Fahne des Herrn! -- Das weltliche Reich, das Euch beschieden, ist nur Euer in himm¬ lischer Pracht blühender Thron." -- "Das giebst Du zu, unterbrach mich der Pabst, -- das giebst Du zu, Bruder Medardus, daß ich Ursache habe, mit diesem mir beschiedenen Thron zufrieden zu seyn. Wohl ist meine blühende Roma geschmückt mit himmlischer Pracht, das wirst Du auch wohl fühlen, Bruder Medardus! hast Du Deinen Blick nicht ganz dem Irdischen verschlossen. ... Doch das glaub' ich nicht ... Du bist ein wack¬ rer Redner und hast mir zum Sinn gespro¬ chen. ... Wir werden uns, merk ich, näher verständigen! ... Bleibe hier! ... In einigen Tagen bist Du vielleicht Prior, und später könnt' ich Dich wohl gar zu meinem Beicht¬ vater erwählen. ... Gehe ... gebährde Dich weniger närrisch in den Kirchen, zum Heil¬ gen schwingst Du Dich nun einmal nicht hin¬ auf -- der Kalender ist vollzählig. Gehe." -- Des Pabstes letzte Worte verwunderten mich
Fahne des Herrn! — Das weltliche Reich, das Euch beſchieden, iſt nur Euer in himm¬ liſcher Pracht bluͤhender Thron.“ — „Das giebſt Du zu, unterbrach mich der Pabſt, — das giebſt Du zu, Bruder Medardus, daß ich Urſache habe, mit dieſem mir beſchiedenen Thron zufrieden zu ſeyn. Wohl iſt meine bluͤhende Roma geſchmuͤckt mit himmliſcher Pracht, das wirſt Du auch wohl fuͤhlen, Bruder Medardus! haſt Du Deinen Blick nicht ganz dem Irdiſchen verſchloſſen. ... Doch das glaub' ich nicht ... Du biſt ein wack¬ rer Redner und haſt mir zum Sinn geſpro¬ chen. ... Wir werden uns, merk ich, naͤher verſtaͤndigen! ... Bleibe hier! ... In einigen Tagen biſt Du vielleicht Prior, und ſpaͤter koͤnnt' ich Dich wohl gar zu meinem Beicht¬ vater erwaͤhlen. ... Gehe ... gebaͤhrde Dich weniger naͤrriſch in den Kirchen, zum Heil¬ gen ſchwingſt Du Dich nun einmal nicht hin¬ auf — der Kalender iſt vollzaͤhlig. Gehe.“ — Des Pabſtes letzte Worte verwunderten mich
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Fahne des Herrn! — Das weltliche Reich,
das Euch beſchieden, iſt nur Euer in himm¬
liſcher Pracht bluͤhender Thron.“ — „Das
giebſt Du zu, unterbrach mich der Pabſt, —
das giebſt Du zu, Bruder Medardus, daß ich
Urſache habe, mit dieſem mir beſchiedenen
Thron zufrieden zu ſeyn. Wohl iſt meine
bluͤhende Roma geſchmuͤckt mit himmliſcher
Pracht, das wirſt Du auch wohl fuͤhlen,
Bruder Medardus! haſt Du Deinen Blick
nicht ganz dem Irdiſchen verſchloſſen. ...
Doch das glaub' ich nicht ... Du biſt ein wack¬
rer Redner und haſt mir zum Sinn geſpro¬
chen. ... Wir werden uns, merk ich, naͤher
verſtaͤndigen! ... Bleibe hier! ... In einigen
Tagen biſt Du vielleicht Prior, und ſpaͤter
koͤnnt' ich Dich wohl gar zu meinem Beicht¬
vater erwaͤhlen. ... Gehe ... gebaͤhrde Dich
weniger naͤrriſch in den Kirchen, zum Heil¬
gen ſchwingſt Du Dich nun einmal nicht hin¬
auf — der Kalender iſt vollzaͤhlig. Gehe.“ —
Des Pabſtes letzte Worte verwunderten mich
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/269>, abgerufen am 23.11.2024.
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