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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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Bußübungen waren ihm nur ein recht klug
angelegtes heuchlerisches Bestreben, zum hö¬
heren Zweck zu gelangen. Er bewunderte
Dich und sonnte sich in den glänzenden, lob¬
preisenden Reden, die Du ihm hielst. So kam
es, daß Du, ehe der Dominikaner es ahnte, Dich
erhobst und der Rotte gefährlicher wurdest, als
es Cyrillus jemals werden konnte. -- Du merkst,
Medardus! daß ich von Deinem Beginnen in
Rom genau unterrichtet bin; daß ich jedes Wort
weiß, welches Du mit dem Papst sprachst,
und darin liegt weiter nichts geheimnißvol¬
les, wenn ich Dir sage, daß das Kloster in
der Nähe Sr. Heiligkeit einen Freund hat,
der mir genau alles berichtete. Selbst als
Du mit dem Papst allein zu seyn glaubtest,
war er nahe genug um jedes Wort zu ver¬
stehen. -- Als Du in dem Capuzinerkloster,
dessen Prior mir nahe verwandt ist, Deine
strenge Bußübungen begannst, hielt ich Dei¬
ne Reue für ächt. Es war auch wohl dem
so, aber in Rom erfaßte Dich der böse Geist

Bußuͤbungen waren ihm nur ein recht klug
angelegtes heuchleriſches Beſtreben, zum hoͤ¬
heren Zweck zu gelangen. Er bewunderte
Dich und ſonnte ſich in den glaͤnzenden, lob¬
preiſenden Reden, die Du ihm hielſt. So kam
es, daß Du, ehe der Dominikaner es ahnte, Dich
erhobſt und der Rotte gefaͤhrlicher wurdeſt, als
es Cyrillus jemals werden konnte. — Du merkſt,
Medardus! daß ich von Deinem Beginnen in
Rom genau unterrichtet bin; daß ich jedes Wort
weiß, welches Du mit dem Papſt ſprachſt,
und darin liegt weiter nichts geheimnißvol¬
les, wenn ich Dir ſage, daß das Kloſter in
der Naͤhe Sr. Heiligkeit einen Freund hat,
der mir genau alles berichtete. Selbſt als
Du mit dem Papſt allein zu ſeyn glaubteſt,
war er nahe genug um jedes Wort zu ver¬
ſtehen. — Als Du in dem Capuzinerkloſter,
deſſen Prior mir nahe verwandt iſt, Deine
ſtrenge Bußuͤbungen begannſt, hielt ich Dei¬
ne Reue fuͤr aͤcht. Es war auch wohl dem
ſo, aber in Rom erfaßte Dich der boͤſe Geiſt

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[314/0322] Bußuͤbungen waren ihm nur ein recht klug angelegtes heuchleriſches Beſtreben, zum hoͤ¬ heren Zweck zu gelangen. Er bewunderte Dich und ſonnte ſich in den glaͤnzenden, lob¬ preiſenden Reden, die Du ihm hielſt. So kam es, daß Du, ehe der Dominikaner es ahnte, Dich erhobſt und der Rotte gefaͤhrlicher wurdeſt, als es Cyrillus jemals werden konnte. — Du merkſt, Medardus! daß ich von Deinem Beginnen in Rom genau unterrichtet bin; daß ich jedes Wort weiß, welches Du mit dem Papſt ſprachſt, und darin liegt weiter nichts geheimnißvol¬ les, wenn ich Dir ſage, daß das Kloſter in der Naͤhe Sr. Heiligkeit einen Freund hat, der mir genau alles berichtete. Selbſt als Du mit dem Papſt allein zu ſeyn glaubteſt, war er nahe genug um jedes Wort zu ver¬ ſtehen. — Als Du in dem Capuzinerkloſter, deſſen Prior mir nahe verwandt iſt, Deine ſtrenge Bußuͤbungen begannſt, hielt ich Dei¬ ne Reue fuͤr aͤcht. Es war auch wohl dem ſo, aber in Rom erfaßte Dich der boͤſe Geiſt

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/322>, abgerufen am 25.11.2024.