schwerfälligem Gallopp zum Hofe hinausrei¬ ten sah."
"Natürlicherweise hielt ich ihn für einen Fremden, der sich mit dem Wirth entzweit habe, und nun abgereiset sey; eben deshalb nahm es mich nicht wenig Wunder, als ich Mittags, da ich mich in der Wirthsstube be¬ fand, dieselbe komische kaffeebraune Figur, mit der fuchsrothen Perrücke, welche des Morgens hinausritt, eintreten, und ohne Um¬ stände an dem gedeckten Tisch Platz nehmen sah. Es war das häßlichste und dabei pos¬ sierlichste Gesicht, das mir jemals aufstieß. In dem ganzen Wesen des Mannes lag so etwas drollig ernstes, daß man ihn betrach¬ tend, sich kaum des Lachens enthalten konnte. Wir aßen mit einander, und ein wortkarges Gespräch schlich zwischen mir und dem Wirth hin, ohne daß der Fremde, der gewaltig aß, daran Antheil nehmen wollte. Offenbar war es, wie ich nachher einsah, Bosheit des Wirths, daß er das Gespräch geschickt auf nationelle
ſchwerfaͤlligem Gallopp zum Hofe hinausrei¬ ten ſah.“
„Natuͤrlicherweiſe hielt ich ihn fuͤr einen Fremden, der ſich mit dem Wirth entzweit habe, und nun abgereiſet ſey; eben deshalb nahm es mich nicht wenig Wunder, als ich Mittags, da ich mich in der Wirthsſtube be¬ fand, dieſelbe komiſche kaffeebraune Figur, mit der fuchsrothen Perruͤcke, welche des Morgens hinausritt, eintreten, und ohne Um¬ ſtaͤnde an dem gedeckten Tiſch Platz nehmen ſah. Es war das haͤßlichſte und dabei poſ¬ ſierlichſte Geſicht, das mir jemals aufſtieß. In dem ganzen Weſen des Mannes lag ſo etwas drollig ernſtes, daß man ihn betrach¬ tend, ſich kaum des Lachens enthalten konnte. Wir aßen mit einander, und ein wortkarges Geſpraͤch ſchlich zwiſchen mir und dem Wirth hin, ohne daß der Fremde, der gewaltig aß, daran Antheil nehmen wollte. Offenbar war es, wie ich nachher einſah, Bosheit des Wirths, daß er das Geſpraͤch geſchickt auf nationelle
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[335/0351]
ſchwerfaͤlligem Gallopp zum Hofe hinausrei¬
ten ſah.“
„Natuͤrlicherweiſe hielt ich ihn fuͤr einen
Fremden, der ſich mit dem Wirth entzweit
habe, und nun abgereiſet ſey; eben deshalb
nahm es mich nicht wenig Wunder, als ich
Mittags, da ich mich in der Wirthsſtube be¬
fand, dieſelbe komiſche kaffeebraune Figur,
mit der fuchsrothen Perruͤcke, welche des
Morgens hinausritt, eintreten, und ohne Um¬
ſtaͤnde an dem gedeckten Tiſch Platz nehmen
ſah. Es war das haͤßlichſte und dabei poſ¬
ſierlichſte Geſicht, das mir jemals aufſtieß.
In dem ganzen Weſen des Mannes lag ſo
etwas drollig ernſtes, daß man ihn betrach¬
tend, ſich kaum des Lachens enthalten konnte.
Wir aßen mit einander, und ein wortkarges
Geſpraͤch ſchlich zwiſchen mir und dem Wirth
hin, ohne daß der Fremde, der gewaltig aß,
daran Antheil nehmen wollte. Offenbar war es,
wie ich nachher einſah, Bosheit des Wirths,
daß er das Geſpraͤch geſchickt auf nationelle
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/351>, abgerufen am 27.11.2024.
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