die Unterhaltung zu übertragen. Es ist die sonderbare Gabe, über Nichts mit be¬ deutenden Worten zu schwatzen, und so den Weibern ein gewisses Wohlbehagen zu erregen, von dem, wie es entstanden, sie sich selbst nicht Rechenschaft geben können. Daß diese höhere und eigentliche Galanterie sich nicht mit plumpen Schmeicheleien abge¬ ben kann, fließt aus dem Gesagten, wiewohl in jenem interessanten Geschwätz, das wie ein Hymnus der Angebeteten erklingt, eben das gänzliche Eingehen in ihr Innerstes liegt, so daß ihr eignes Selbst ihnen klar zu werden scheint, und sie sich in dem Reflex ihres eignen Ichs mit Wohlgefallen spie¬ geln. -- -- Wer hätte nun noch den Mönch in mir erkennen sollen! -- Der einzige mir gefährliche Ort war vielleicht nur noch die Kirche, in welcher es mir schwer wurde, je¬ ne klösterliche Andachtsübungen, die ein be¬ sonderer Rhythmus, ein besonderer Takt aus¬ zeichnet, zu vermeiden. --
die Unterhaltung zu uͤbertragen. Es iſt die ſonderbare Gabe, uͤber Nichts mit be¬ deutenden Worten zu ſchwatzen, und ſo den Weibern ein gewiſſes Wohlbehagen zu erregen, von dem, wie es entſtanden, ſie ſich ſelbſt nicht Rechenſchaft geben koͤnnen. Daß dieſe hoͤhere und eigentliche Galanterie ſich nicht mit plumpen Schmeicheleien abge¬ ben kann, fließt aus dem Geſagten, wiewohl in jenem intereſſanten Geſchwaͤtz, das wie ein Hymnus der Angebeteten erklingt, eben das gaͤnzliche Eingehen in ihr Innerſtes liegt, ſo daß ihr eignes Selbſt ihnen klar zu werden ſcheint, und ſie ſich in dem Reflex ihres eignen Ichs mit Wohlgefallen ſpie¬ geln. — — Wer haͤtte nun noch den Moͤnch in mir erkennen ſollen! — Der einzige mir gefaͤhrliche Ort war vielleicht nur noch die Kirche, in welcher es mir ſchwer wurde, je¬ ne kloͤſterliche Andachtsuͤbungen, die ein be¬ ſonderer Rhythmus, ein beſonderer Takt aus¬ zeichnet, zu vermeiden. —
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die Unterhaltung zu uͤbertragen. Es iſt
die ſonderbare Gabe, uͤber Nichts mit be¬
deutenden Worten zu ſchwatzen, und ſo
den Weibern ein gewiſſes Wohlbehagen zu
erregen, von dem, wie es entſtanden, ſie
ſich ſelbſt nicht Rechenſchaft geben koͤnnen.
Daß dieſe hoͤhere und eigentliche Galanterie
ſich nicht mit plumpen Schmeicheleien abge¬
ben kann, fließt aus dem Geſagten, wiewohl
in jenem intereſſanten Geſchwaͤtz, das wie
ein Hymnus der Angebeteten erklingt, eben
das gaͤnzliche Eingehen in ihr Innerſtes
liegt, ſo daß ihr eignes Selbſt ihnen klar zu
werden ſcheint, und ſie ſich in dem Reflex
ihres eignen Ichs mit Wohlgefallen ſpie¬
geln. — — Wer haͤtte nun noch den Moͤnch
in mir erkennen ſollen! — Der einzige mir
gefaͤhrliche Ort war vielleicht nur noch die
Kirche, in welcher es mir ſchwer wurde, je¬
ne kloͤſterliche Andachtsuͤbungen, die ein be¬
ſonderer Rhythmus, ein beſonderer Takt aus¬
zeichnet, zu vermeiden. —
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/373>, abgerufen am 27.11.2024.
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