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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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halb sie sich so gebehrde; "Ach Herr, sagte
die Frau: mein Unglück ist gewiß, so eben
saß die kleine Euphemie auf meinem Schoße
und juchzte und lachte, aber mit einemmal
läßt sie das Köpfchen sinken und ist todt. --
Blaue Flecken hat sie auf der Stirn, und
so wird man mir Schuld geben, daß ich sie
habe fallen lassen!" -- Schnell trat Franz
hinein, und als er das todte Kind erblickte,
gewahrte er, wie das Verhängniß das Leben
seines Kindes wollte, denn es war mit der
todten Euphemie auf wunderbare Weise
gleich gebildet und gestaltet. Die Wärterin,
vielleicht nicht so unschuldig an dem Tode
des Kindes als sie vorgab, und bestochen
durch Franzens reichliches Geschenk, ließ sich
den Tausch gefallen; Franz wickelte nun das
todte Kind in die Tücher und warf es in
den Strom. Aureliens Kind wurde als
die Tochter der Baronesse von S., Euphe¬
mie mit Namen, erzogen und der Welt blieb
das Geheimniß ihrer Geburt verborgen.

halb ſie ſich ſo gebehrde; „Ach Herr, ſagte
die Frau: mein Ungluͤck iſt gewiß, ſo eben
ſaß die kleine Euphemie auf meinem Schoße
und juchzte und lachte, aber mit einemmal
laͤßt ſie das Koͤpfchen ſinken und iſt todt. —
Blaue Flecken hat ſie auf der Stirn, und
ſo wird man mir Schuld geben, daß ich ſie
habe fallen laſſen!“ — Schnell trat Franz
hinein, und als er das todte Kind erblickte,
gewahrte er, wie das Verhaͤngniß das Leben
ſeines Kindes wollte, denn es war mit der
todten Euphemie auf wunderbare Weiſe
gleich gebildet und geſtaltet. Die Waͤrterin,
vielleicht nicht ſo unſchuldig an dem Tode
des Kindes als ſie vorgab, und beſtochen
durch Franzens reichliches Geſchenk, ließ ſich
den Tauſch gefallen; Franz wickelte nun das
todte Kind in die Tuͤcher und warf es in
den Strom. Aureliens Kind wurde als
die Tochter der Baroneſſe von S., Euphe¬
mie mit Namen, erzogen und der Welt blieb
das Geheimniß ihrer Geburt verborgen.

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[246/0254] halb ſie ſich ſo gebehrde; „Ach Herr, ſagte die Frau: mein Ungluͤck iſt gewiß, ſo eben ſaß die kleine Euphemie auf meinem Schoße und juchzte und lachte, aber mit einemmal laͤßt ſie das Koͤpfchen ſinken und iſt todt. — Blaue Flecken hat ſie auf der Stirn, und ſo wird man mir Schuld geben, daß ich ſie habe fallen laſſen!“ — Schnell trat Franz hinein, und als er das todte Kind erblickte, gewahrte er, wie das Verhaͤngniß das Leben ſeines Kindes wollte, denn es war mit der todten Euphemie auf wunderbare Weiſe gleich gebildet und geſtaltet. Die Waͤrterin, vielleicht nicht ſo unſchuldig an dem Tode des Kindes als ſie vorgab, und beſtochen durch Franzens reichliches Geſchenk, ließ ſich den Tauſch gefallen; Franz wickelte nun das todte Kind in die Tuͤcher und warf es in den Strom. Aureliens Kind wurde als die Tochter der Baroneſſe von S., Euphe¬ mie mit Namen, erzogen und der Welt blieb das Geheimniß ihrer Geburt verborgen.

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/254>, abgerufen am 23.11.2024.