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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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als sey es der Mönch, der nun mich erfassen
und fortreißen werde ins Verderben. Rein¬
hold kam von einer Reise zurück, und erzählte
viel von einem Capuziner Medardus, der als
Canzelredner weit und breit berühmt sey
und den er selbst in . . .r mit Verwunderung
gehört habe. Ich dachte an den Mönch
im Roman und es überfiel mich eine seltsa¬
me Ahnung, daß das geliebte und gefürchtete
Traumbild jener Medardus seyn könne. Der
Gedanke war mir schrecklich, selbst wußte ich
nicht, warum? und mein Zustand wurde in
der That peinlicher und verstörter, als ich
es zu ertragen vermochte. Ich schwamm in
einem Meer von Ahnungen und Träumen.
Aber vergebens suchte ich das Bild des
Mönchs aus meinem Innern zu verbannen;
ich unglückliches Kind konnte nicht widerste¬
hen der sündigen Liebe zu dem Gottgeweih¬
ten. -- Ein Geistlicher besuchte einst, wie er es
wohl manchmal zu thun pflegte, den Vater.
Er ließ sich weitläuftig über die mannichfa¬

chen

als ſey es der Moͤnch, der nun mich erfaſſen
und fortreißen werde ins Verderben. Rein¬
hold kam von einer Reiſe zuruͤck, und erzaͤhlte
viel von einem Capuziner Medardus, der als
Canzelredner weit und breit beruͤhmt ſey
und den er ſelbſt in . . .r mit Verwunderung
gehoͤrt habe. Ich dachte an den Moͤnch
im Roman und es uͤberfiel mich eine ſeltſa¬
me Ahnung, daß das geliebte und gefuͤrchtete
Traumbild jener Medardus ſeyn koͤnne. Der
Gedanke war mir ſchrecklich, ſelbſt wußte ich
nicht, warum? und mein Zuſtand wurde in
der That peinlicher und verſtoͤrter, als ich
es zu ertragen vermochte. Ich ſchwamm in
einem Meer von Ahnungen und Traͤumen.
Aber vergebens ſuchte ich das Bild des
Moͤnchs aus meinem Innern zu verbannen;
ich ungluͤckliches Kind konnte nicht widerſte¬
hen der ſuͤndigen Liebe zu dem Gottgeweih¬
ten. — Ein Geiſtlicher beſuchte einſt, wie er es
wohl manchmal zu thun pflegte, den Vater.
Er ließ ſich weitlaͤuftig uͤber die mannichfa¬

chen
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[128/0136] als ſey es der Moͤnch, der nun mich erfaſſen und fortreißen werde ins Verderben. Rein¬ hold kam von einer Reiſe zuruͤck, und erzaͤhlte viel von einem Capuziner Medardus, der als Canzelredner weit und breit beruͤhmt ſey und den er ſelbſt in . . .r mit Verwunderung gehoͤrt habe. Ich dachte an den Moͤnch im Roman und es uͤberfiel mich eine ſeltſa¬ me Ahnung, daß das geliebte und gefuͤrchtete Traumbild jener Medardus ſeyn koͤnne. Der Gedanke war mir ſchrecklich, ſelbſt wußte ich nicht, warum? und mein Zuſtand wurde in der That peinlicher und verſtoͤrter, als ich es zu ertragen vermochte. Ich ſchwamm in einem Meer von Ahnungen und Traͤumen. Aber vergebens ſuchte ich das Bild des Moͤnchs aus meinem Innern zu verbannen; ich ungluͤckliches Kind konnte nicht widerſte¬ hen der ſuͤndigen Liebe zu dem Gottgeweih¬ ten. — Ein Geiſtlicher beſuchte einſt, wie er es wohl manchmal zu thun pflegte, den Vater. Er ließ ſich weitlaͤuftig uͤber die mannichfa¬ chen

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/136>, abgerufen am 03.05.2024.