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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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errettet bist aus den Schlingen der arglisti¬
gen Welt -- aber erzähle -- erzähle, mein
Bruder" -- so riefen die Mönche durch ein¬
ander. Der Prior erhob sich, und auf seinen
Wink folgte ich ihm in das Zimmer, welches
ihm gewöhnlich bei dem Besuch des Klo¬
sters zum Aufenthalt diente. "Medardus,
fing er an: Du hast auf freveliche Weise
Dein Gelübde gebrochen; Du hast, indem Du,
anstatt die Dir gegebenen Aufträge auszurich¬
ten, schändlich entflohst, das Kloster auf die
unwürdigste Weise betrogen. -- Einmauern
könnte ich Dich lassen, wollte ich verfahren
nach der Strenge des Klostergesetzes!" --
"Richtet mich, mein ehrwürdiger Vater, er¬
wiederte ich: richtet mich, wie das Gesetz
es will: ach! mit Freuden werfe ich die Bür¬
de eines elenden qualvollen Lebens ab! --
Ich fühl' es wohl, daß die strengste Buße
der ich mich unterwarf, mir keinen Trost
hienieden geben konnte!" -- "Ermanne Dich,
fuhr Leonardus fort: der Prior hat mit Dir

errettet biſt aus den Schlingen der argliſti¬
gen Welt — aber erzaͤhle — erzaͤhle, mein
Bruder“ — ſo riefen die Moͤnche durch ein¬
ander. Der Prior erhob ſich, und auf ſeinen
Wink folgte ich ihm in das Zimmer, welches
ihm gewoͤhnlich bei dem Beſuch des Klo¬
ſters zum Aufenthalt diente. „Medardus,
fing er an: Du haſt auf freveliche Weiſe
Dein Geluͤbde gebrochen; Du haſt, indem Du,
anſtatt die Dir gegebenen Auftraͤge auszurich¬
ten, ſchaͤndlich entflohſt, das Kloſter auf die
unwuͤrdigſte Weiſe betrogen. — Einmauern
koͤnnte ich Dich laſſen, wollte ich verfahren
nach der Strenge des Kloſtergeſetzes!“ —
„Richtet mich, mein ehrwuͤrdiger Vater, er¬
wiederte ich: richtet mich, wie das Geſetz
es will: ach! mit Freuden werfe ich die Buͤr¬
de eines elenden qualvollen Lebens ab! —
Ich fuͤhl' es wohl, daß die ſtrengſte Buße
der ich mich unterwarf, mir keinen Troſt
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fuhr Leonardus fort: der Prior hat mit Dir

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[308/0316] errettet biſt aus den Schlingen der argliſti¬ gen Welt — aber erzaͤhle — erzaͤhle, mein Bruder“ — ſo riefen die Moͤnche durch ein¬ ander. Der Prior erhob ſich, und auf ſeinen Wink folgte ich ihm in das Zimmer, welches ihm gewoͤhnlich bei dem Beſuch des Klo¬ ſters zum Aufenthalt diente. „Medardus, fing er an: Du haſt auf freveliche Weiſe Dein Geluͤbde gebrochen; Du haſt, indem Du, anſtatt die Dir gegebenen Auftraͤge auszurich¬ ten, ſchaͤndlich entflohſt, das Kloſter auf die unwuͤrdigſte Weiſe betrogen. — Einmauern koͤnnte ich Dich laſſen, wollte ich verfahren nach der Strenge des Kloſtergeſetzes!“ — „Richtet mich, mein ehrwuͤrdiger Vater, er¬ wiederte ich: richtet mich, wie das Geſetz es will: ach! mit Freuden werfe ich die Buͤr¬ de eines elenden qualvollen Lebens ab! — Ich fuͤhl' es wohl, daß die ſtrengſte Buße der ich mich unterwarf, mir keinen Troſt hienieden geben konnte!“ — „Ermanne Dich, fuhr Leonardus fort: der Prior hat mit Dir

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/316>, abgerufen am 25.11.2024.