Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.O meine Ahnung, rief Peregrinus, indem ihm Das Mysterium ist erschlossen, der höchste Au¬ Auch Röschen schien die Bedeutung des Wun¬ "Ihr habt ganz recht," sprach Meister Floh, Röschen hatte sich beinahe über das kleine Un¬ O meine Ahnung, rief Peregrinus, indem ihm Das Myſterium iſt erſchloſſen, der höchſte Au¬ Auch Röschen ſchien die Bedeutung des Wun¬ »Ihr habt ganz recht,» ſprach Meiſter Floh, Röschen hatte ſich beinahe über das kleine Un¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0270" n="265"/> <p>O meine Ahnung, rief Peregrinus, indem ihm<lb/> die Stimme vor tiefer Wehmuth bebte, o meine Ah¬<lb/> nung, ſie hat mich nicht getäuſcht! Der Strahl des<lb/> Karfunkels, der mich zum höchſten Leben entzündete,<lb/> gab dir den Tod, du durch ſeltſame Verſchlingungen<lb/> eines geheimnißvollen Zwieſpalts dunkler Mächte<lb/> verbundenes Paar.</p><lb/> <p>Das Myſterium iſt erſchloſſen, der höchſte Au¬<lb/> genblick alles erfüllten Sehnens war auch der Augen¬<lb/> blick deines Todes.</p><lb/> <p>Auch Röschen ſchien die Bedeutung des Wun¬<lb/> ders zu ahnen, ſie bückte ſich zu der armen geſtorbenen<lb/> Tulpe herab, und vergoß häufige Thränen.</p><lb/> <p>»Ihr habt ganz recht,» ſprach Meiſter Floh,<lb/> (der plötzlich in ſeiner anmuthigen mikroskopiſchen<lb/> Geſtalt auf der Fackel-Diſtel ſaß) »ja, ihr habt ganz<lb/> »recht, wertheſter Herr Peregrinus; es verhält ſich<lb/> »alles ſo, wie ihr da eben geſprochen habt, und ich<lb/> »verlor nun meine Geliebte auf immer.»</p><lb/> <p>Röschen hatte ſich beinahe über das kleine Un¬<lb/> gethüm entſetzt, da Meiſter Floh ſie aber mit ſolchen<lb/> klugen freundlichen Augen anblickte, und Herr Pe¬<lb/> regrinus ſo vertraulich mit ihm that, ſo faßte ſie ein<lb/> Herz, ſchaute ihm dreiſt ins kleine niedliche Antlitz,<lb/> und gewann um ſo mehr Zutrauen zu der kleinen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0270]
O meine Ahnung, rief Peregrinus, indem ihm
die Stimme vor tiefer Wehmuth bebte, o meine Ah¬
nung, ſie hat mich nicht getäuſcht! Der Strahl des
Karfunkels, der mich zum höchſten Leben entzündete,
gab dir den Tod, du durch ſeltſame Verſchlingungen
eines geheimnißvollen Zwieſpalts dunkler Mächte
verbundenes Paar.
Das Myſterium iſt erſchloſſen, der höchſte Au¬
genblick alles erfüllten Sehnens war auch der Augen¬
blick deines Todes.
Auch Röschen ſchien die Bedeutung des Wun¬
ders zu ahnen, ſie bückte ſich zu der armen geſtorbenen
Tulpe herab, und vergoß häufige Thränen.
»Ihr habt ganz recht,» ſprach Meiſter Floh,
(der plötzlich in ſeiner anmuthigen mikroskopiſchen
Geſtalt auf der Fackel-Diſtel ſaß) »ja, ihr habt ganz
»recht, wertheſter Herr Peregrinus; es verhält ſich
»alles ſo, wie ihr da eben geſprochen habt, und ich
»verlor nun meine Geliebte auf immer.»
Röschen hatte ſich beinahe über das kleine Un¬
gethüm entſetzt, da Meiſter Floh ſie aber mit ſolchen
klugen freundlichen Augen anblickte, und Herr Pe¬
regrinus ſo vertraulich mit ihm that, ſo faßte ſie ein
Herz, ſchaute ihm dreiſt ins kleine niedliche Antlitz,
und gewann um ſo mehr Zutrauen zu der kleinen
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