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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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gert sah, denen, wie Sie witzig bemerken,
das Liebesfeuer aus den exaltirten Toupees
dampfte, mir eine sehr bittre Erinnerung
aus meinem früheren Leben durch die Seele
fuhr, und daß ich, von recht grimmigem Hohn
über mancher Menschen thörigt' Treiben er¬
griffen, unwillkührlich hell auflachen mußte.
Es thut mir leid, daß ich, ohne es zu wol¬
len, so viel Unheil angerichtet habe, und ich
büße dafür, indem ich mich selbst auf einige
Zeit vom Hofe verbanne. Mag mir die
Fürstin, mag mir Aurelie verzeihen. "Ey,
mein lieber Herr Leonard, versetzte der Leib¬
arzt, man hat ja wohl wunderliche Anwand¬
lungen, denen man leicht widersteht, wenn
man sonst nur reinen Herzens ist. --" Wer
darf sich dessen rühmen hienieden? frug ich
dumpf in mich hinein. Der Leibarzt änderte
plötzlich Blick und Ton. "Sie scheinen mir,
sprach er milde und ernst: Sie scheinen mir
aber doch wirklich krank. -- Sie sehen blaß
und verstört aus -- Ihr Auge ist eingefal¬

len

gert ſah, denen, wie Sie witzig bemerken,
das Liebesfeuer aus den exaltirten Toupees
dampfte, mir eine ſehr bittre Erinnerung
aus meinem fruͤheren Leben durch die Seele
fuhr, und daß ich, von recht grimmigem Hohn
uͤber mancher Menſchen thoͤrigt' Treiben er¬
griffen, unwillkuͤhrlich hell auflachen mußte.
Es thut mir leid, daß ich, ohne es zu wol¬
len, ſo viel Unheil angerichtet habe, und ich
buͤße dafuͤr, indem ich mich ſelbſt auf einige
Zeit vom Hofe verbanne. Mag mir die
Fuͤrſtin, mag mir Aurelie verzeihen. „Ey,
mein lieber Herr Leonard, verſetzte der Leib¬
arzt, man hat ja wohl wunderliche Anwand¬
lungen, denen man leicht widerſteht, wenn
man ſonſt nur reinen Herzens iſt. —“ Wer
darf ſich deſſen ruͤhmen hienieden? frug ich
dumpf in mich hinein. Der Leibarzt aͤnderte
ploͤtzlich Blick und Ton. „Sie ſcheinen mir,
ſprach er milde und ernſt: Sie ſcheinen mir
aber doch wirklich krank. — Sie ſehen blaß
und verſtoͤrt aus — Ihr Auge iſt eingefal¬

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[16/0024] gert ſah, denen, wie Sie witzig bemerken, das Liebesfeuer aus den exaltirten Toupees dampfte, mir eine ſehr bittre Erinnerung aus meinem fruͤheren Leben durch die Seele fuhr, und daß ich, von recht grimmigem Hohn uͤber mancher Menſchen thoͤrigt' Treiben er¬ griffen, unwillkuͤhrlich hell auflachen mußte. Es thut mir leid, daß ich, ohne es zu wol¬ len, ſo viel Unheil angerichtet habe, und ich buͤße dafuͤr, indem ich mich ſelbſt auf einige Zeit vom Hofe verbanne. Mag mir die Fuͤrſtin, mag mir Aurelie verzeihen. „Ey, mein lieber Herr Leonard, verſetzte der Leib¬ arzt, man hat ja wohl wunderliche Anwand¬ lungen, denen man leicht widerſteht, wenn man ſonſt nur reinen Herzens iſt. —“ Wer darf ſich deſſen ruͤhmen hienieden? frug ich dumpf in mich hinein. Der Leibarzt aͤnderte ploͤtzlich Blick und Ton. „Sie ſcheinen mir, ſprach er milde und ernſt: Sie ſcheinen mir aber doch wirklich krank. — Sie ſehen blaß und verſtoͤrt aus — Ihr Auge iſt eingefal¬ len

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/24>, abgerufen am 29.03.2024.