genug, warum sich beide, Peregrinus und der Alte sehr gut vertrugen, da sie sich niemals sahen.
Es gab nur vier Familienfeste, die Peregrinus sehr feierlich beging, und das waren die beiden Ge¬ burtstage des Vaters und der Mutter, der erste Oster¬ feiertag und sein eignes Tauffest. An diesen Tagen mußte Aline einen Tisch für so viele Personen, als der Vater sonst eingeladen und dieselbe Schüsseln, die gewöhnlich aufgetragen worden, bereiten, so wie den¬ selben Wein aufsetzen lassen, wie ihn der Vater gege¬ ben. Es versteht sich, daß dasselbe Silber, dieselben Teller, dieselben Gläser, wie alles damals gebraucht worden und wie es sich noch unversehrt im Nachlasse befand, auch jetzt nach der so viele Jahre hindurch üblichen Weise gebraucht werden mußte. Peregrinus hielt strenge darauf. War die Tafel fertig, so setzte sich Peregrinus ganz allein hinan, aß und trank nur wenig, horchte auf die Gespräche der Eltern, der ein¬ gebildeten Gäste und antwortete nur bescheiden auf diese, jene Frage, die jemand aus der Gesellschaft an ihn richtete. Hatte die Mutter den Stuhl gerückt, so stand er mit den übrigen auf und empfahl sich jedem auf die höflichste Weise. -- Er ging dann in ein ab¬ gelegenes Zimmer und überließ seiner Aline die Ver¬ theilung der vielen nicht angerührten Schüsseln und
genug, warum ſich beide, Peregrinus und der Alte ſehr gut vertrugen, da ſie ſich niemals ſahen.
Es gab nur vier Familienfeſte, die Peregrinus ſehr feierlich beging, und das waren die beiden Ge¬ burtstage des Vaters und der Mutter, der erſte Oſter¬ feiertag und ſein eignes Tauffeſt. An dieſen Tagen mußte Aline einen Tiſch für ſo viele Perſonen, als der Vater ſonſt eingeladen und dieſelbe Schüſſeln, die gewöhnlich aufgetragen worden, bereiten, ſo wie den¬ ſelben Wein aufſetzen laſſen, wie ihn der Vater gege¬ ben. Es verſteht ſich, daß daſſelbe Silber, dieſelben Teller, dieſelben Gläſer, wie alles damals gebraucht worden und wie es ſich noch unverſehrt im Nachlaſſe befand, auch jetzt nach der ſo viele Jahre hindurch üblichen Weiſe gebraucht werden mußte. Peregrinus hielt ſtrenge darauf. War die Tafel fertig, ſo ſetzte ſich Peregrinus ganz allein hinan, aß und trank nur wenig, horchte auf die Geſpräche der Eltern, der ein¬ gebildeten Gäſte und antwortete nur beſcheiden auf dieſe, jene Frage, die jemand aus der Geſellſchaft an ihn richtete. Hatte die Mutter den Stuhl gerückt, ſo ſtand er mit den übrigen auf und empfahl ſich jedem auf die höflichſte Weiſe. — Er ging dann in ein ab¬ gelegenes Zimmer und überließ ſeiner Aline die Ver¬ theilung der vielen nicht angerührten Schüſſeln und
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genug, warum ſich beide, Peregrinus und der Alte
ſehr gut vertrugen, da ſie ſich niemals ſahen.
Es gab nur vier Familienfeſte, die Peregrinus
ſehr feierlich beging, und das waren die beiden Ge¬
burtstage des Vaters und der Mutter, der erſte Oſter¬
feiertag und ſein eignes Tauffeſt. An dieſen Tagen
mußte Aline einen Tiſch für ſo viele Perſonen, als
der Vater ſonſt eingeladen und dieſelbe Schüſſeln, die
gewöhnlich aufgetragen worden, bereiten, ſo wie den¬
ſelben Wein aufſetzen laſſen, wie ihn der Vater gege¬
ben. Es verſteht ſich, daß daſſelbe Silber, dieſelben
Teller, dieſelben Gläſer, wie alles damals gebraucht
worden und wie es ſich noch unverſehrt im Nachlaſſe
befand, auch jetzt nach der ſo viele Jahre hindurch
üblichen Weiſe gebraucht werden mußte. Peregrinus
hielt ſtrenge darauf. War die Tafel fertig, ſo ſetzte
ſich Peregrinus ganz allein hinan, aß und trank nur
wenig, horchte auf die Geſpräche der Eltern, der ein¬
gebildeten Gäſte und antwortete nur beſcheiden auf
dieſe, jene Frage, die jemand aus der Geſellſchaft an
ihn richtete. Hatte die Mutter den Stuhl gerückt,
ſo ſtand er mit den übrigen auf und empfahl ſich jedem
auf die höflichſte Weiſe. — Er ging dann in ein ab¬
gelegenes Zimmer und überließ ſeiner Aline die Ver¬
theilung der vielen nicht angerührten Schüſſeln und
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/29>, abgerufen am 16.07.2024.
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