Sie mich erretteten." "-- So erzählte der Mönch, und seine Geschichte machte auf mich solch einen tiefen Eindruck, daß ich nach vie¬ len Jahren, noch so wie heute im Stande seyn werde, Alles Wort für Wort zu wiederho¬ len. Seit der Zeit hat sich der Mönch, so fromm, so gutmüthig betragen, daß wir ihn Alle liebgewannen, und um so unbegreiflicher ist es mir, wie in voriger Nacht sein Wahn¬ sinn hat aufs neue ausbrechen können."
"Wissen Sie denn gar nicht, fiel ich dem Förster ins Wort: aus welchem Capuzi¬ nerkloster der Unglückliche entsprungen ist?" -- "Er hat mir es verschwiegen, erwiederte der Förster: und ich mag um so weniger darnach fragen, als es mir beinahe gewiß ist, als es wohl derselbe Unglückliche seyn mag, der un¬ längst das Gespräch des Hofes war, uner¬ achtet man seine Nähe nicht vermuthete, und ich auch meine Vermuthung zum wahren Be¬ sten des Mönchs, nicht gerade bei Hofe laut werden lassen mochte." -- "Aber ich darf sie
Sie mich erretteten.“ “— So erzaͤhlte der Moͤnch, und ſeine Geſchichte machte auf mich ſolch einen tiefen Eindruck, daß ich nach vie¬ len Jahren, noch ſo wie heute im Stande ſeyn werde, Alles Wort fuͤr Wort zu wiederho¬ len. Seit der Zeit hat ſich der Moͤnch, ſo fromm, ſo gutmuͤthig betragen, daß wir ihn Alle liebgewannen, und um ſo unbegreiflicher iſt es mir, wie in voriger Nacht ſein Wahn¬ ſinn hat aufs neue ausbrechen koͤnnen.“
„Wiſſen Sie denn gar nicht, fiel ich dem Foͤrſter ins Wort: aus welchem Capuzi¬ nerkloſter der Ungluͤckliche entſprungen iſt?“ — „Er hat mir es verſchwiegen, erwiederte der Foͤrſter: und ich mag um ſo weniger darnach fragen, als es mir beinahe gewiß iſt, als es wohl derſelbe Ungluͤckliche ſeyn mag, der un¬ laͤngſt das Geſpraͤch des Hofes war, uner¬ achtet man ſeine Naͤhe nicht vermuthete, und ich auch meine Vermuthung zum wahren Be¬ ſten des Moͤnchs, nicht gerade bei Hofe laut werden laſſen mochte.“ — „Aber ich darf ſie
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Sie mich erretteten.“ “— So erzaͤhlte der
Moͤnch, und ſeine Geſchichte machte auf mich
ſolch einen tiefen Eindruck, daß ich nach vie¬
len Jahren, noch ſo wie heute im Stande ſeyn
werde, Alles Wort fuͤr Wort zu wiederho¬
len. Seit der Zeit hat ſich der Moͤnch, ſo
fromm, ſo gutmuͤthig betragen, daß wir ihn
Alle liebgewannen, und um ſo unbegreiflicher
iſt es mir, wie in voriger Nacht ſein Wahn¬
ſinn hat aufs neue ausbrechen koͤnnen.“
„Wiſſen Sie denn gar nicht, fiel ich
dem Foͤrſter ins Wort: aus welchem Capuzi¬
nerkloſter der Ungluͤckliche entſprungen iſt?“ —
„Er hat mir es verſchwiegen, erwiederte der
Foͤrſter: und ich mag um ſo weniger darnach
fragen, als es mir beinahe gewiß iſt, als es
wohl derſelbe Ungluͤckliche ſeyn mag, der un¬
laͤngſt das Geſpraͤch des Hofes war, uner¬
achtet man ſeine Naͤhe nicht vermuthete, und
ich auch meine Vermuthung zum wahren Be¬
ſten des Moͤnchs, nicht gerade bei Hofe laut
werden laſſen mochte.“ — „Aber ich darf ſie
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/297>, abgerufen am 27.11.2024.
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