<lb/> denken, daß Herr Peregrinus nicht ohne große Be¬<lb/> ſchwerde zu ſeinem Ziel gelangte. Aus Lämmerhirts<lb/> Fenſtern blinkten ein paar ärmliche Lichterchen herab,<lb/> mühſam erkletterte Peregrinus die ſteile Treppe. »Auf¬<lb/> gemacht,» rief er, indem er an die Stubenthüre<lb/> pochte, »aufgemacht, aufgemacht, der heilige Chriſt<lb/> ſchickt frommen Kindern ſeine Gaben!» —</p><lb/> <p>Der Buchbinder öffnete ganz erſchrocken und er¬<lb/> kannte den ganz eingeſchneiten Peregrinus erſt, nach¬<lb/> dem er ihn lange genug betrachtet.</p><lb/> <p>»Hochgeehrteſter Herr Tyß,» rief Lämmerhirt<lb/> voll Erſtaunen, »Hochgeehrteſter Herr Tyß, wie<lb/> »komm ich um des Herrn willen am heiligen Chriſt¬<lb/> »abend zu der beſondern Ehre» — Herr Peregrinus<lb/> ließ ihn aber gar nicht ausreden‚ ſondern bemächtigte<lb/> ſich, laut rufend: »Kinder — Kinder! aufgepaßt, der<lb/> heilige Chriſt ſchickt ſeine Gaben!» des großen Klapp¬<lb/> tiſches, der in der Mitte des Stübchens befindlich,<lb/> und begann ſofort die wohlverdeckten Weihnachtsgaben<lb/> aus dem Korbe zu holen. Den ganz naſſen tropfen¬<lb/> den Weihnachtsbaum hatte er freilich vor der Thüre<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0033]
Der Buchbinder Lämmerhirt wohnte in dem
höchſten Stock eines engen Hauſes in der Kalbächer
Gaſſe, und pfiff und tobte nun der Winterſturm, reg¬
nete und ſchneite es wild durcheinander, ſo kann man
denken, daß Herr Peregrinus nicht ohne große Be¬
ſchwerde zu ſeinem Ziel gelangte. Aus Lämmerhirts
Fenſtern blinkten ein paar ärmliche Lichterchen herab,
mühſam erkletterte Peregrinus die ſteile Treppe. »Auf¬
gemacht,» rief er, indem er an die Stubenthüre
pochte, »aufgemacht, aufgemacht, der heilige Chriſt
ſchickt frommen Kindern ſeine Gaben!» —
Der Buchbinder öffnete ganz erſchrocken und er¬
kannte den ganz eingeſchneiten Peregrinus erſt, nach¬
dem er ihn lange genug betrachtet.
»Hochgeehrteſter Herr Tyß,» rief Lämmerhirt
voll Erſtaunen, »Hochgeehrteſter Herr Tyß, wie
»komm ich um des Herrn willen am heiligen Chriſt¬
»abend zu der beſondern Ehre» — Herr Peregrinus
ließ ihn aber gar nicht ausreden‚ ſondern bemächtigte
ſich, laut rufend: »Kinder — Kinder! aufgepaßt, der
heilige Chriſt ſchickt ſeine Gaben!» des großen Klapp¬
tiſches, der in der Mitte des Stübchens befindlich,
und begann ſofort die wohlverdeckten Weihnachtsgaben
aus dem Korbe zu holen. Den ganz naſſen tropfen¬
den Weihnachtsbaum hatte er freilich vor der Thüre
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