Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

zu zeigen, mischt sich in das Betragen des
Adlichen gegen den Bürger ein gewisses Et¬
was, das wie Herablassung, Duldung des
eigentlich unziemlichen aussieht; das leidet
kein Mann, der im gerechten Stolz wohl
fühlt, wie in adlicher Gesellschaft oft nur er
es ist, der sich herablassen und dulden muß,
das geistig Gemeine und Abgeschmackte. Sie
sind selbst von Adel, Herr Leonard, aber wie
ich höre ganz geistlich und wissenschaftlich er¬
zogen. Daher mag es kommen, daß Sie
der erste Adliche sind, an dem ich selbst im
Zirkel des Hofes unter Adlichen auch jetzt
nichts adliches, im schlimmen Sinn genom¬
men, verspürt habe. Sie könnten glauben,
ich spräche da, als Bürgerlicher, vorgefaßte
Meinungen aus, oder mir sei persönlich et¬
was begegnet, das ein Vorurtheil erweckt
habe, dem ist aber nicht so. Ich gehöre nun
einmal zu einer der Classen, die Ausnahms¬
weise nicht blos tolerirt, sondern wirklich
gehegt und gepflegt werden. Aerzte und

zu zeigen, miſcht ſich in das Betragen des
Adlichen gegen den Buͤrger ein gewiſſes Et¬
was, das wie Herablaſſung, Duldung des
eigentlich unziemlichen ausſieht; das leidet
kein Mann, der im gerechten Stolz wohl
fuͤhlt, wie in adlicher Geſellſchaft oft nur er
es iſt, der ſich herablaſſen und dulden muß,
das geiſtig Gemeine und Abgeſchmackte. Sie
ſind ſelbſt von Adel, Herr Leonard, aber wie
ich hoͤre ganz geiſtlich und wiſſenſchaftlich er¬
zogen. Daher mag es kommen, daß Sie
der erſte Adliche ſind, an dem ich ſelbſt im
Zirkel des Hofes unter Adlichen auch jetzt
nichts adliches, im ſchlimmen Sinn genom¬
men, verſpuͤrt habe. Sie koͤnnten glauben,
ich ſpraͤche da, als Buͤrgerlicher, vorgefaßte
Meinungen aus, oder mir ſei perſoͤnlich et¬
was begegnet, das ein Vorurtheil erweckt
habe, dem iſt aber nicht ſo. Ich gehoͤre nun
einmal zu einer der Claſſen, die Ausnahms¬
weiſe nicht blos tolerirt, ſondern wirklich
gehegt und gepflegt werden. Aerzte und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0113" n="105"/>
zu zeigen, mi&#x017F;cht &#x017F;ich in das Betragen des<lb/>
Adlichen gegen den Bu&#x0364;rger ein gewi&#x017F;&#x017F;es Et¬<lb/>
was, das wie Herabla&#x017F;&#x017F;ung, Duldung des<lb/>
eigentlich unziemlichen aus&#x017F;ieht; das leidet<lb/>
kein Mann, der im gerechten Stolz wohl<lb/>
fu&#x0364;hlt, wie in adlicher Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft oft nur er<lb/>
es i&#x017F;t, der &#x017F;ich herabla&#x017F;&#x017F;en und dulden muß,<lb/>
das gei&#x017F;tig Gemeine und Abge&#x017F;chmackte. Sie<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;elb&#x017F;t von Adel, Herr Leonard, aber wie<lb/>
ich ho&#x0364;re ganz gei&#x017F;tlich und wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlich er¬<lb/>
zogen. Daher mag es kommen, daß Sie<lb/>
der er&#x017F;te Adliche &#x017F;ind, an dem ich &#x017F;elb&#x017F;t im<lb/>
Zirkel des Hofes unter Adlichen auch jetzt<lb/>
nichts adliches, im &#x017F;chlimmen Sinn genom¬<lb/>
men, ver&#x017F;pu&#x0364;rt habe. Sie ko&#x0364;nnten glauben,<lb/>
ich &#x017F;pra&#x0364;che da, als Bu&#x0364;rgerlicher, vorgefaßte<lb/>
Meinungen aus, oder mir &#x017F;ei per&#x017F;o&#x0364;nlich et¬<lb/>
was begegnet, das ein Vorurtheil erweckt<lb/>
habe, dem i&#x017F;t aber nicht &#x017F;o. Ich geho&#x0364;re nun<lb/>
einmal zu einer der Cla&#x017F;&#x017F;en, die Ausnahms¬<lb/>
wei&#x017F;e nicht blos tolerirt, &#x017F;ondern wirklich<lb/>
gehegt und gepflegt werden. Aerzte und<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0113] zu zeigen, miſcht ſich in das Betragen des Adlichen gegen den Buͤrger ein gewiſſes Et¬ was, das wie Herablaſſung, Duldung des eigentlich unziemlichen ausſieht; das leidet kein Mann, der im gerechten Stolz wohl fuͤhlt, wie in adlicher Geſellſchaft oft nur er es iſt, der ſich herablaſſen und dulden muß, das geiſtig Gemeine und Abgeſchmackte. Sie ſind ſelbſt von Adel, Herr Leonard, aber wie ich hoͤre ganz geiſtlich und wiſſenſchaftlich er¬ zogen. Daher mag es kommen, daß Sie der erſte Adliche ſind, an dem ich ſelbſt im Zirkel des Hofes unter Adlichen auch jetzt nichts adliches, im ſchlimmen Sinn genom¬ men, verſpuͤrt habe. Sie koͤnnten glauben, ich ſpraͤche da, als Buͤrgerlicher, vorgefaßte Meinungen aus, oder mir ſei perſoͤnlich et¬ was begegnet, das ein Vorurtheil erweckt habe, dem iſt aber nicht ſo. Ich gehoͤre nun einmal zu einer der Claſſen, die Ausnahms¬ weiſe nicht blos tolerirt, ſondern wirklich gehegt und gepflegt werden. Aerzte und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/113
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/113>, abgerufen am 05.12.2024.