Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

vielmehr Herr von Krezinski, Sie sind von
Adel, ich fixire Sie bei Hofe auf eine Art,
die Ihnen angenehm seyn soll. Sie heira¬
then Aurelien. -- In einigen Tagen feiern
wir die Verlobung, ich selbst werde die
Stelle des Brautvaters vertreten." -- Stumm,
von den widersprechendsten Gefühlen zerris¬
sen stand ich da. -- "Adieu, Herr Leonard!"
rief der Fürst und verschwand, mir freund¬
lich zuwinkend, aus dem Zimmer.

Aurelie mein Weib! -- Das Weib eines
verbrecherischen Mönchs! Nein! so wollen
es die dunklen Mächte nicht, mag auch über
die Arme verhängt seyn, was da will! --
Dieser Gedanke erhob sich in mir, siegend
über alles, was sich dagegen auflehnen moch¬
te. Irgend ein Entschluß, das fühlte ich,
mußte auf der Stelle gefaßt werden, aber
vergebens sann ich auf Mittel, mich schmerz¬
los von Aurelien zu trennen. Der Gedanke
sie nicht wieder zu sehen, war mir unerträg¬
lich, aber daß sie mein Weib werden sollte,

vielmehr Herr von Krezinski, Sie ſind von
Adel, ich fixire Sie bei Hofe auf eine Art,
die Ihnen angenehm ſeyn ſoll. Sie heira¬
then Aurelien. — In einigen Tagen feiern
wir die Verlobung, ich ſelbſt werde die
Stelle des Brautvaters vertreten.“ — Stumm,
von den widerſprechendſten Gefuͤhlen zerriſ¬
ſen ſtand ich da. — „Adieu, Herr Leonard!“
rief der Fuͤrſt und verſchwand, mir freund¬
lich zuwinkend, aus dem Zimmer.

Aurelie mein Weib! — Das Weib eines
verbrecheriſchen Moͤnchs! Nein! ſo wollen
es die dunklen Maͤchte nicht, mag auch uͤber
die Arme verhaͤngt ſeyn, was da will! —
Dieſer Gedanke erhob ſich in mir, ſiegend
uͤber alles, was ſich dagegen auflehnen moch¬
te. Irgend ein Entſchluß, das fuͤhlte ich,
mußte auf der Stelle gefaßt werden, aber
vergebens ſann ich auf Mittel, mich ſchmerz¬
los von Aurelien zu trennen. Der Gedanke
ſie nicht wieder zu ſehen, war mir unertraͤg¬
lich, aber daß ſie mein Weib werden ſollte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0106" n="98"/>
vielmehr Herr von Krezinski, Sie &#x017F;ind von<lb/>
Adel, ich fixire Sie bei Hofe auf eine Art,<lb/>
die Ihnen angenehm &#x017F;eyn &#x017F;oll. Sie heira¬<lb/>
then Aurelien. &#x2014; In einigen Tagen feiern<lb/>
wir die Verlobung, ich &#x017F;elb&#x017F;t werde die<lb/>
Stelle des Brautvaters vertreten.&#x201C; &#x2014; Stumm,<lb/>
von den wider&#x017F;prechend&#x017F;ten Gefu&#x0364;hlen zerri&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en &#x017F;tand ich da. &#x2014; &#x201E;Adieu, Herr Leonard!&#x201C;<lb/>
rief der Fu&#x0364;r&#x017F;t und ver&#x017F;chwand, mir freund¬<lb/>
lich zuwinkend, aus dem Zimmer.</p><lb/>
            <p>Aurelie mein Weib! &#x2014; Das Weib eines<lb/>
verbrecheri&#x017F;chen Mo&#x0364;nchs! Nein! &#x017F;o wollen<lb/>
es die dunklen Ma&#x0364;chte nicht, mag auch u&#x0364;ber<lb/>
die Arme verha&#x0364;ngt &#x017F;eyn, was da will! &#x2014;<lb/>
Die&#x017F;er Gedanke erhob &#x017F;ich in mir, &#x017F;iegend<lb/>
u&#x0364;ber alles, was &#x017F;ich dagegen auflehnen moch¬<lb/>
te. Irgend ein Ent&#x017F;chluß, das fu&#x0364;hlte ich,<lb/>
mußte auf der Stelle gefaßt werden, aber<lb/>
vergebens &#x017F;ann ich auf Mittel, mich &#x017F;chmerz¬<lb/>
los von Aurelien zu trennen. Der Gedanke<lb/>
&#x017F;ie nicht wieder zu &#x017F;ehen, war mir unertra&#x0364;<lb/>
lich, aber daß &#x017F;ie mein Weib werden &#x017F;ollte,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0106] vielmehr Herr von Krezinski, Sie ſind von Adel, ich fixire Sie bei Hofe auf eine Art, die Ihnen angenehm ſeyn ſoll. Sie heira¬ then Aurelien. — In einigen Tagen feiern wir die Verlobung, ich ſelbſt werde die Stelle des Brautvaters vertreten.“ — Stumm, von den widerſprechendſten Gefuͤhlen zerriſ¬ ſen ſtand ich da. — „Adieu, Herr Leonard!“ rief der Fuͤrſt und verſchwand, mir freund¬ lich zuwinkend, aus dem Zimmer. Aurelie mein Weib! — Das Weib eines verbrecheriſchen Moͤnchs! Nein! ſo wollen es die dunklen Maͤchte nicht, mag auch uͤber die Arme verhaͤngt ſeyn, was da will! — Dieſer Gedanke erhob ſich in mir, ſiegend uͤber alles, was ſich dagegen auflehnen moch¬ te. Irgend ein Entſchluß, das fuͤhlte ich, mußte auf der Stelle gefaßt werden, aber vergebens ſann ich auf Mittel, mich ſchmerz¬ los von Aurelien zu trennen. Der Gedanke ſie nicht wieder zu ſehen, war mir unertraͤg¬ lich, aber daß ſie mein Weib werden ſollte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/106
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/106>, abgerufen am 05.12.2024.