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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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Herrliche, das ich verkündet, nochmals wie
in einem flammenden Fokus zusammenfaßte,
schloß ich meine Rede, deren Eindruck ganz
ungewöhnlich, ganz unerhört war. Heftiges
Weinen -- unwillkührlich den Lippen entflie¬
hende Ausrufe der andachtvollsten Wonne --
lautes Gebet, hallten meinen Worten nach.
Die Brüder zollten mir ihre höchste Bewun¬
derung, Leonardus umarmte mich, er nannte
mich den Stolz des Klosters. Mein Ruf
verbreitete sich schnell, und um den Bruder
Medardus zu hören, drängte sich der vor¬
nehmste, der gebildetste Theil der Stadtbe¬
wohner, schon eine Stunde vor dem Läuten,
in die nicht allzugroße Klosterkirche. Mit
der Bewunderung stieg mein Eifer und mei¬
ne Sorge, den Reden im stärksten Feuer
Ründe und Gewandtheit zu geben. Immer
mehr gelang es mir, die Zuhörer zu fesseln,
und, immer steigend und steigend, glich bald
die Verehrung, die sich überall, wo ich ging
und stand in den stärksten Zügen an den Tag

Herrliche, das ich verkuͤndet, nochmals wie
in einem flammenden Fokus zuſammenfaßte,
ſchloß ich meine Rede, deren Eindruck ganz
ungewoͤhnlich, ganz unerhoͤrt war. Heftiges
Weinen — unwillkuͤhrlich den Lippen entflie¬
hende Ausrufe der andachtvollſten Wonne —
lautes Gebet, hallten meinen Worten nach.
Die Bruͤder zollten mir ihre hoͤchſte Bewun¬
derung, Leonardus umarmte mich, er nannte
mich den Stolz des Kloſters. Mein Ruf
verbreitete ſich ſchnell, und um den Bruder
Medardus zu hoͤren, draͤngte ſich der vor¬
nehmſte, der gebildetſte Theil der Stadtbe¬
wohner, ſchon eine Stunde vor dem Laͤuten,
in die nicht allzugroße Kloſterkirche. Mit
der Bewunderung ſtieg mein Eifer und mei¬
ne Sorge, den Reden im ſtaͤrkſten Feuer
Ruͤnde und Gewandtheit zu geben. Immer
mehr gelang es mir, die Zuhoͤrer zu feſſeln,
und, immer ſteigend und ſteigend, glich bald
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[57/0073] Herrliche, das ich verkuͤndet, nochmals wie in einem flammenden Fokus zuſammenfaßte, ſchloß ich meine Rede, deren Eindruck ganz ungewoͤhnlich, ganz unerhoͤrt war. Heftiges Weinen — unwillkuͤhrlich den Lippen entflie¬ hende Ausrufe der andachtvollſten Wonne — lautes Gebet, hallten meinen Worten nach. Die Bruͤder zollten mir ihre hoͤchſte Bewun¬ derung, Leonardus umarmte mich, er nannte mich den Stolz des Kloſters. Mein Ruf verbreitete ſich ſchnell, und um den Bruder Medardus zu hoͤren, draͤngte ſich der vor¬ nehmſte, der gebildetſte Theil der Stadtbe¬ wohner, ſchon eine Stunde vor dem Laͤuten, in die nicht allzugroße Kloſterkirche. Mit der Bewunderung ſtieg mein Eifer und mei¬ ne Sorge, den Reden im ſtaͤrkſten Feuer Ruͤnde und Gewandtheit zu geben. Immer mehr gelang es mir, die Zuhoͤrer zu feſſeln, und, immer ſteigend und ſteigend, glich bald die Verehrung, die ſich uͤberall, wo ich ging und ſtand in den ſtaͤrkſten Zuͤgen an den Tag

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/73>, abgerufen am 04.05.2024.