Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

Geist dir einwohnt, ja, was du für die Kunst zu
unternehmen bereit bist, indem du herabsteigst
zum unleidlichen Geschäfft der Bartkratzer." --
Unter diesen Worten hatte der Kleine ein
vollständiges Barbierzeug hervorgezogen und
fing an, mich mit leichter geübter Hand von
meinem Barte zu befreien. Wirklich ging
ich aus seinen Händen ganz anders gestaltet
hervor, und es bedurfte nur noch anderer,
weniger ins Auge fallender Kleidungsstücke,
um mich der Gefahr zu entziehen, wenig¬
stens durch mein Aeußeres eine mir gefähr¬
liche Aufmerksamkeit zu erregen. Der Kleine
stand, in inniger Zufriedenheit mich anlächelnd,
da. Ich sagte ihm, daß ich ganz unbekannt
in der Stadt wäre, und daß es mir ange¬
nehm seyn würde, mich bald nach der Sitte
des Orts kleiden zu können. Ich drückte
ihm für seine Bemühung, und um ihn auf¬
zumuntern, meinen Commissionair zu machen,
einen Dukaten in die Hand. Er war wie
verklärt, er beäugelte den Dukaten in der

Geiſt dir einwohnt, ja, was du fuͤr die Kunſt zu
unternehmen bereit biſt, indem du herabſteigſt
zum unleidlichen Geſchaͤfft der Bartkratzer.“ —
Unter dieſen Worten hatte der Kleine ein
vollſtaͤndiges Barbierzeug hervorgezogen und
fing an, mich mit leichter geuͤbter Hand von
meinem Barte zu befreien. Wirklich ging
ich aus ſeinen Haͤnden ganz anders geſtaltet
hervor, und es bedurfte nur noch anderer,
weniger ins Auge fallender Kleidungsſtuͤcke,
um mich der Gefahr zu entziehen, wenig¬
ſtens durch mein Aeußeres eine mir gefaͤhr¬
liche Aufmerkſamkeit zu erregen. Der Kleine
ſtand, in inniger Zufriedenheit mich anlaͤchelnd,
da. Ich ſagte ihm, daß ich ganz unbekannt
in der Stadt waͤre, und daß es mir ange¬
nehm ſeyn wuͤrde, mich bald nach der Sitte
des Orts kleiden zu koͤnnen. Ich druͤckte
ihm fuͤr ſeine Bemuͤhung, und um ihn auf¬
zumuntern, meinen Commiſſionair zu machen,
einen Dukaten in die Hand. Er war wie
verklaͤrt, er beaͤugelte den Dukaten in der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0227" n="211"/>
Gei&#x017F;t dir einwohnt, ja, was du fu&#x0364;r die Kun&#x017F;t zu<lb/>
unternehmen bereit bi&#x017F;t, indem du herab&#x017F;teig&#x017F;t<lb/>
zum unleidlichen Ge&#x017F;cha&#x0364;fft der Bartkratzer.&#x201C; &#x2014;<lb/>
Unter die&#x017F;en Worten hatte der Kleine ein<lb/>
voll&#x017F;ta&#x0364;ndiges Barbierzeug hervorgezogen und<lb/>
fing an, mich mit leichter geu&#x0364;bter Hand von<lb/>
meinem Barte zu befreien. Wirklich ging<lb/>
ich aus &#x017F;einen Ha&#x0364;nden ganz anders ge&#x017F;taltet<lb/>
hervor, und es bedurfte nur noch anderer,<lb/>
weniger ins Auge fallender Kleidungs&#x017F;tu&#x0364;cke,<lb/>
um mich der Gefahr zu entziehen, wenig¬<lb/>
&#x017F;tens durch mein Aeußeres eine mir gefa&#x0364;hr¬<lb/>
liche Aufmerk&#x017F;amkeit zu erregen. Der Kleine<lb/>
&#x017F;tand, in inniger Zufriedenheit mich anla&#x0364;chelnd,<lb/>
da. Ich &#x017F;agte ihm, daß ich ganz unbekannt<lb/>
in der Stadt wa&#x0364;re, und daß es mir ange¬<lb/>
nehm &#x017F;eyn wu&#x0364;rde, mich bald nach der Sitte<lb/>
des Orts kleiden zu ko&#x0364;nnen. Ich dru&#x0364;ckte<lb/>
ihm fu&#x0364;r &#x017F;eine Bemu&#x0364;hung, und um ihn auf¬<lb/>
zumuntern, meinen Commi&#x017F;&#x017F;ionair zu machen,<lb/>
einen Dukaten in die Hand. Er war wie<lb/>
verkla&#x0364;rt, er bea&#x0364;ugelte den Dukaten in der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0227] Geiſt dir einwohnt, ja, was du fuͤr die Kunſt zu unternehmen bereit biſt, indem du herabſteigſt zum unleidlichen Geſchaͤfft der Bartkratzer.“ — Unter dieſen Worten hatte der Kleine ein vollſtaͤndiges Barbierzeug hervorgezogen und fing an, mich mit leichter geuͤbter Hand von meinem Barte zu befreien. Wirklich ging ich aus ſeinen Haͤnden ganz anders geſtaltet hervor, und es bedurfte nur noch anderer, weniger ins Auge fallender Kleidungsſtuͤcke, um mich der Gefahr zu entziehen, wenig¬ ſtens durch mein Aeußeres eine mir gefaͤhr¬ liche Aufmerkſamkeit zu erregen. Der Kleine ſtand, in inniger Zufriedenheit mich anlaͤchelnd, da. Ich ſagte ihm, daß ich ganz unbekannt in der Stadt waͤre, und daß es mir ange¬ nehm ſeyn wuͤrde, mich bald nach der Sitte des Orts kleiden zu koͤnnen. Ich druͤckte ihm fuͤr ſeine Bemuͤhung, und um ihn auf¬ zumuntern, meinen Commiſſionair zu machen, einen Dukaten in die Hand. Er war wie verklaͤrt, er beaͤugelte den Dukaten in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/227
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/227>, abgerufen am 23.11.2024.