ihn nicht zu verstoßen, weil er fühle, daß nur sein Aufenthalt bei mir ihn heilen könne. Nur ein einzigesmal gab es noch einen har¬ ten Auftritt mit ihm, und zwar, als der Fürst hier eben im Revier gejagt, und bei mir übernachtet hatte. Der Mönch war, nachdem er den Fürsten mit seiner glänzen¬ den Umgebung gesehen, ganz verändert. Er blieb störrisch und verschlossen, er entfernte sich schnell, wenn wir beteten, es zuckte ihm durch alle Glieder wenn er nur ein andäch¬ tiges Wort hörte, und dabei schaute er meine Tochter Anne mit solchen lüsternen Blicken an, daß ich beschloß, ihn fortzubringen, um allerlei Unfug zu verhüten. In der Nacht vorher, als ich den Morgen meinen Plan ausführen wollte, weckte mich ein durchdrin¬ gendes Geschrei auf dem Gange, ich sprang aus dem Bette, und lief schnell mit ange¬ zündetem Licht, nach dem Gemach, wo meine Töchter schliefen. Der Mönch war aus dem Thurm, wo ich ihn allnächtlich eingeschlos¬
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ihn nicht zu verſtoßen, weil er fuͤhle, daß nur ſein Aufenthalt bei mir ihn heilen koͤnne. Nur ein einzigesmal gab es noch einen har¬ ten Auftritt mit ihm, und zwar, als der Fuͤrſt hier eben im Revier gejagt, und bei mir uͤbernachtet hatte. Der Moͤnch war, nachdem er den Fuͤrſten mit ſeiner glaͤnzen¬ den Umgebung geſehen, ganz veraͤndert. Er blieb ſtoͤrriſch und verſchloſſen, er entfernte ſich ſchnell, wenn wir beteten, es zuckte ihm durch alle Glieder wenn er nur ein andaͤch¬ tiges Wort hoͤrte, und dabei ſchaute er meine Tochter Anne mit ſolchen luͤſternen Blicken an, daß ich beſchloß, ihn fortzubringen, um allerlei Unfug zu verhuͤten. In der Nacht vorher, als ich den Morgen meinen Plan ausfuͤhren wollte, weckte mich ein durchdrin¬ gendes Geſchrei auf dem Gange, ich ſprang aus dem Bette, und lief ſchnell mit ange¬ zuͤndetem Licht, nach dem Gemach, wo meine Toͤchter ſchliefen. Der Moͤnch war aus dem Thurm, wo ich ihn allnaͤchtlich eingeſchloſ¬
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ihn nicht zu verſtoßen, weil er fuͤhle, daß
nur ſein Aufenthalt bei mir ihn heilen koͤnne.
Nur ein einzigesmal gab es noch einen har¬
ten Auftritt mit ihm, und zwar, als der
Fuͤrſt hier eben im Revier gejagt, und bei
mir uͤbernachtet hatte. Der Moͤnch war,
nachdem er den Fuͤrſten mit ſeiner glaͤnzen¬
den Umgebung geſehen, ganz veraͤndert. Er
blieb ſtoͤrriſch und verſchloſſen, er entfernte
ſich ſchnell, wenn wir beteten, es zuckte ihm
durch alle Glieder wenn er nur ein andaͤch¬
tiges Wort hoͤrte, und dabei ſchaute er meine
Tochter Anne mit ſolchen luͤſternen Blicken
an, daß ich beſchloß, ihn fortzubringen, um
allerlei Unfug zu verhuͤten. In der Nacht
vorher, als ich den Morgen meinen Plan
ausfuͤhren wollte, weckte mich ein durchdrin¬
gendes Geſchrei auf dem Gange, ich ſprang
aus dem Bette, und lief ſchnell mit ange¬
zuͤndetem Licht, nach dem Gemach, wo meine
Toͤchter ſchliefen. Der Moͤnch war aus dem
Thurm, wo ich ihn allnaͤchtlich eingeſchloſ¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/288>, abgerufen am 23.11.2024.
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