dunkles Verhängniß ihr Geschick in das mei¬ nige verschlungen habe, und daß das, was mir manchmal als sündhafter Frevel erschie¬ nen, nur die Erfüllung eines ewigen unab¬ änderlichen Rathschlusses sey. So mich er¬ muthigend lachte ich der Gefahr, die mir dann drohen könnte, wenn Aurelie in mir Hermogens Mörder erkennen sollte. Dies dünkte mir jedoch überdem höchst unwahr¬ scheinlich. -- Wie erbärmlich erschienen mir nun jene Jünglinge, die in eitlem Wahn sich um die bemühten, die so ganz und gar mein Eigen worden, daß ihr leisester Lebenshauch nur durch das Seyn in mir bedingt schien. -- Was sind mir diese Grafen, diese Frei¬ herren, diese Kammerherren, diese Offiziere in ihren bunten Röcken -- in ihrem blinkenden Golde, ihren schimmernden Orden, anders als ohnmächtige, geschmückte Insektlein, die ich, wird mir das Volk lästig, mit kräftiger Faust zermalme. -- In der Kutte will ich unter sie treten, Aurelien bräutlich geschmückt
dunkles Verhaͤngniß ihr Geſchick in das mei¬ nige verſchlungen habe, und daß das, was mir manchmal als ſuͤndhafter Frevel erſchie¬ nen, nur die Erfuͤllung eines ewigen unab¬ aͤnderlichen Rathſchluſſes ſey. So mich er¬ muthigend lachte ich der Gefahr, die mir dann drohen koͤnnte, wenn Aurelie in mir Hermogens Moͤrder erkennen ſollte. Dies duͤnkte mir jedoch uͤberdem hoͤchſt unwahr¬ ſcheinlich. — Wie erbaͤrmlich erſchienen mir nun jene Juͤnglinge, die in eitlem Wahn ſich um die bemuͤhten, die ſo ganz und gar mein Eigen worden, daß ihr leiſeſter Lebenshauch nur durch das Seyn in mir bedingt ſchien. — Was ſind mir dieſe Grafen, dieſe Frei¬ herren, dieſe Kammerherren, dieſe Offiziere in ihren bunten Roͤcken — in ihrem blinkenden Golde, ihren ſchimmernden Orden, anders als ohnmaͤchtige, geſchmuͤckte Inſektlein, die ich, wird mir das Volk laͤſtig, mit kraͤftiger Fauſt zermalme. — In der Kutte will ich unter ſie treten, Aurelien braͤutlich geſchmuͤckt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0019"n="11"/>
dunkles Verhaͤngniß ihr Geſchick in das mei¬<lb/>
nige verſchlungen habe, und daß das, was<lb/>
mir manchmal als ſuͤndhafter Frevel erſchie¬<lb/>
nen, nur die Erfuͤllung eines ewigen unab¬<lb/>
aͤnderlichen Rathſchluſſes ſey. So mich er¬<lb/>
muthigend lachte ich der Gefahr, die mir<lb/>
dann drohen koͤnnte, wenn Aurelie in mir<lb/>
Hermogens Moͤrder erkennen ſollte. Dies<lb/>
duͤnkte mir jedoch uͤberdem hoͤchſt unwahr¬<lb/>ſcheinlich. — Wie erbaͤrmlich erſchienen mir<lb/>
nun jene Juͤnglinge, die in eitlem Wahn ſich<lb/>
um <hirendition="#g">die</hi> bemuͤhten, die ſo ganz und gar mein<lb/>
Eigen worden, daß ihr leiſeſter Lebenshauch<lb/>
nur durch das Seyn in mir bedingt ſchien.<lb/>— Was ſind mir dieſe Grafen, dieſe Frei¬<lb/>
herren, dieſe Kammerherren, dieſe Offiziere in<lb/>
ihren bunten Roͤcken — in ihrem blinkenden<lb/>
Golde, ihren ſchimmernden Orden, anders<lb/>
als ohnmaͤchtige, geſchmuͤckte Inſektlein, die<lb/>
ich, wird mir das Volk laͤſtig, mit kraͤftiger<lb/>
Fauſt zermalme. — In der Kutte will ich<lb/>
unter ſie treten, Aurelien braͤutlich geſchmuͤckt<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[11/0019]
dunkles Verhaͤngniß ihr Geſchick in das mei¬
nige verſchlungen habe, und daß das, was
mir manchmal als ſuͤndhafter Frevel erſchie¬
nen, nur die Erfuͤllung eines ewigen unab¬
aͤnderlichen Rathſchluſſes ſey. So mich er¬
muthigend lachte ich der Gefahr, die mir
dann drohen koͤnnte, wenn Aurelie in mir
Hermogens Moͤrder erkennen ſollte. Dies
duͤnkte mir jedoch uͤberdem hoͤchſt unwahr¬
ſcheinlich. — Wie erbaͤrmlich erſchienen mir
nun jene Juͤnglinge, die in eitlem Wahn ſich
um die bemuͤhten, die ſo ganz und gar mein
Eigen worden, daß ihr leiſeſter Lebenshauch
nur durch das Seyn in mir bedingt ſchien.
— Was ſind mir dieſe Grafen, dieſe Frei¬
herren, dieſe Kammerherren, dieſe Offiziere in
ihren bunten Roͤcken — in ihrem blinkenden
Golde, ihren ſchimmernden Orden, anders
als ohnmaͤchtige, geſchmuͤckte Inſektlein, die
ich, wird mir das Volk laͤſtig, mit kraͤftiger
Fauſt zermalme. — In der Kutte will ich
unter ſie treten, Aurelien braͤutlich geſchmuͤckt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/19>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.