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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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dem Wasser-Kruge, der neben mir stand,
feucht und kalt schlüpfte es mir durch die
Hand, ich sah eine aufgedunsene scheußliche
Kröte schwerfällig davon hüpfen. Voll Ekel
und Abscheu ließ ich den Krug fahren. "Au¬
relie!" stöhnte ich auf, in dem Gefühl des
nahmenlosen Elends, das nun über mich
hereingebrochen. "Und darum das armseli¬
"ge Läugnen und Lügen vor Gericht? -- alle
"gleißnerischen Künste des teuflischen Heuch¬
"lers? -- darum, um ein zerrissenes, qualvol¬
"les Leben einige Stunden länger zu fristen?
"Was willst du, Wahnsinniger! Aurelien be¬
"sitzen, die nur durch ein unerhörtes Verbre¬
"chen Dein werden konnte? -- denn immer¬
"dar, lügst du auch der Welt deine Unschuld
"vor, würde sie in dir Hermogens verruch¬
"ten Mörder erkennen und dich tief verab¬
"scheuen. Elender, wahnwitziger Thor, wo
"sind nun deine hochfliegenden Pläne, der
"Glaube an deine überirdische Macht, wo¬
"mit du das Schicksal selbst nach Willkühr zu

dem Waſſer-Kruge, der neben mir ſtand,
feucht und kalt ſchluͤpfte es mir durch die
Hand, ich ſah eine aufgedunſene ſcheußliche
Kroͤte ſchwerfaͤllig davon huͤpfen. Voll Ekel
und Abſcheu ließ ich den Krug fahren. „Au¬
relie!“ ſtoͤhnte ich auf, in dem Gefuͤhl des
nahmenloſen Elends, das nun uͤber mich
hereingebrochen. „Und darum das armſeli¬
„ge Laͤugnen und Luͤgen vor Gericht? — alle
„gleißneriſchen Kuͤnſte des teufliſchen Heuch¬
„lers? — darum, um ein zerriſſenes, qualvol¬
„les Leben einige Stunden laͤnger zu friſten?
„Was willſt du, Wahnſinniger! Aurelien be¬
„ſitzen, die nur durch ein unerhoͤrtes Verbre¬
„chen Dein werden konnte? — denn immer¬
„dar, luͤgſt du auch der Welt deine Unſchuld
„vor, wuͤrde ſie in dir Hermogens verruch¬
„ten Moͤrder erkennen und dich tief verab¬
„ſcheuen. Elender, wahnwitziger Thor, wo
„ſind nun deine hochfliegenden Plaͤne, der
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[56/0064] dem Waſſer-Kruge, der neben mir ſtand, feucht und kalt ſchluͤpfte es mir durch die Hand, ich ſah eine aufgedunſene ſcheußliche Kroͤte ſchwerfaͤllig davon huͤpfen. Voll Ekel und Abſcheu ließ ich den Krug fahren. „Au¬ relie!“ ſtoͤhnte ich auf, in dem Gefuͤhl des nahmenloſen Elends, das nun uͤber mich hereingebrochen. „Und darum das armſeli¬ „ge Laͤugnen und Luͤgen vor Gericht? — alle „gleißneriſchen Kuͤnſte des teufliſchen Heuch¬ „lers? — darum, um ein zerriſſenes, qualvol¬ „les Leben einige Stunden laͤnger zu friſten? „Was willſt du, Wahnſinniger! Aurelien be¬ „ſitzen, die nur durch ein unerhoͤrtes Verbre¬ „chen Dein werden konnte? — denn immer¬ „dar, luͤgſt du auch der Welt deine Unſchuld „vor, wuͤrde ſie in dir Hermogens verruch¬ „ten Moͤrder erkennen und dich tief verab¬ „ſcheuen. Elender, wahnwitziger Thor, wo „ſind nun deine hochfliegenden Plaͤne, der „Glaube an deine uͤberirdiſche Macht, wo¬ „mit du das Schickſal ſelbſt nach Willkuͤhr zu

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/64>, abgerufen am 29.11.2024.