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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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höchst wahrscheinlich dem fürstlichen Hause
verwandt. So viel ist gewiß, daß Euphe¬
mie die Tochter ..."

Mit einem entsetzlichen Schlage, daß die
Angeln zusammen krachten, sprang die Thür
auf, ein schneidendes Gelächter gellte herein.
"Ho ho ... ho ... ho Brüderlein, schrie ich
wahnsinnig auf: hoho ... hieher ... frisch
frisch, wenn du kämpfen willst mit mir ...
der Uhu macht Hochzeit; nun wollen wir
auf das Dach steigen und ringen mit einan¬
der, und wer den andern herabstößt, ist Kö¬
nig und darf Blut trinken." -- "Der Leibarzt
faßte mich in die Arme und rief: Was ist
das? was ist das? Sie sind krank ... in
der That, gefährlich krank. Fort, fort, zu
Bette." -- Aber ich starrte nach der offnen
Thüre, ob mein scheuslicher Doppeltgänger
nicht herein treten werde, doch ich erschaute
nichts und erholte mich bald von dem wil¬
den Entsetzen, das mich gepackt hatte, mit
eiskalten Krallen. Der Leibarzt bestand da¬

hoͤchſt wahrſcheinlich dem fuͤrſtlichen Hauſe
verwandt. So viel iſt gewiß, daß Euphe¬
mie die Tochter ...“

Mit einem entſetzlichen Schlage, daß die
Angeln zuſammen krachten, ſprang die Thuͤr
auf, ein ſchneidendes Gelaͤchter gellte herein.
„Ho ho ... ho ... ho Bruͤderlein, ſchrie ich
wahnſinnig auf: hoho ... hieher ... friſch
friſch, wenn du kaͤmpfen willſt mit mir ...
der Uhu macht Hochzeit; nun wollen wir
auf das Dach ſteigen und ringen mit einan¬
der, und wer den andern herabſtoͤßt, iſt Koͤ¬
nig und darf Blut trinken.“ — „Der Leibarzt
faßte mich in die Arme und rief: Was iſt
das? was iſt das? Sie ſind krank ... in
der That, gefaͤhrlich krank. Fort, fort, zu
Bette.“ — Aber ich ſtarrte nach der offnen
Thuͤre, ob mein ſcheuslicher Doppeltgaͤnger
nicht herein treten werde, doch ich erſchaute
nichts und erholte mich bald von dem wil¬
den Entſetzen, das mich gepackt hatte, mit
eiskalten Krallen. Der Leibarzt beſtand da¬

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[83/0091] hoͤchſt wahrſcheinlich dem fuͤrſtlichen Hauſe verwandt. So viel iſt gewiß, daß Euphe¬ mie die Tochter ...“ Mit einem entſetzlichen Schlage, daß die Angeln zuſammen krachten, ſprang die Thuͤr auf, ein ſchneidendes Gelaͤchter gellte herein. „Ho ho ... ho ... ho Bruͤderlein, ſchrie ich wahnſinnig auf: hoho ... hieher ... friſch friſch, wenn du kaͤmpfen willſt mit mir ... der Uhu macht Hochzeit; nun wollen wir auf das Dach ſteigen und ringen mit einan¬ der, und wer den andern herabſtoͤßt, iſt Koͤ¬ nig und darf Blut trinken.“ — „Der Leibarzt faßte mich in die Arme und rief: Was iſt das? was iſt das? Sie ſind krank ... in der That, gefaͤhrlich krank. Fort, fort, zu Bette.“ — Aber ich ſtarrte nach der offnen Thuͤre, ob mein ſcheuslicher Doppeltgaͤnger nicht herein treten werde, doch ich erſchaute nichts und erholte mich bald von dem wil¬ den Entſetzen, das mich gepackt hatte, mit eiskalten Krallen. Der Leibarzt beſtand da¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/91>, abgerufen am 03.05.2024.