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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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dunkles Verhängniß ihr Geschick in das mei¬
nige verschlungen habe, und daß das, was
mir manchmal als sündhafter Frevel erschie¬
nen, nur die Erfüllung eines ewigen unab¬
änderlichen Rathschlusses sey. So mich er¬
muthigend lachte ich der Gefahr, die mir
dann drohen könnte, wenn Aurelie in mir
Hermogens Mörder erkennen sollte. Dies
dünkte mir jedoch überdem höchst unwahr¬
scheinlich. -- Wie erbärmlich erschienen mir
nun jene Jünglinge, die in eitlem Wahn sich
um die bemühten, die so ganz und gar mein
Eigen worden, daß ihr leisester Lebenshauch
nur durch das Seyn in mir bedingt schien.
-- Was sind mir diese Grafen, diese Frei¬
herren, diese Kammerherren, diese Offiziere in
ihren bunten Röcken -- in ihrem blinkenden
Golde, ihren schimmernden Orden, anders
als ohnmächtige, geschmückte Insektlein, die
ich, wird mir das Volk lästig, mit kräftiger
Faust zermalme. -- In der Kutte will ich
unter sie treten, Aurelien bräutlich geschmückt

dunkles Verhaͤngniß ihr Geſchick in das mei¬
nige verſchlungen habe, und daß das, was
mir manchmal als ſuͤndhafter Frevel erſchie¬
nen, nur die Erfuͤllung eines ewigen unab¬
aͤnderlichen Rathſchluſſes ſey. So mich er¬
muthigend lachte ich der Gefahr, die mir
dann drohen koͤnnte, wenn Aurelie in mir
Hermogens Moͤrder erkennen ſollte. Dies
duͤnkte mir jedoch uͤberdem hoͤchſt unwahr¬
ſcheinlich. — Wie erbaͤrmlich erſchienen mir
nun jene Juͤnglinge, die in eitlem Wahn ſich
um die bemuͤhten, die ſo ganz und gar mein
Eigen worden, daß ihr leiſeſter Lebenshauch
nur durch das Seyn in mir bedingt ſchien.
— Was ſind mir dieſe Grafen, dieſe Frei¬
herren, dieſe Kammerherren, dieſe Offiziere in
ihren bunten Roͤcken — in ihrem blinkenden
Golde, ihren ſchimmernden Orden, anders
als ohnmaͤchtige, geſchmuͤckte Inſektlein, die
ich, wird mir das Volk laͤſtig, mit kraͤftiger
Fauſt zermalme. — In der Kutte will ich
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[11/0019] dunkles Verhaͤngniß ihr Geſchick in das mei¬ nige verſchlungen habe, und daß das, was mir manchmal als ſuͤndhafter Frevel erſchie¬ nen, nur die Erfuͤllung eines ewigen unab¬ aͤnderlichen Rathſchluſſes ſey. So mich er¬ muthigend lachte ich der Gefahr, die mir dann drohen koͤnnte, wenn Aurelie in mir Hermogens Moͤrder erkennen ſollte. Dies duͤnkte mir jedoch uͤberdem hoͤchſt unwahr¬ ſcheinlich. — Wie erbaͤrmlich erſchienen mir nun jene Juͤnglinge, die in eitlem Wahn ſich um die bemuͤhten, die ſo ganz und gar mein Eigen worden, daß ihr leiſeſter Lebenshauch nur durch das Seyn in mir bedingt ſchien. — Was ſind mir dieſe Grafen, dieſe Frei¬ herren, dieſe Kammerherren, dieſe Offiziere in ihren bunten Roͤcken — in ihrem blinkenden Golde, ihren ſchimmernden Orden, anders als ohnmaͤchtige, geſchmuͤckte Inſektlein, die ich, wird mir das Volk laͤſtig, mit kraͤftiger Fauſt zermalme. — In der Kutte will ich unter ſie treten, Aurelien braͤutlich geſchmuͤckt

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/19>, abgerufen am 22.11.2024.