vernehmen, und wohl mag es Euch ziemen über den Kampf zu sprechen, den Ihr längst, herrlich und glorreich siegend, geendet." -- "Du hast eine gute Meinung von mir, Bruder Medardus, sprach der Pabst: oder glaubst Du, daß die Tiara der Lorbeer sey, der mich als Helden und Sieger der Welt ver¬ kündet?" -- "Es ist, sprach ich: wohl etwas großes, König seyn und herrschen über ein Volk. So im Leben hochgestellt, mag alles rings umher näher zusammengerückt in jedem Verhältniß commensurabler erscheinen, und eben durch die hohe Stellung sich die wun¬ derbare Kraft des Ueberschauens entwickeln, die, wie eine höhere Weihe, sich kund thut im gebornen Fürsten."--"Du meinst, fiel der Pabst ein, daß selbst den Fürsten, die schwach an Verstande und Willen, doch eine gewisse wunderliche Sagazität beiwohne, die füglich für Weisheit geltend, der Menge zu imponi¬ ren vermag. Aber wie gehört das hieher?"-- "Ich wollte, fuhr ich fort: von der Weihe
vernehmen, und wohl mag es Euch ziemen uͤber den Kampf zu ſprechen, den Ihr laͤngſt, herrlich und glorreich ſiegend, geendet.“ — „Du haſt eine gute Meinung von mir, Bruder Medardus, ſprach der Pabſt: oder glaubſt Du, daß die Tiara der Lorbeer ſey, der mich als Helden und Sieger der Welt ver¬ kuͤndet?“ — „Es iſt, ſprach ich: wohl etwas großes, Koͤnig ſeyn und herrſchen uͤber ein Volk. So im Leben hochgeſtellt, mag alles rings umher naͤher zuſammengeruͤckt in jedem Verhaͤltniß commenſurabler erſcheinen, und eben durch die hohe Stellung ſich die wun¬ derbare Kraft des Ueberſchauens entwickeln, die, wie eine hoͤhere Weihe, ſich kund thut im gebornen Fuͤrſten.“—„Du meinſt, fiel der Pabſt ein, daß ſelbſt den Fuͤrſten, die ſchwach an Verſtande und Willen, doch eine gewiſſe wunderliche Sagazitaͤt beiwohne, die fuͤglich fuͤr Weisheit geltend, der Menge zu imponi¬ ren vermag. Aber wie gehoͤrt das hieher?“— „Ich wollte, fuhr ich fort: von der Weihe
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vernehmen, und wohl mag es Euch ziemen
uͤber den Kampf zu ſprechen, den Ihr laͤngſt,
herrlich und glorreich ſiegend, geendet.“ —
„Du haſt eine gute Meinung von mir, Bruder
Medardus, ſprach der Pabſt: oder glaubſt
Du, daß die Tiara der Lorbeer ſey, der
mich als Helden und Sieger der Welt ver¬
kuͤndet?“ — „Es iſt, ſprach ich: wohl etwas
großes, Koͤnig ſeyn und herrſchen uͤber ein
Volk. So im Leben hochgeſtellt, mag alles
rings umher naͤher zuſammengeruͤckt in jedem
Verhaͤltniß commenſurabler erſcheinen, und
eben durch die hohe Stellung ſich die wun¬
derbare Kraft des Ueberſchauens entwickeln,
die, wie eine hoͤhere Weihe, ſich kund thut
im gebornen Fuͤrſten.“—„Du meinſt, fiel der
Pabſt ein, daß ſelbſt den Fuͤrſten, die ſchwach
an Verſtande und Willen, doch eine gewiſſe
wunderliche Sagazitaͤt beiwohne, die fuͤglich
fuͤr Weisheit geltend, der Menge zu imponi¬
ren vermag. Aber wie gehoͤrt das hieher?“—
„Ich wollte, fuhr ich fort: von der Weihe
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/267>, abgerufen am 23.11.2024.
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