Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.dem störrigsten Menschen etwas anzufangen ist, nur Die Dame lag in der That noch eben so auf dem dem ſtörrigſten Menſchen etwas anzufangen iſt, nur Die Dame lag in der That noch eben ſo auf dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0116" n="111"/> dem ſtörrigſten Menſchen etwas anzufangen iſt, nur<lb/> nicht mit einem Verliebten.</p><lb/> <p>Die Dame lag in der That noch eben ſo auf dem<lb/> Sopha, wie die Alte es beſchrieben hatte, und Pe¬<lb/> regrinus fand, daß keine menſchliche Sprache hinreiche,<lb/> den himmliſchen Zauber in Worten auszudrücken, der<lb/> über der ganzen holden Geſtalt ausgebreitet lag. Ihr<lb/> Anzug, wirklich Silberzindel mit ſeltſamer bunter<lb/> Stickerei, war ganz fantaſtiſch und konnte ſehr füglich<lb/> für das Negligee der Prinzeſſin Gamaheh gelten, das<lb/> ſie in Famaguſta vielleicht in dem Augenblick getra¬<lb/> gen, als der boshafte Egelprinz ſie todt küßte. We¬<lb/> nigſtens war der Anzug ſo reizend und dabei ſo über<lb/> alle Maaßen ſeltſam, daß die Idee dazu weder in dem<lb/> Kopfe des genialſten Theater-Schneiders entſproſſen<lb/> noch in dem Geiſte der ſublimſten Putzhändlerin em¬<lb/> pfangen zu ſeyn ſchien. »Ja ſie iſt es, es iſt Prin¬<lb/> zeſſin Gamaheh!» So murmelte Peregrinus, indem<lb/> er bebte vor ſüßer Wonne und dürſtendem Verlangen.<lb/> Als nun aber die Holde aufſeufzte: »Peregrinus,<lb/> mein Peregrinus!» Da erfaßte den Herrn Peregri¬<lb/> nus Tyß der volle Wahnſinn der Leidenſchaft und nur<lb/> eine unnennbare Angſt, die ihm alle Kraft des Ent¬<lb/> ſchluſſes raubte, hielt ihn zurück, nicht die Thüre mit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0116]
dem ſtörrigſten Menſchen etwas anzufangen iſt, nur
nicht mit einem Verliebten.
Die Dame lag in der That noch eben ſo auf dem
Sopha, wie die Alte es beſchrieben hatte, und Pe¬
regrinus fand, daß keine menſchliche Sprache hinreiche,
den himmliſchen Zauber in Worten auszudrücken, der
über der ganzen holden Geſtalt ausgebreitet lag. Ihr
Anzug, wirklich Silberzindel mit ſeltſamer bunter
Stickerei, war ganz fantaſtiſch und konnte ſehr füglich
für das Negligee der Prinzeſſin Gamaheh gelten, das
ſie in Famaguſta vielleicht in dem Augenblick getra¬
gen, als der boshafte Egelprinz ſie todt küßte. We¬
nigſtens war der Anzug ſo reizend und dabei ſo über
alle Maaßen ſeltſam, daß die Idee dazu weder in dem
Kopfe des genialſten Theater-Schneiders entſproſſen
noch in dem Geiſte der ſublimſten Putzhändlerin em¬
pfangen zu ſeyn ſchien. »Ja ſie iſt es, es iſt Prin¬
zeſſin Gamaheh!» So murmelte Peregrinus, indem
er bebte vor ſüßer Wonne und dürſtendem Verlangen.
Als nun aber die Holde aufſeufzte: »Peregrinus,
mein Peregrinus!» Da erfaßte den Herrn Peregri¬
nus Tyß der volle Wahnſinn der Leidenſchaft und nur
eine unnennbare Angſt, die ihm alle Kraft des Ent¬
ſchluſſes raubte, hielt ihn zurück, nicht die Thüre mit
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