digster Herr, das Spiel so interessant macht. Aber wird nicht auch dieser oder jener, den die Leidenschaft des Spiels unwiderstehlich ergriffen, Mittel finden zu seinem eignen Verderben der Aufsicht zu entgehen, und so ein Mißverhältniß sein Leben bringen, das ihn zerstört? -- Verzeihen Sie meine Frei¬ müthigkeit, gnädigster Herr! -- Ich glaube überdem, daß jede Einschränkung der Frei¬ heit, sollte diese auch gemißbraucht werden, drückend, ja, als dem menschlichen Wesen schnurstracks entgegenstrebend, unausstehlich ist." -- "Sie sind nun einmal, wie es scheint, überall nicht meiner Meinung, Herr Leonard," fuhr der Fürst auf, und entfernte sich rasch, indem er mir ein leichtes ",Adieu" zuwarf. -- Kaum wußte ich selbst, wie ich dazu gekom¬ men, mich so offenherzig zu äußern, ja ich hatte niemals, unerachtet ich in der Han¬ delsstadt oft an bedeutenden Banken als Zu¬ schauer stand, genug über das Spiel nachge¬ dacht, um meine Ueberzeugung im Innern
digſter Herr, das Spiel ſo intereſſant macht. Aber wird nicht auch dieſer oder jener, den die Leidenſchaft des Spiels unwiderſtehlich ergriffen, Mittel finden zu ſeinem eignen Verderben der Aufſicht zu entgehen, und ſo ein Mißverhaͤltniß ſein Leben bringen, das ihn zerſtoͤrt? — Verzeihen Sie meine Frei¬ muͤthigkeit, gnaͤdigſter Herr! — Ich glaube uͤberdem, daß jede Einſchraͤnkung der Frei¬ heit, ſollte dieſe auch gemißbraucht werden, druͤckend, ja, als dem menſchlichen Weſen ſchnurſtracks entgegenſtrebend, unausſtehlich iſt.“ — „Sie ſind nun einmal, wie es ſcheint, uͤberall nicht meiner Meinung, Herr Leonard,“ fuhr der Fuͤrſt auf, und entfernte ſich raſch, indem er mir ein leichtes „,Adieu“ zuwarf. — Kaum wußte ich ſelbſt, wie ich dazu gekom¬ men, mich ſo offenherzig zu aͤußern, ja ich hatte niemals, unerachtet ich in der Han¬ delsſtadt oft an bedeutenden Banken als Zu¬ ſchauer ſtand, genug uͤber das Spiel nachge¬ dacht, um meine Ueberzeugung im Innern
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digſter Herr, das Spiel ſo intereſſant macht.
Aber wird nicht auch dieſer oder jener, den
die Leidenſchaft des Spiels unwiderſtehlich
ergriffen, Mittel finden zu ſeinem eignen
Verderben der Aufſicht zu entgehen, und ſo
ein Mißverhaͤltniß ſein Leben bringen, das
ihn zerſtoͤrt? — Verzeihen Sie meine Frei¬
muͤthigkeit, gnaͤdigſter Herr! — Ich glaube
uͤberdem, daß jede Einſchraͤnkung der Frei¬
heit, ſollte dieſe auch gemißbraucht werden,
druͤckend, ja, als dem menſchlichen Weſen
ſchnurſtracks entgegenſtrebend, unausſtehlich
iſt.“ — „Sie ſind nun einmal, wie es ſcheint,
uͤberall nicht meiner Meinung, Herr Leonard,“
fuhr der Fuͤrſt auf, und entfernte ſich raſch,
indem er mir ein leichtes „,Adieu“ zuwarf. —
Kaum wußte ich ſelbſt, wie ich dazu gekom¬
men, mich ſo offenherzig zu aͤußern, ja ich
hatte niemals, unerachtet ich in der Han¬
delsſtadt oft an bedeutenden Banken als Zu¬
ſchauer ſtand, genug uͤber das Spiel nachge¬
dacht, um meine Ueberzeugung im Innern
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/344>, abgerufen am 27.11.2024.
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