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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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suchen." Die Sache war mir neu, da ich als
Seminarist zwar manchmal nach der Schei¬
be, aber nie nach Wild geschossen; ich nahm
daher des Försters Anerbieten an, der höch¬
lich darüber erfreut schien, und mir mit treu¬
herziger Gutmüthigkeit in aller Eil noch vor
dem Schlaf, den er zu thun gedachte, die er¬
sten unentbehrlichsten Grundsätze der Schie߬
kunst beizubringen suchte.

Ich wurde mit Flinte und Jagdtasche
ausgerüstet, und so zog ich mit dem Förster
in den Wald, der die Geschichte von dem
seltsamen Mönch in folgender Art anfing.

"Künftigen Herbst sind es schon zwei
Jahre her, als meine Bursche im Walde oft
ein entsetzliches Heulen vernahmen, das, so
wenig menschliches es auch hatte, doch wie
Franz, mein jüngst angenommener Lehrling
meinte, von einem Menschen herrühren moch¬
te. Franz war dazu bestimmt, von dem heu¬
lenden Ungethüm geneckt zu werden, denn,
wenn er auf den Anstand ging, so verscheuchte

ſuchen.“ Die Sache war mir neu, da ich als
Seminariſt zwar manchmal nach der Schei¬
be, aber nie nach Wild geſchoſſen; ich nahm
daher des Foͤrſters Anerbieten an, der hoͤch¬
lich daruͤber erfreut ſchien, und mir mit treu¬
herziger Gutmuͤthigkeit in aller Eil noch vor
dem Schlaf, den er zu thun gedachte, die er¬
ſten unentbehrlichſten Grundſaͤtze der Schie߬
kunſt beizubringen ſuchte.

Ich wurde mit Flinte und Jagdtaſche
ausgeruͤſtet, und ſo zog ich mit dem Foͤrſter
in den Wald, der die Geſchichte von dem
ſeltſamen Moͤnch in folgender Art anfing.

„Kuͤnftigen Herbſt ſind es ſchon zwei
Jahre her, als meine Burſche im Walde oft
ein entſetzliches Heulen vernahmen, das, ſo
wenig menſchliches es auch hatte, doch wie
Franz, mein juͤngſt angenommener Lehrling
meinte, von einem Menſchen herruͤhren moch¬
te. Franz war dazu beſtimmt, von dem heu¬
lenden Ungethuͤm geneckt zu werden, denn,
wenn er auf den Anſtand ging, ſo verſcheuchte

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[266/0282] ſuchen.“ Die Sache war mir neu, da ich als Seminariſt zwar manchmal nach der Schei¬ be, aber nie nach Wild geſchoſſen; ich nahm daher des Foͤrſters Anerbieten an, der hoͤch¬ lich daruͤber erfreut ſchien, und mir mit treu¬ herziger Gutmuͤthigkeit in aller Eil noch vor dem Schlaf, den er zu thun gedachte, die er¬ ſten unentbehrlichſten Grundſaͤtze der Schie߬ kunſt beizubringen ſuchte. Ich wurde mit Flinte und Jagdtaſche ausgeruͤſtet, und ſo zog ich mit dem Foͤrſter in den Wald, der die Geſchichte von dem ſeltſamen Moͤnch in folgender Art anfing. „Kuͤnftigen Herbſt ſind es ſchon zwei Jahre her, als meine Burſche im Walde oft ein entſetzliches Heulen vernahmen, das, ſo wenig menſchliches es auch hatte, doch wie Franz, mein juͤngſt angenommener Lehrling meinte, von einem Menſchen herruͤhren moch¬ te. Franz war dazu beſtimmt, von dem heu¬ lenden Ungethuͤm geneckt zu werden, denn, wenn er auf den Anſtand ging, ſo verſcheuchte

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/282>, abgerufen am 27.11.2024.