Mitternacht mochte vorüber seyn, als ich die äußere Pforte des Klosters öffnen und einen Wagen dumpf über das Pflaster des Hofes hereinrollen hörte. Bald darauf kam es den Gang herauf; man klopfte an meine Zelle, ich öffnete und erblickte den Pater Guardian, dem ein tief vermummter Mann mit einer Fackel folgte. "Bruder Medardus, sprach der Guardian: ein Sterbender ver¬ langt in der Todesnoth Euern geistlichen Zuspruch und die letzte Oelung. Thut, was Eures Amtes ist, und folgt diesem Mann, der Euch dort hinführen wird, wo man Eu¬ rer bedarf." -- Mich überlief ein kalter Schau¬ er, die Ahnung daß man mich zum To¬ de führen wolle, regte sich in mir auf; doch durfte ich mich nicht weigern, und folg¬ te daher dem Vermummten, der den Schlag des Wagens öffnete, und mich nöthigte ein¬ zusteigen. Im Wagen fand ich zwei Män¬
ner
men Grimaſſen und Spruͤngen Abſchied nahm. —
Mitternacht mochte voruͤber ſeyn, als ich die aͤußere Pforte des Kloſters oͤffnen und einen Wagen dumpf uͤber das Pflaſter des Hofes hereinrollen hoͤrte. Bald darauf kam es den Gang herauf; man klopfte an meine Zelle, ich oͤffnete und erblickte den Pater Guardian, dem ein tief vermummter Mann mit einer Fackel folgte. „Bruder Medardus, ſprach der Guardian: ein Sterbender ver¬ langt in der Todesnoth Euern geiſtlichen Zuſpruch und die letzte Oelung. Thut, was Eures Amtes iſt, und folgt dieſem Mann, der Euch dort hinfuͤhren wird, wo man Eu¬ rer bedarf.“ — Mich uͤberlief ein kalter Schau¬ er, die Ahnung daß man mich zum To¬ de fuͤhren wolle, regte ſich in mir auf; doch durfte ich mich nicht weigern, und folg¬ te daher dem Vermummten, der den Schlag des Wagens oͤffnete, und mich noͤthigte ein¬ zuſteigen. Im Wagen fand ich zwei Maͤn¬
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men Grimaſſen und Spruͤngen Abſchied
nahm. —
Mitternacht mochte voruͤber ſeyn, als
ich die aͤußere Pforte des Kloſters oͤffnen und
einen Wagen dumpf uͤber das Pflaſter des
Hofes hereinrollen hoͤrte. Bald darauf kam
es den Gang herauf; man klopfte an meine
Zelle, ich oͤffnete und erblickte den Pater
Guardian, dem ein tief vermummter Mann
mit einer Fackel folgte. „Bruder Medardus,
ſprach der Guardian: ein Sterbender ver¬
langt in der Todesnoth Euern geiſtlichen
Zuſpruch und die letzte Oelung. Thut, was
Eures Amtes iſt, und folgt dieſem Mann,
der Euch dort hinfuͤhren wird, wo man Eu¬
rer bedarf.“ — Mich uͤberlief ein kalter Schau¬
er, die Ahnung daß man mich zum To¬
de fuͤhren wolle, regte ſich in mir auf;
doch durfte ich mich nicht weigern, und folg¬
te daher dem Vermummten, der den Schlag
des Wagens oͤffnete, und mich noͤthigte ein¬
zuſteigen. Im Wagen fand ich zwei Maͤn¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/280>, abgerufen am 23.11.2024.
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