Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.Er bedachte aufs neue sein wunderbares Verhäng¬ Die Nacht war eingebrochen, als er zurückkehrte Schwer fiel es dem Peregrinus aufs Herz, daß Er bedachte aufs neue ſein wunderbares Verhäng¬ Die Nacht war eingebrochen, als er zurückkehrte Schwer fiel es dem Peregrinus aufs Herz, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0215" n="210"/> <p>Er bedachte aufs neue ſein wunderbares Verhäng¬<lb/> niß, anmuthiger, holder, im höhern Liebreiz als je¬<lb/> mals ging ihm das Bild der Kleinen auf, ſein Blut<lb/> wallte ſtärker in den Adern, heftiger ſchlugen die<lb/> Pulſe, die Bruſt wollte ihm zerſpringen vor brünſti¬<lb/> ger Sehnſucht. Nur zu ſchmerzlich fühlte er die<lb/> Größe des Opfers, das er gebracht und mit dem er<lb/> alles Glück des Lebens verloren zu haben glaubte.</p><lb/> <p>Die Nacht war eingebrochen, als er zurückkehrte<lb/> nach der Stadt. Ohne es zu gewahren, vielleicht<lb/> aus unbewußter Scheu in ſein Haus zurückzukehren,<lb/> war er in mancherlei Nebenſtraßen und zuletzt in die<lb/> Kalbächer Gaſſe gerathen. Ein Menſch, der ein<lb/> Felleiſen auf dem Rücken trug, fragte ihn, ob hier<lb/> nicht der Buchbinder Lämmerhirt wohne. Peregrinus<lb/> ſchaute auf und gewahrte daß er wirklich vor dem<lb/> ſchmalen hohen Hauſe ſtand, in welchem der Buch¬<lb/> binder Lämmerhirt wohnte; er erblickte in luftiger<lb/> Höhe die hellerleuchteten Fenſter des fleißigen Man¬<lb/> nes, der die Nacht hindurch arbeitete. Dem Men¬<lb/> ſchen mit dem Felleiſen wurde die Thüre geöffnet und<lb/> er ging ins Haus.</p><lb/> <p>Schwer fiel es dem Peregrinus aufs Herz, daß<lb/> er in der Verwirrung der letzten Zeit vergeſſen hatte,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [210/0215]
Er bedachte aufs neue ſein wunderbares Verhäng¬
niß, anmuthiger, holder, im höhern Liebreiz als je¬
mals ging ihm das Bild der Kleinen auf, ſein Blut
wallte ſtärker in den Adern, heftiger ſchlugen die
Pulſe, die Bruſt wollte ihm zerſpringen vor brünſti¬
ger Sehnſucht. Nur zu ſchmerzlich fühlte er die
Größe des Opfers, das er gebracht und mit dem er
alles Glück des Lebens verloren zu haben glaubte.
Die Nacht war eingebrochen, als er zurückkehrte
nach der Stadt. Ohne es zu gewahren, vielleicht
aus unbewußter Scheu in ſein Haus zurückzukehren,
war er in mancherlei Nebenſtraßen und zuletzt in die
Kalbächer Gaſſe gerathen. Ein Menſch, der ein
Felleiſen auf dem Rücken trug, fragte ihn, ob hier
nicht der Buchbinder Lämmerhirt wohne. Peregrinus
ſchaute auf und gewahrte daß er wirklich vor dem
ſchmalen hohen Hauſe ſtand, in welchem der Buch¬
binder Lämmerhirt wohnte; er erblickte in luftiger
Höhe die hellerleuchteten Fenſter des fleißigen Man¬
nes, der die Nacht hindurch arbeitete. Dem Men¬
ſchen mit dem Felleiſen wurde die Thüre geöffnet und
er ging ins Haus.
Schwer fiel es dem Peregrinus aufs Herz, daß
er in der Verwirrung der letzten Zeit vergeſſen hatte,
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