men, aber die Person stelle dir nach mit seltsamen Verlockungen. Doch das ist beileibe noch nicht das Schlimmste, denke dir mein geliebter Peregrinus, die alte Muhme gerade über, -- du kennst sie wohl, die alte Frau mit der spitzen Nase, die so freundlich hin¬ über grüßt, wenn sie dich sieht, und von der du ein¬ mal sagtest, als du sie Sonntags in ihrem bunten stoffenen Ehrenkleide nach der Kirche ziehen sahst, -- ich muß noch lachen, wenn ich daran denke, -- es wolle dich gemahnen, als wandle ein Feuerlilien- Strauch über die Straße, diese mißtrauische Muhme hat mir allerlei Böses in den Kopf setzen wollen.
So freundlich sie dich auch grüßt, so hat sie mich doch stets vor dir gewarnt und nichts geringeres behauptet, als daß in deinem Hause Satanskünste getrieben würden, und daß die kleine Dörtje gar nichts anders sey, als ein kleines verkapptes Teufelchen, wel¬ ches, um dich zu verlocken, in Menschengestalt umher¬ wandle, und zwar in gar anmuthiger und verfüh¬ rerischer.
Peregrinus! mein holder, geliebter Peregrinus, sich mir ins Auge, du wirst keine Spur des leisesten Argwohns finden, ich habe dein reines Gemüth er¬ kannt, niemals hat dein Wort, dein Blick, nur ei¬
men, aber die Perſon ſtelle dir nach mit ſeltſamen Verlockungen. Doch das iſt beileibe noch nicht das Schlimmſte, denke dir mein geliebter Peregrinus, die alte Muhme gerade über, — du kennſt ſie wohl, die alte Frau mit der ſpitzen Naſe, die ſo freundlich hin¬ über grüßt, wenn ſie dich ſieht, und von der du ein¬ mal ſagteſt, als du ſie Sonntags in ihrem bunten ſtoffenen Ehrenkleide nach der Kirche ziehen ſahſt, — ich muß noch lachen, wenn ich daran denke, — es wolle dich gemahnen, als wandle ein Feuerlilien- Strauch über die Straße, dieſe mißtrauiſche Muhme hat mir allerlei Böſes in den Kopf ſetzen wollen.
So freundlich ſie dich auch grüßt, ſo hat ſie mich doch ſtets vor dir gewarnt und nichts geringeres behauptet, als daß in deinem Hauſe Satanskünſte getrieben würden, und daß die kleine Dörtje gar nichts anders ſey, als ein kleines verkapptes Teufelchen, wel¬ ches, um dich zu verlocken, in Menſchengeſtalt umher¬ wandle, und zwar in gar anmuthiger und verfüh¬ reriſcher.
Peregrinus! mein holder, geliebter Peregrinus, ſich mir ins Auge, du wirſt keine Spur des leiſeſten Argwohns finden, ich habe dein reines Gemüth er¬ kannt, niemals hat dein Wort, dein Blick, nur ei¬
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men, aber die Perſon ſtelle dir nach mit ſeltſamen
Verlockungen. Doch das iſt beileibe noch nicht das
Schlimmſte, denke dir mein geliebter Peregrinus, die
alte Muhme gerade über, — du kennſt ſie wohl, die
alte Frau mit der ſpitzen Naſe, die ſo freundlich hin¬
über grüßt, wenn ſie dich ſieht, und von der du ein¬
mal ſagteſt, als du ſie Sonntags in ihrem bunten
ſtoffenen Ehrenkleide nach der Kirche ziehen ſahſt, —
ich muß noch lachen, wenn ich daran denke, — es
wolle dich gemahnen, als wandle ein Feuerlilien-
Strauch über die Straße, dieſe mißtrauiſche Muhme
hat mir allerlei Böſes in den Kopf ſetzen wollen.
So freundlich ſie dich auch grüßt, ſo hat ſie
mich doch ſtets vor dir gewarnt und nichts geringeres
behauptet, als daß in deinem Hauſe Satanskünſte
getrieben würden, und daß die kleine Dörtje gar nichts
anders ſey, als ein kleines verkapptes Teufelchen, wel¬
ches, um dich zu verlocken, in Menſchengeſtalt umher¬
wandle, und zwar in gar anmuthiger und verfüh¬
reriſcher.
Peregrinus! mein holder, geliebter Peregrinus,
ſich mir ins Auge, du wirſt keine Spur des leiſeſten
Argwohns finden, ich habe dein reines Gemüth er¬
kannt, niemals hat dein Wort, dein Blick, nur ei¬
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/250>, abgerufen am 15.08.2024.
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