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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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mir, aber Franz, der sich aufgerafft, fiel ihm
in den Arm, und mir, der ich nun wohl ein
starker Mann bin, gelang es bald, den Ra¬
senden so fest an die Mauer zu drücken, daß
ihm schier der Athem ausgehen wollte. Die
Bursche waren, ob dem Lärm, alle wach wor¬
den, und herbeigelaufen; wir banden den
Mönch, und schmissen ihn in den Thurm, ich
holte aber meine Hetzpeitsche herbei, und
zählte ihm zur Abmahnung von künftigen Un¬
thaten ähnlicher Art, einige kräftige Hiebe
auf, so daß er ganz erbärmlich ächzte und
wimmerte; aber ich sprach: Du Bösewicht,
das ist noch viel zu wenig für deine Schänd¬
lichkeit, daß Du meine Tochter verführen
wollen, und mir nach dem Leben getrachtet,
eigentlich solltest du sterben. -- Er heulte
vor Angst und Entsetzen, denn die Furcht
vor dem Tode, schien ihn ganz zu vernich¬
ten. Den andern Morgen war es nicht mög¬
lich, ihn fortzubringen, denn er lag todten¬
ähnlich in gänzlicher Abspannung da, und

mir, aber Franz, der ſich aufgerafft, fiel ihm
in den Arm, und mir, der ich nun wohl ein
ſtarker Mann bin, gelang es bald, den Ra¬
ſenden ſo feſt an die Mauer zu druͤcken, daß
ihm ſchier der Athem ausgehen wollte. Die
Burſche waren, ob dem Laͤrm, alle wach wor¬
den, und herbeigelaufen; wir banden den
Moͤnch, und ſchmiſſen ihn in den Thurm, ich
holte aber meine Hetzpeitſche herbei, und
zaͤhlte ihm zur Abmahnung von kuͤnftigen Un¬
thaten aͤhnlicher Art, einige kraͤftige Hiebe
auf, ſo daß er ganz erbaͤrmlich aͤchzte und
wimmerte; aber ich ſprach: Du Boͤſewicht,
das iſt noch viel zu wenig fuͤr deine Schaͤnd¬
lichkeit, daß Du meine Tochter verfuͤhren
wollen, und mir nach dem Leben getrachtet,
eigentlich ſollteſt du ſterben. — Er heulte
vor Angſt und Entſetzen, denn die Furcht
vor dem Tode, ſchien ihn ganz zu vernich¬
ten. Den andern Morgen war es nicht moͤg¬
lich, ihn fortzubringen, denn er lag todten¬
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[274/0290] mir, aber Franz, der ſich aufgerafft, fiel ihm in den Arm, und mir, der ich nun wohl ein ſtarker Mann bin, gelang es bald, den Ra¬ ſenden ſo feſt an die Mauer zu druͤcken, daß ihm ſchier der Athem ausgehen wollte. Die Burſche waren, ob dem Laͤrm, alle wach wor¬ den, und herbeigelaufen; wir banden den Moͤnch, und ſchmiſſen ihn in den Thurm, ich holte aber meine Hetzpeitſche herbei, und zaͤhlte ihm zur Abmahnung von kuͤnftigen Un¬ thaten aͤhnlicher Art, einige kraͤftige Hiebe auf, ſo daß er ganz erbaͤrmlich aͤchzte und wimmerte; aber ich ſprach: Du Boͤſewicht, das iſt noch viel zu wenig fuͤr deine Schaͤnd¬ lichkeit, daß Du meine Tochter verfuͤhren wollen, und mir nach dem Leben getrachtet, eigentlich ſollteſt du ſterben. — Er heulte vor Angſt und Entſetzen, denn die Furcht vor dem Tode, ſchien ihn ganz zu vernich¬ ten. Den andern Morgen war es nicht moͤg¬ lich, ihn fortzubringen, denn er lag todten¬ aͤhnlich in gaͤnzlicher Abſpannung da, und

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/290>, abgerufen am 27.11.2024.