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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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begrüßt habe. Aber so wie dies Alles im¬
mer lebendiger vor meiner Seele stand, wur¬
de mir auch meine Umgebung immer lästi¬
ger und drückender. Jene Ruhe und Hei¬
terkeit des Geistes, die mich sonst umfing,
war aus meiner Seele entschwunden -- ja
alle gemüthliche Aeußerungen der Brüder,
die Freundlichkeit des Priors, erweckten in
mir einen feindseeligen Zorn. Den Heili¬
gen
, den hoch über sie erhabenen, sollten sie
in mir erkennen, sich niederwerfen in den
Staub, und die Fürbitte erflehen vor dem
Throne Gottes. So aber hielt ich sie für
befangen in verderblicher Verstocktheit. Selbst
in meine Reden flocht ich gewisse Anspielun¬
gen ein, die darauf hindeuteten, wie nun ei¬
ne wundervolle Zeit, gleich der in schimmern¬
den Strahlen leuchtenden Morgenröthe, an¬
gebrochen, in der Trost und Heil bringend
der gläubigen Gemeinde ein Auserwählter
Gottes auf Erden wandle. Meine eingebil¬
dete Sendung kleidete ich in mystische Bil¬

begruͤßt habe. Aber ſo wie dies Alles im¬
mer lebendiger vor meiner Seele ſtand, wur¬
de mir auch meine Umgebung immer laͤſti¬
ger und druͤckender. Jene Ruhe und Hei¬
terkeit des Geiſtes, die mich ſonſt umfing,
war aus meiner Seele entſchwunden — ja
alle gemuͤthliche Aeußerungen der Bruͤder,
die Freundlichkeit des Priors, erweckten in
mir einen feindſeeligen Zorn. Den Heili¬
gen
, den hoch uͤber ſie erhabenen, ſollten ſie
in mir erkennen, ſich niederwerfen in den
Staub, und die Fuͤrbitte erflehen vor dem
Throne Gottes. So aber hielt ich ſie fuͤr
befangen in verderblicher Verſtocktheit. Selbſt
in meine Reden flocht ich gewiſſe Anſpielun¬
gen ein, die darauf hindeuteten, wie nun ei¬
ne wundervolle Zeit, gleich der in ſchimmern¬
den Strahlen leuchtenden Morgenroͤthe, an¬
gebrochen, in der Troſt und Heil bringend
der glaͤubigen Gemeinde ein Auserwaͤhlter
Gottes auf Erden wandle. Meine eingebil¬
dete Sendung kleidete ich in myſtiſche Bil¬

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[59/0075] begruͤßt habe. Aber ſo wie dies Alles im¬ mer lebendiger vor meiner Seele ſtand, wur¬ de mir auch meine Umgebung immer laͤſti¬ ger und druͤckender. Jene Ruhe und Hei¬ terkeit des Geiſtes, die mich ſonſt umfing, war aus meiner Seele entſchwunden — ja alle gemuͤthliche Aeußerungen der Bruͤder, die Freundlichkeit des Priors, erweckten in mir einen feindſeeligen Zorn. Den Heili¬ gen, den hoch uͤber ſie erhabenen, ſollten ſie in mir erkennen, ſich niederwerfen in den Staub, und die Fuͤrbitte erflehen vor dem Throne Gottes. So aber hielt ich ſie fuͤr befangen in verderblicher Verſtocktheit. Selbſt in meine Reden flocht ich gewiſſe Anſpielun¬ gen ein, die darauf hindeuteten, wie nun ei¬ ne wundervolle Zeit, gleich der in ſchimmern¬ den Strahlen leuchtenden Morgenroͤthe, an¬ gebrochen, in der Troſt und Heil bringend der glaͤubigen Gemeinde ein Auserwaͤhlter Gottes auf Erden wandle. Meine eingebil¬ dete Sendung kleidete ich in myſtiſche Bil¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/75>, abgerufen am 04.05.2024.