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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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Maler verbreitete, aus dessen Nachlaß sie
das Bild bekommen, sondern dasselbe nach
genommener Copie, an das Capuzinerkloster
in B. verkauft. Nach beschwerlicher Pilger¬
fahrt langte Francesko in dem Kloster der
heiligen Linde in Ostpreußen an, und erfüllte
den Befehl, den ihm die heilige Jungfrau
selbst gegeben. Er malte die Kirche so
wunderbarlich aus, daß er wohl einsah, wie
der Geist der Gnade in ihm zu wirken be¬
ginne. Trost des Himmels floß in seine Seele.


Es begab sich, daß der Graf Filippo S.
auf der Jagd in einer abgelegenen wilden
Gegend von einem bösen Unwetter überfallen
wurde. Der Sturm heulte durch die Klüfte,
der Regen goß in Strömen herab, als solle
in einer neuen Sündfluth Mensch und Thier
untergehen; da fand Graf Filippo eine Höh¬
le, in die er sich, sammt seinem Pferde, das
er mühsam hineinzog, rettete. Schwarzes
Gewölk hatte sich über den ganzen Horizont

Maler verbreitete, aus deſſen Nachlaß ſie
das Bild bekommen, ſondern daſſelbe nach
genommener Copie, an das Capuzinerkloſter
in B. verkauft. Nach beſchwerlicher Pilger¬
fahrt langte Francesko in dem Kloſter der
heiligen Linde in Oſtpreußen an, und erfuͤllte
den Befehl, den ihm die heilige Jungfrau
ſelbſt gegeben. Er malte die Kirche ſo
wunderbarlich aus, daß er wohl einſah, wie
der Geiſt der Gnade in ihm zu wirken be¬
ginne. Troſt des Himmels floß in ſeine Seele.


Es begab ſich, daß der Graf Filippo S.
auf der Jagd in einer abgelegenen wilden
Gegend von einem boͤſen Unwetter uͤberfallen
wurde. Der Sturm heulte durch die Kluͤfte,
der Regen goß in Stroͤmen herab, als ſolle
in einer neuen Suͤndfluth Menſch und Thier
untergehen; da fand Graf Filippo eine Hoͤh¬
le, in die er ſich, ſammt ſeinem Pferde, das
er muͤhſam hineinzog, rettete. Schwarzes
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[230/0238] Maler verbreitete, aus deſſen Nachlaß ſie das Bild bekommen, ſondern daſſelbe nach genommener Copie, an das Capuzinerkloſter in B. verkauft. Nach beſchwerlicher Pilger¬ fahrt langte Francesko in dem Kloſter der heiligen Linde in Oſtpreußen an, und erfuͤllte den Befehl, den ihm die heilige Jungfrau ſelbſt gegeben. Er malte die Kirche ſo wunderbarlich aus, daß er wohl einſah, wie der Geiſt der Gnade in ihm zu wirken be¬ ginne. Troſt des Himmels floß in ſeine Seele. Es begab ſich, daß der Graf Filippo S. auf der Jagd in einer abgelegenen wilden Gegend von einem boͤſen Unwetter uͤberfallen wurde. Der Sturm heulte durch die Kluͤfte, der Regen goß in Stroͤmen herab, als ſolle in einer neuen Suͤndfluth Menſch und Thier untergehen; da fand Graf Filippo eine Hoͤh¬ le, in die er ſich, ſammt ſeinem Pferde, das er muͤhſam hineinzog, rettete. Schwarzes Gewoͤlk hatte ſich uͤber den ganzen Horizont

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/238>, abgerufen am 25.11.2024.