Vater gleich, häufte er Frevel auf Frevel und vernichtete so jede Hoffnung der frommen Pflegemutter, die in der Tugend des Sohnes Trost für des sündigen Vaters Verderbniß finden wollte. -- Niedergesenkten Hauptes, den Blick zur Erde gerichtet, hörte ich die kurze Rede an, worin die Aebtissin nochmals der versammelten Geistlichkeit Aureliens Ein¬ tritt in das Kloster anzeigte, und sie auffor¬ derte, eifrig zu beten, in dem entscheidenden Augenblick des Gelübdes, damit der Erbfeind nicht Macht haben möge, sinneverwirrendes Spiel zu treiben, zur Qual der frommen Jungfrau. "Schwer, sprach die Aebtissin: schwer waren die Prüfungen, die die Jung¬ frau zu überstehen hatte. Der Feind wollte sie verlocken zum Bösen, und alles was die List der Hölle vermag, wandte er an, sie zu bethören, daß sie, ohne Böses zu ahnen, sün¬ dige und dann aus dem Traum erwachend un¬ tergehe in Schmach und Verzweiflung. Doch die ewige Macht beschützte das Himmelskind,
Vater gleich, haͤufte er Frevel auf Frevel und vernichtete ſo jede Hoffnung der frommen Pflegemutter, die in der Tugend des Sohnes Troſt fuͤr des ſuͤndigen Vaters Verderbniß finden wollte. — Niedergeſenkten Hauptes, den Blick zur Erde gerichtet, hoͤrte ich die kurze Rede an, worin die Aebtiſſin nochmals der verſammelten Geiſtlichkeit Aureliens Ein¬ tritt in das Kloſter anzeigte, und ſie auffor¬ derte, eifrig zu beten, in dem entſcheidenden Augenblick des Geluͤbdes, damit der Erbfeind nicht Macht haben moͤge, ſinneverwirrendes Spiel zu treiben, zur Qual der frommen Jungfrau. „Schwer, ſprach die Aebtiſſin: ſchwer waren die Pruͤfungen, die die Jung¬ frau zu uͤberſtehen hatte. Der Feind wollte ſie verlocken zum Boͤſen, und alles was die Liſt der Hoͤlle vermag, wandte er an, ſie zu bethoͤren, daß ſie, ohne Boͤſes zu ahnen, ſuͤn¬ dige und dann aus dem Traum erwachend un¬ tergehe in Schmach und Verzweiflung. Doch die ewige Macht beſchuͤtzte das Himmelskind,
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Vater gleich, haͤufte er Frevel auf Frevel und
vernichtete ſo jede Hoffnung der frommen
Pflegemutter, die in der Tugend des Sohnes
Troſt fuͤr des ſuͤndigen Vaters Verderbniß
finden wollte. — Niedergeſenkten Hauptes,
den Blick zur Erde gerichtet, hoͤrte ich die
kurze Rede an, worin die Aebtiſſin nochmals
der verſammelten Geiſtlichkeit Aureliens Ein¬
tritt in das Kloſter anzeigte, und ſie auffor¬
derte, eifrig zu beten, in dem entſcheidenden
Augenblick des Geluͤbdes, damit der Erbfeind
nicht Macht haben moͤge, ſinneverwirrendes
Spiel zu treiben, zur Qual der frommen
Jungfrau. „Schwer, ſprach die Aebtiſſin:
ſchwer waren die Pruͤfungen, die die Jung¬
frau zu uͤberſtehen hatte. Der Feind wollte
ſie verlocken zum Boͤſen, und alles was die
Liſt der Hoͤlle vermag, wandte er an, ſie
zu bethoͤren, daß ſie, ohne Boͤſes zu ahnen, ſuͤn¬
dige und dann aus dem Traum erwachend un¬
tergehe in Schmach und Verzweiflung. Doch
die ewige Macht beſchuͤtzte das Himmelskind,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/348>, abgerufen am 23.11.2024.
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