stimmten, und betrachtete nun die Reliquien, die mir sonst nur als religiöse Spielerei er¬ schienen, mit wahrer innerer Ehrfurcht und Andacht. Dem Bruder Cyrillus entging diese Wirkung seiner Rede nicht, und er fuhr nun fort, mit größerem Eifer und mit recht zum Gemüthe sprechender Innigkeit, mir die Sammlung Stück vor Stück zu erklären. Endlich nahm er aus einem wohlverschlosse¬ nen Schranke ein Kistchen heraus und sagte: "hierinnen, lieber Bruder Medardus! ist die geheimnißvollste wunderbarste Reliquie ent¬ halten, die unser Kloster besitzt. So lange ich im Kloster bin, hat dieses Kistchen nie¬ mand in der Hand gehabt, als der Prior und ich; selbst die andern Brüder, viel we¬ niger Fremde, wissen etwas von dem Daseyn dieser Reliquie. Ich kann die Kiste nicht oh¬ ne inneren Schauer anrühren, es ist als sey darinn ein böser Zauber verschlossen, der, gelänge es ihm, den Bann der ihn umschließt und wirkungslos macht, zu zersprengen, Ver¬
ſtimmten, und betrachtete nun die Reliquien, die mir ſonſt nur als religioͤſe Spielerei er¬ ſchienen, mit wahrer innerer Ehrfurcht und Andacht. Dem Bruder Cyrillus entging dieſe Wirkung ſeiner Rede nicht, und er fuhr nun fort, mit groͤßerem Eifer und mit recht zum Gemuͤthe ſprechender Innigkeit, mir die Sammlung Stuͤck vor Stuͤck zu erklaͤren. Endlich nahm er aus einem wohlverſchloſſe¬ nen Schranke ein Kiſtchen heraus und ſagte: „hierinnen, lieber Bruder Medardus! iſt die geheimnißvollſte wunderbarſte Reliquie ent¬ halten, die unſer Kloſter beſitzt. So lange ich im Kloſter bin, hat dieſes Kiſtchen nie¬ mand in der Hand gehabt, als der Prior und ich; ſelbſt die andern Bruͤder, viel we¬ niger Fremde, wiſſen etwas von dem Daſeyn dieſer Reliquie. Ich kann die Kiſte nicht oh¬ ne inneren Schauer anruͤhren, es iſt als ſey darinn ein boͤſer Zauber verſchloſſen, der, gelaͤnge es ihm, den Bann der ihn umſchließt und wirkungslos macht, zu zerſprengen, Ver¬
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ſtimmten, und betrachtete nun die Reliquien,
die mir ſonſt nur als religioͤſe Spielerei er¬
ſchienen, mit wahrer innerer Ehrfurcht und
Andacht. Dem Bruder Cyrillus entging
dieſe Wirkung ſeiner Rede nicht, und er fuhr
nun fort, mit groͤßerem Eifer und mit recht
zum Gemuͤthe ſprechender Innigkeit, mir die
Sammlung Stuͤck vor Stuͤck zu erklaͤren.
Endlich nahm er aus einem wohlverſchloſſe¬
nen Schranke ein Kiſtchen heraus und ſagte:
„hierinnen, lieber Bruder Medardus! iſt die
geheimnißvollſte wunderbarſte Reliquie ent¬
halten, die unſer Kloſter beſitzt. So lange
ich im Kloſter bin, hat dieſes Kiſtchen nie¬
mand in der Hand gehabt, als der Prior
und ich; ſelbſt die andern Bruͤder, viel we¬
niger Fremde, wiſſen etwas von dem Daſeyn
dieſer Reliquie. Ich kann die Kiſte nicht oh¬
ne inneren Schauer anruͤhren, es iſt als ſey
darinn ein boͤſer Zauber verſchloſſen, der,
gelaͤnge es ihm, den Bann der ihn umſchließt
und wirkungslos macht, zu zerſprengen, Ver¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/63>, abgerufen am 27.11.2024.
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