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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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schränkt ist, Anlaß genug geben, in jenem
Styl zu bauen, so möchte es doch wohl mit
den Spitzbogen, bizarren Säulen, Schnör¬
keln, die man dieser oder jener Kirche nach¬
ahmt, nicht gethan seyn, da nur der Bau¬
meister etwas wahrhaftiges in der Art lei¬
sten wird, der sich von dem tiefen Sinn, --
wie er in den alten Meistern wohnte, wel¬
che das willkührlich, ja das heterogen schei¬
nende, so herrlich zu einem sinnigen bedeu¬
tungsvollen Ganzen zu verbinden wußten, --
beseelt fühlt. Es ist mit einem Wort, der
seltene Sinn für das Romantische, der den
gothischen Baumeister leiten muß, da hier
von dem schulgerechten, an das er sich bei
der antiken Form halten kann, nicht die Re¬
de ist. Ich äußerte alles dieses meinem Be¬
gleiter; er stimmte mir vollkommen bei, und
suchte nur für jene Kleinigkeiten darinn ei¬
ne Entschuldigung, daß die in einem Park
nöthige Abwechslung, und selbst das Bedürf¬
niß, hie und da Gebäude, als Zufluchtsort

ſchraͤnkt iſt, Anlaß genug geben, in jenem
Styl zu bauen, ſo moͤchte es doch wohl mit
den Spitzbogen, bizarren Saͤulen, Schnoͤr¬
keln, die man dieſer oder jener Kirche nach¬
ahmt, nicht gethan ſeyn, da nur der Bau¬
meiſter etwas wahrhaftiges in der Art lei¬
ſten wird, der ſich von dem tiefen Sinn, —
wie er in den alten Meiſtern wohnte, wel¬
che das willkuͤhrlich, ja das heterogen ſchei¬
nende, ſo herrlich zu einem ſinnigen bedeu¬
tungsvollen Ganzen zu verbinden wußten, —
beſeelt fuͤhlt. Es iſt mit einem Wort, der
ſeltene Sinn fuͤr das Romantiſche, der den
gothiſchen Baumeiſter leiten muß, da hier
von dem ſchulgerechten, an das er ſich bei
der antiken Form halten kann, nicht die Re¬
de iſt. Ich aͤußerte alles dieſes meinem Be¬
gleiter; er ſtimmte mir vollkommen bei, und
ſuchte nur fuͤr jene Kleinigkeiten darinn ei¬
ne Entſchuldigung, daß die in einem Park
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[298/0314] ſchraͤnkt iſt, Anlaß genug geben, in jenem Styl zu bauen, ſo moͤchte es doch wohl mit den Spitzbogen, bizarren Saͤulen, Schnoͤr¬ keln, die man dieſer oder jener Kirche nach¬ ahmt, nicht gethan ſeyn, da nur der Bau¬ meiſter etwas wahrhaftiges in der Art lei¬ ſten wird, der ſich von dem tiefen Sinn, — wie er in den alten Meiſtern wohnte, wel¬ che das willkuͤhrlich, ja das heterogen ſchei¬ nende, ſo herrlich zu einem ſinnigen bedeu¬ tungsvollen Ganzen zu verbinden wußten, — beſeelt fuͤhlt. Es iſt mit einem Wort, der ſeltene Sinn fuͤr das Romantiſche, der den gothiſchen Baumeiſter leiten muß, da hier von dem ſchulgerechten, an das er ſich bei der antiken Form halten kann, nicht die Re¬ de iſt. Ich aͤußerte alles dieſes meinem Be¬ gleiter; er ſtimmte mir vollkommen bei, und ſuchte nur fuͤr jene Kleinigkeiten darinn ei¬ ne Entſchuldigung, daß die in einem Park noͤthige Abwechslung, und ſelbſt das Beduͤrf¬ niß, hie und da Gebaͤude, als Zufluchtsort

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/314>, abgerufen am 27.11.2024.