einigt sich in dem Brennpunkt des Augenblicks, da das holde Röschen, das reizende Inkarnat holder Jungfräulichkeit auf den Wangen, dem überglückli¬ chen Peregrinus Tyß gesteht, daß sie ihn liebe, ja, daß sie es gar nicht sagen könne, wie so sehr, wie so über alle Maaßen sie ihn liebe, wie sie nur in ihm lebe, wie er allein ihr einziger Gedanke, ihr einziges Glück sey.
Der finstere arglistige Dämon pflegt in die hell¬ sten Sonnenblicke des Lebens hineinzugreifen mit sei¬ nen schwarzen Krallen; ja! durch den finstern Schat¬ ten seines unheilbringenden Wesens jenen Sonnen¬ schein zu verdunkeln ganz und gar. So geschah' es, daß in Peregrinus böse Zweifel aufstiegen, ja, daß ein gar böser Argwohn sich regte in seiner Brust.
Wie? schien eine Stimme ihm zuzuflüstern, wie? auch jene Dörtje Elverdink gestand dir ihre Liebe und doch war es schnöder Eigennutz, von dem beseelt, sie dich verlocken wollte, die Treue zu brechen und Ver¬ räther zu werden an dem besten Freunde, an dem armen Meister Floh?
Ich bin reich, man sagt, daß ein gewisses, gut¬ müthiges Betragen, eine gewisse Offenheit, von man¬ chem Einfalt genannt, mir die zweideutige Gunst der
16
einigt ſich in dem Brennpunkt des Augenblicks, da das holde Röschen, das reizende Inkarnat holder Jungfräulichkeit auf den Wangen, dem überglückli¬ chen Peregrinus Tyß geſteht, daß ſie ihn liebe, ja, daß ſie es gar nicht ſagen könne, wie ſo ſehr, wie ſo über alle Maaßen ſie ihn liebe, wie ſie nur in ihm lebe, wie er allein ihr einziger Gedanke, ihr einziges Glück ſey.
Der finſtere argliſtige Dämon pflegt in die hell¬ ſten Sonnenblicke des Lebens hineinzugreifen mit ſei¬ nen ſchwarzen Krallen; ja! durch den finſtern Schat¬ ten ſeines unheilbringenden Weſens jenen Sonnen¬ ſchein zu verdunkeln ganz und gar. So geſchah' es, daß in Peregrinus böſe Zweifel aufſtiegen, ja, daß ein gar böſer Argwohn ſich regte in ſeiner Bruſt.
Wie? ſchien eine Stimme ihm zuzuflüſtern, wie? auch jene Dörtje Elverdink geſtand dir ihre Liebe und doch war es ſchnöder Eigennutz, von dem beſeelt, ſie dich verlocken wollte, die Treue zu brechen und Ver¬ räther zu werden an dem beſten Freunde, an dem armen Meiſter Floh?
Ich bin reich, man ſagt, daß ein gewiſſes, gut¬ müthiges Betragen, eine gewiſſe Offenheit, von man¬ chem Einfalt genannt, mir die zweideutige Gunſt der
16
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0246"n="241"/>
einigt ſich in dem Brennpunkt des Augenblicks, da<lb/>
das holde Röschen, das reizende Inkarnat holder<lb/>
Jungfräulichkeit auf den Wangen, dem überglückli¬<lb/>
chen Peregrinus Tyß geſteht, daß ſie ihn liebe, ja,<lb/>
daß ſie es gar nicht ſagen könne, wie ſo ſehr, wie ſo<lb/>
über alle Maaßen ſie ihn liebe, wie ſie nur in ihm<lb/>
lebe, wie er allein ihr einziger Gedanke, ihr einziges<lb/>
Glück ſey.</p><lb/><p>Der finſtere argliſtige Dämon pflegt in die hell¬<lb/>ſten Sonnenblicke des Lebens hineinzugreifen mit ſei¬<lb/>
nen ſchwarzen Krallen; ja! durch den finſtern Schat¬<lb/>
ten ſeines unheilbringenden Weſens jenen Sonnen¬<lb/>ſchein zu verdunkeln ganz und gar. So geſchah' es,<lb/>
daß in Peregrinus böſe Zweifel aufſtiegen, ja, daß<lb/>
ein gar böſer Argwohn ſich regte in ſeiner Bruſt.</p><lb/><p>Wie? ſchien eine Stimme ihm zuzuflüſtern,<lb/>
wie? auch jene Dörtje Elverdink geſtand dir ihre Liebe<lb/>
und doch war es ſchnöder Eigennutz, von dem beſeelt,<lb/>ſie dich verlocken wollte, die Treue zu brechen und Ver¬<lb/>
räther zu werden an dem beſten Freunde, an dem<lb/>
armen Meiſter Floh?</p><lb/><p>Ich bin reich, man ſagt, daß ein gewiſſes, gut¬<lb/>
müthiges Betragen, eine gewiſſe Offenheit, von man¬<lb/>
chem Einfalt genannt, mir die zweideutige Gunſt der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">16<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[241/0246]
einigt ſich in dem Brennpunkt des Augenblicks, da
das holde Röschen, das reizende Inkarnat holder
Jungfräulichkeit auf den Wangen, dem überglückli¬
chen Peregrinus Tyß geſteht, daß ſie ihn liebe, ja,
daß ſie es gar nicht ſagen könne, wie ſo ſehr, wie ſo
über alle Maaßen ſie ihn liebe, wie ſie nur in ihm
lebe, wie er allein ihr einziger Gedanke, ihr einziges
Glück ſey.
Der finſtere argliſtige Dämon pflegt in die hell¬
ſten Sonnenblicke des Lebens hineinzugreifen mit ſei¬
nen ſchwarzen Krallen; ja! durch den finſtern Schat¬
ten ſeines unheilbringenden Weſens jenen Sonnen¬
ſchein zu verdunkeln ganz und gar. So geſchah' es,
daß in Peregrinus böſe Zweifel aufſtiegen, ja, daß
ein gar böſer Argwohn ſich regte in ſeiner Bruſt.
Wie? ſchien eine Stimme ihm zuzuflüſtern,
wie? auch jene Dörtje Elverdink geſtand dir ihre Liebe
und doch war es ſchnöder Eigennutz, von dem beſeelt,
ſie dich verlocken wollte, die Treue zu brechen und Ver¬
räther zu werden an dem beſten Freunde, an dem
armen Meiſter Floh?
Ich bin reich, man ſagt, daß ein gewiſſes, gut¬
müthiges Betragen, eine gewiſſe Offenheit, von man¬
chem Einfalt genannt, mir die zweideutige Gunſt der
16
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/246>, abgerufen am 16.08.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.