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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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"nachsehen, was die gute Dame macht und kuckte durch
"das Schlüsselloch. Da lag die Dame ausgestreckt auf
"dem Sopha und hatte das Engelsköpfchen auf die
"Hand gestützt, so daß die schwarzen Locken durch die
"lilienweißen Fingerchen quollen, welches ganz hübsch
"aussah. Und gekleidet war die Dame in lauter Sil¬
"berzindel, der den niedlichen Busen, die rundlichen
"Aermchen durchschimmern ließ. An den Füßchen trug
"sie goldne Pantoffeln. Einer war herabgefallen so
"daß man gewahrte wie sie keine Strümpfe angezogen;
"das bloße Füßchen kuckte unter dem Kleide hervor und
"sie spielte mit den Zehen, welches artig anzusehen
"war. -- Doch gewiß liegt die Dame unten noch eben
"so wie vorher auf dem Sopha und wenn es Ihnen
"gefällig ist, lieber Herr Tyß, sich an das Schlüssel¬
"loch zu bemühen, so --"

"Was sprichst du," unterbrach Peregrinus die Alte
mit Heftigkeit, "was sprichst du! -- soll ich mich
hingeben dem verführerischen Anblick, der mich viel¬
leicht hinreißen könnte zu allerlei Thorheiten?"

"Muth Peregrinus, widerstehe der Verlok¬
"kung!" so lispelte es dicht bei Peregrinus, der die
Stimme des Meister Floh erkannte.

Die Alte lächelte geheimnißvoll und sprach, nach¬
dem sie einige Augenblicke geschwiegen: "Ich will

»nachſehen, was die gute Dame macht und kuckte durch
»das Schlüſſelloch. Da lag die Dame ausgeſtreckt auf
»dem Sopha und hatte das Engelsköpfchen auf die
»Hand geſtützt, ſo daß die ſchwarzen Locken durch die
»lilienweißen Fingerchen quollen, welches ganz hübſch
»ausſah. Und gekleidet war die Dame in lauter Sil¬
»berzindel, der den niedlichen Buſen, die rundlichen
»Aermchen durchſchimmern ließ. An den Füßchen trug
»ſie goldne Pantoffeln. Einer war herabgefallen ſo
»daß man gewahrte wie ſie keine Strümpfe angezogen;
»das bloße Füßchen kuckte unter dem Kleide hervor und
»ſie ſpielte mit den Zehen, welches artig anzuſehen
»war. — Doch gewiß liegt die Dame unten noch eben
»ſo wie vorher auf dem Sopha und wenn es Ihnen
»gefällig iſt, lieber Herr Tyß, ſich an das Schlüſſel¬
»loch zu bemühen, ſo —»

»Was ſprichſt du,» unterbrach Peregrinus die Alte
mit Heftigkeit, »was ſprichſt du! — ſoll ich mich
hingeben dem verführeriſchen Anblick, der mich viel¬
leicht hinreißen könnte zu allerlei Thorheiten?»

»Muth Peregrinus, widerſtehe der Verlok¬
»kung!» ſo lispelte es dicht bei Peregrinus, der die
Stimme des Meiſter Floh erkannte.

Die Alte lächelte geheimnißvoll und ſprach, nach¬
dem ſie einige Augenblicke geſchwiegen: »Ich will

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[108/0113] »nachſehen, was die gute Dame macht und kuckte durch »das Schlüſſelloch. Da lag die Dame ausgeſtreckt auf »dem Sopha und hatte das Engelsköpfchen auf die »Hand geſtützt, ſo daß die ſchwarzen Locken durch die »lilienweißen Fingerchen quollen, welches ganz hübſch »ausſah. Und gekleidet war die Dame in lauter Sil¬ »berzindel, der den niedlichen Buſen, die rundlichen »Aermchen durchſchimmern ließ. An den Füßchen trug »ſie goldne Pantoffeln. Einer war herabgefallen ſo »daß man gewahrte wie ſie keine Strümpfe angezogen; »das bloße Füßchen kuckte unter dem Kleide hervor und »ſie ſpielte mit den Zehen, welches artig anzuſehen »war. — Doch gewiß liegt die Dame unten noch eben »ſo wie vorher auf dem Sopha und wenn es Ihnen »gefällig iſt, lieber Herr Tyß, ſich an das Schlüſſel¬ »loch zu bemühen, ſo —» »Was ſprichſt du,» unterbrach Peregrinus die Alte mit Heftigkeit, »was ſprichſt du! — ſoll ich mich hingeben dem verführeriſchen Anblick, der mich viel¬ leicht hinreißen könnte zu allerlei Thorheiten?» »Muth Peregrinus, widerſtehe der Verlok¬ »kung!» ſo lispelte es dicht bei Peregrinus, der die Stimme des Meiſter Floh erkannte. Die Alte lächelte geheimnißvoll und ſprach, nach¬ dem ſie einige Augenblicke geſchwiegen: »Ich will

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/113>, abgerufen am 25.11.2024.