unter uns zu leiden. Er nahm ihn als Lay¬ enbruder im Kloster auf; wir nannten ihn Bruder Peter, da er im Leben Peter Schön¬ feld geheißen, und gönnten ihm den stolzen Namen, weil er überaus still und gutmü¬ thig war, wenig sprach und nur zuweilen sehr possirlich lachte, welches, da es gar nichts sündliches hatte, uns sehr ergötzte. Der Prior Leonardus sprach einmal: des Peters Licht sey im Dampf der Narrheit verlöscht, in die sich in seinem Innern die Ironie des Lebens umgestaltet. Wir verstanden Alle nicht, was der gelehrte Leonardus damit sagen wollte, merkten aber wohl, daß er mit dem Layenbruder Peter längst bekannt seyn müsse. So habe ich den Blättern, die des Bruders Medardi Leben enthalten sollen, die ich aber nicht gelesen, die Umstände seines Todes sehr genau und nicht ohne Mühe ad majorem dei gloriam hinzugefügt. Friede und Ruhe dem entschlafenen Bruder Medardus, der Herr des Himmels lasse ihn dereinst frölich auferstehen und nehme ihn auf in den Chor heiliger Män¬ ner, da er sehr fromm gestorben.
unter uns zu leiden. Er nahm ihn als Lay¬ enbruder im Kloſter auf; wir nannten ihn Bruder Peter, da er im Leben Peter Schoͤn¬ feld geheißen, und goͤnnten ihm den ſtolzen Namen, weil er uͤberaus ſtill und gutmuͤ¬ thig war, wenig ſprach und nur zuweilen ſehr poſſirlich lachte, welches, da es gar nichts ſuͤndliches hatte, uns ſehr ergoͤtzte. Der Prior Leonardus ſprach einmal: des Peters Licht ſey im Dampf der Narrheit verloͤſcht, in die ſich in ſeinem Innern die Ironie des Lebens umgeſtaltet. Wir verſtanden Alle nicht, was der gelehrte Leonardus damit ſagen wollte, merkten aber wohl, daß er mit dem Layenbruder Peter laͤngſt bekannt ſeyn muͤſſe. So habe ich den Blaͤttern, die des Bruders Medardi Leben enthalten ſollen, die ich aber nicht geleſen, die Umſtaͤnde ſeines Todes ſehr genau und nicht ohne Muͤhe ad majorem dei gloriam hinzugefuͤgt. Friede und Ruhe dem entſchlafenen Bruder Medardus, der Herr des Himmels laſſe ihn dereinſt froͤlich auferſtehen und nehme ihn auf in den Chor heiliger Maͤn¬ ner, da er ſehr fromm geſtorben.
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unter uns zu leiden. Er nahm ihn als Lay¬
enbruder im Kloſter auf; wir nannten ihn
Bruder Peter, da er im Leben Peter Schoͤn¬
feld geheißen, und goͤnnten ihm den ſtolzen
Namen, weil er uͤberaus ſtill und gutmuͤ¬
thig war, wenig ſprach und nur zuweilen
ſehr poſſirlich lachte, welches, da es gar
nichts ſuͤndliches hatte, uns ſehr ergoͤtzte. Der
Prior Leonardus ſprach einmal: des Peters
Licht ſey im Dampf der Narrheit verloͤſcht,
in die ſich in ſeinem Innern die Ironie des
Lebens umgeſtaltet. Wir verſtanden Alle nicht,
was der gelehrte Leonardus damit ſagen
wollte, merkten aber wohl, daß er mit dem
Layenbruder Peter laͤngſt bekannt ſeyn muͤſſe.
So habe ich den Blaͤttern, die des Bruders
Medardi Leben enthalten ſollen, die ich aber
nicht geleſen, die Umſtaͤnde ſeines Todes ſehr
genau und nicht ohne Muͤhe ad majorem dei
gloriam hinzugefuͤgt. Friede und Ruhe dem
entſchlafenen Bruder Medardus, der Herr des
Himmels laſſe ihn dereinſt froͤlich auferſtehen
und nehme ihn auf in den Chor heiliger Maͤn¬
ner, da er ſehr fromm geſtorben.
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/382>, abgerufen am 23.11.2024.
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