Stadt zu beginnen: ich hatte mich nemlich ganz für den geistlichen Stand entschieden, und dies erfüllte meine Mutter mit der in¬ nigsten Freude, da sie hiedurch die geheim¬ nißvollen Andeutungen des Pilgers, die in gewisser Art mit der merkwürdigen, mir un¬ bekannten Vision meines Vaters in Verbin¬ dung stehen sollten, erklärt und erfüllt sah. Durch meinen Entschluß glaubte sie erst die Seele meines Vaters entsühnt, und von der Quaal ewiger Verdammniß errettet. Auch die Fürstin, die ich jetzt nur im Sprachzimmer sehen konnte, billigte höchlich mein Vorha¬ ben, und wiederholte ihr Versprechen, mich bis zur Erlangung einer geistlichen Würde mit allem Nöthigen zu unterstützen. Uner¬ achtet die Stadt so nahe lag, daß man von dem Kloster aus, die Thürme sehen konnte, und nur irgend rüstige Fußgänger von dort her, die heitre anmuthige Gegend des Klo¬ sters zu ihren Spaziergängen wählten, so wurde mir doch der Abschied von meiner
Stadt zu beginnen: ich hatte mich nemlich ganz fuͤr den geiſtlichen Stand entſchieden, und dies erfuͤllte meine Mutter mit der in¬ nigſten Freude, da ſie hiedurch die geheim¬ nißvollen Andeutungen des Pilgers, die in gewiſſer Art mit der merkwuͤrdigen, mir un¬ bekannten Viſion meines Vaters in Verbin¬ dung ſtehen ſollten, erklaͤrt und erfuͤllt ſah. Durch meinen Entſchluß glaubte ſie erſt die Seele meines Vaters entſuͤhnt, und von der Quaal ewiger Verdammniß errettet. Auch die Fuͤrſtin, die ich jetzt nur im Sprachzimmer ſehen konnte, billigte hoͤchlich mein Vorha¬ ben, und wiederholte ihr Verſprechen, mich bis zur Erlangung einer geiſtlichen Wuͤrde mit allem Noͤthigen zu unterſtuͤtzen. Uner¬ achtet die Stadt ſo nahe lag, daß man von dem Kloſter aus, die Thuͤrme ſehen konnte, und nur irgend ruͤſtige Fußgaͤnger von dort her, die heitre anmuthige Gegend des Klo¬ ſters zu ihren Spaziergaͤngen waͤhlten, ſo wurde mir doch der Abſchied von meiner
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Stadt zu beginnen: ich hatte mich nemlich
ganz fuͤr den geiſtlichen Stand entſchieden,
und dies erfuͤllte meine Mutter mit der in¬
nigſten Freude, da ſie hiedurch die geheim¬
nißvollen Andeutungen des Pilgers, die in
gewiſſer Art mit der merkwuͤrdigen, mir un¬
bekannten Viſion meines Vaters in Verbin¬
dung ſtehen ſollten, erklaͤrt und erfuͤllt ſah.
Durch meinen Entſchluß glaubte ſie erſt die
Seele meines Vaters entſuͤhnt, und von der
Quaal ewiger Verdammniß errettet. Auch die
Fuͤrſtin, die ich jetzt nur im Sprachzimmer
ſehen konnte, billigte hoͤchlich mein Vorha¬
ben, und wiederholte ihr Verſprechen, mich
bis zur Erlangung einer geiſtlichen Wuͤrde
mit allem Noͤthigen zu unterſtuͤtzen. Uner¬
achtet die Stadt ſo nahe lag, daß man von
dem Kloſter aus, die Thuͤrme ſehen konnte,
und nur irgend ruͤſtige Fußgaͤnger von dort
her, die heitre anmuthige Gegend des Klo¬
ſters zu ihren Spaziergaͤngen waͤhlten, ſo
wurde mir doch der Abſchied von meiner
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/39>, abgerufen am 23.11.2024.
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