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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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stützter Nase, und lebhaft funkelnden Augen,
schwarz gekleidet, den langen Stahldegen an
der Seite, der, indem er sich mit unglaubli¬
cher Schnelle durch die Gesellschaft wand
und schlängelte, und bald hier, bald dort
war, nirgends weilend, keinem Rede stehend,
hundert witzige sarkastische Einfälle, wie
Feuerfunken umhersprühte, überall reges
Leben entzündete. Es war des Fürsten Leib¬
arzt. -- Die alte Dame, mit der die Fürstin
gesprochen, hatte unbemerkt mich so geschickt
zu umkreisen gewußt, daß ich, ehe ich mir's
versah, mit ihr allein im Fenster stand. Sie
ließ sich alsbald in ein Gespräch mit mir ein,
das, so schlau sie es anfing, bald den einzi¬
gen Zweck verrieth, mich über meine Lebens¬
verhältnisse auszufragen. -- Ich war auf
dergleichen vorbereitet, und überzeugt, daß
die einfachste anspruchloseste Erzählung in
solchen Fällen die unschädlichste und gefahr¬
loseste ist, schränkte ich mich darauf ein, ihr
zu sagen, daß ich ehemals Theologie studiert,

ſtuͤtzter Naſe, und lebhaft funkelnden Augen,
ſchwarz gekleidet, den langen Stahldegen an
der Seite, der, indem er ſich mit unglaubli¬
cher Schnelle durch die Geſellſchaft wand
und ſchlaͤngelte, und bald hier, bald dort
war, nirgends weilend, keinem Rede ſtehend,
hundert witzige ſarkaſtiſche Einfaͤlle, wie
Feuerfunken umherſpruͤhte, uͤberall reges
Leben entzuͤndete. Es war des Fuͤrſten Leib¬
arzt. — Die alte Dame, mit der die Fuͤrſtin
geſprochen, hatte unbemerkt mich ſo geſchickt
zu umkreiſen gewußt, daß ich, ehe ich mir's
verſah, mit ihr allein im Fenſter ſtand. Sie
ließ ſich alsbald in ein Geſpraͤch mit mir ein,
das, ſo ſchlau ſie es anfing, bald den einzi¬
gen Zweck verrieth, mich uͤber meine Lebens¬
verhaͤltniſſe auszufragen. — Ich war auf
dergleichen vorbereitet, und uͤberzeugt, daß
die einfachſte anſpruchloſeſte Erzaͤhlung in
ſolchen Faͤllen die unſchaͤdlichſte und gefahr¬
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zu ſagen, daß ich ehemals Theologie ſtudiert,

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[318/0334] ſtuͤtzter Naſe, und lebhaft funkelnden Augen, ſchwarz gekleidet, den langen Stahldegen an der Seite, der, indem er ſich mit unglaubli¬ cher Schnelle durch die Geſellſchaft wand und ſchlaͤngelte, und bald hier, bald dort war, nirgends weilend, keinem Rede ſtehend, hundert witzige ſarkaſtiſche Einfaͤlle, wie Feuerfunken umherſpruͤhte, uͤberall reges Leben entzuͤndete. Es war des Fuͤrſten Leib¬ arzt. — Die alte Dame, mit der die Fuͤrſtin geſprochen, hatte unbemerkt mich ſo geſchickt zu umkreiſen gewußt, daß ich, ehe ich mir's verſah, mit ihr allein im Fenſter ſtand. Sie ließ ſich alsbald in ein Geſpraͤch mit mir ein, das, ſo ſchlau ſie es anfing, bald den einzi¬ gen Zweck verrieth, mich uͤber meine Lebens¬ verhaͤltniſſe auszufragen. — Ich war auf dergleichen vorbereitet, und uͤberzeugt, daß die einfachſte anſpruchloſeſte Erzaͤhlung in ſolchen Faͤllen die unſchaͤdlichſte und gefahr¬ loſeſte iſt, ſchraͤnkte ich mich darauf ein, ihr zu ſagen, daß ich ehemals Theologie ſtudiert,

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/334>, abgerufen am 27.11.2024.