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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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selbe Hoheit, dieselbe Anmuth in jeder Ih¬
rer Bewegungen, derselbe geistvolle Blick
des Auges, dieselbe freie Stirne, das himm¬
lische Lächeln. -- Nur schien sie mir im
Wuchse voller und jünger, als die Aebtissin.
Sie redete liebreich mit mehreren Frauen¬
zimmern, die sich eben in der Allee befanden,
während der Fürst mit einem ernsten Mann
im interessanten eifrigen Gespräch begriffen
schien. -- Die Kleidung, das Benehmen der
fürstlichen Familie, ihre Umgebung, alles
griff ein in den Ton des Ganzen. Man sah
wohl, wie die anständige Haltung in einer
gewissen Ruhe und anspruchslosen Zierlich¬
keit, in der sich die Residenz erhielt, von
dem Hofe ausgieng. Zufällig stand ich bei
einem aufgeweckten Mann, der mir auf alle
mögliche Fragen Bescheid gab, und manche
muntere Anmerkung einzuflechten wußte. Als
die fürstliche Familie vorüber war, schlug er
mir vor einen Gang durch den Park zu ma¬
chen, und mir, dem Fremden, die geschmack¬

ſelbe Hoheit, dieſelbe Anmuth in jeder Ih¬
rer Bewegungen, derſelbe geiſtvolle Blick
des Auges, dieſelbe freie Stirne, das himm¬
liſche Laͤcheln. — Nur ſchien ſie mir im
Wuchſe voller und juͤnger, als die Aebtiſſin.
Sie redete liebreich mit mehreren Frauen¬
zimmern, die ſich eben in der Allee befanden,
waͤhrend der Fuͤrſt mit einem ernſten Mann
im intereſſanten eifrigen Geſpraͤch begriffen
ſchien. — Die Kleidung, das Benehmen der
fuͤrſtlichen Familie, ihre Umgebung, alles
griff ein in den Ton des Ganzen. Man ſah
wohl, wie die anſtaͤndige Haltung in einer
gewiſſen Ruhe und anſpruchsloſen Zierlich¬
keit, in der ſich die Reſidenz erhielt, von
dem Hofe ausgieng. Zufaͤllig ſtand ich bei
einem aufgeweckten Mann, der mir auf alle
moͤgliche Fragen Beſcheid gab, und manche
muntere Anmerkung einzuflechten wußte. Als
die fuͤrſtliche Familie voruͤber war, ſchlug er
mir vor einen Gang durch den Park zu ma¬
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[296/0312] ſelbe Hoheit, dieſelbe Anmuth in jeder Ih¬ rer Bewegungen, derſelbe geiſtvolle Blick des Auges, dieſelbe freie Stirne, das himm¬ liſche Laͤcheln. — Nur ſchien ſie mir im Wuchſe voller und juͤnger, als die Aebtiſſin. Sie redete liebreich mit mehreren Frauen¬ zimmern, die ſich eben in der Allee befanden, waͤhrend der Fuͤrſt mit einem ernſten Mann im intereſſanten eifrigen Geſpraͤch begriffen ſchien. — Die Kleidung, das Benehmen der fuͤrſtlichen Familie, ihre Umgebung, alles griff ein in den Ton des Ganzen. Man ſah wohl, wie die anſtaͤndige Haltung in einer gewiſſen Ruhe und anſpruchsloſen Zierlich¬ keit, in der ſich die Reſidenz erhielt, von dem Hofe ausgieng. Zufaͤllig ſtand ich bei einem aufgeweckten Mann, der mir auf alle moͤgliche Fragen Beſcheid gab, und manche muntere Anmerkung einzuflechten wußte. Als die fuͤrſtliche Familie voruͤber war, ſchlug er mir vor einen Gang durch den Park zu ma¬ chen, und mir, dem Fremden, die geſchmack¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/312>, abgerufen am 27.11.2024.