Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

tend. -- Er fuhr auf, er sah mich ganz ver¬
wundert an, doch schien er sich bald auf mei¬
ne Erscheinung, wie auf etwas ihm schon
bekanntes zu besinnen, indem er sprach: "Ach
gewiß sind Sie es, ehrwürdiger Herr! dessen
Ankunft uns die Frau Baronesse zum Trost
der in Trauer versunkenen Familie, schon vor
einiger Zeit ankündigte?" -- Ich bejahte das,
Reinhold ging bald ganz in die Heiterkeit
über, die Ihm eigenthümlich zu seyn schien,
wir durchwanderten den schönen Park, und
kamen endlich in ein dem Schlosse ganz nah¬
gelegenes Boskett, vor dem sich eine herrli¬
che Aussicht ins Gebürge öffnete. Auf sei¬
nen Ruf eilte der Bediente, der eben aus dem
Portal des Schlosses trat, herbei, und bald
wurde uns ein gar stattliches Frühstück auf¬
getragen. Während, daß wir die gefüllten
Gläser anstießen, schien es mir, als betrachte
mich Reinhold immer aufmerksamer, ja, als
suche er mit Mühe eine halb erloschene Er¬
innerung aufzufrischen. Endlich brach er

tend. — Er fuhr auf, er ſah mich ganz ver¬
wundert an, doch ſchien er ſich bald auf mei¬
ne Erſcheinung, wie auf etwas ihm ſchon
bekanntes zu beſinnen, indem er ſprach: „Ach
gewiß ſind Sie es, ehrwuͤrdiger Herr! deſſen
Ankunft uns die Frau Baroneſſe zum Troſt
der in Trauer verſunkenen Familie, ſchon vor
einiger Zeit ankuͤndigte?“ — Ich bejahte das,
Reinhold ging bald ganz in die Heiterkeit
uͤber, die Ihm eigenthuͤmlich zu ſeyn ſchien,
wir durchwanderten den ſchoͤnen Park, und
kamen endlich in ein dem Schloſſe ganz nah¬
gelegenes Boskett, vor dem ſich eine herrli¬
che Ausſicht ins Gebuͤrge oͤffnete. Auf ſei¬
nen Ruf eilte der Bediente, der eben aus dem
Portal des Schloſſes trat, herbei, und bald
wurde uns ein gar ſtattliches Fruͤhſtuͤck auf¬
getragen. Waͤhrend, daß wir die gefuͤllten
Glaͤſer anſtießen, ſchien es mir, als betrachte
mich Reinhold immer aufmerkſamer, ja, als
ſuche er mit Muͤhe eine halb erloſchene Er¬
innerung aufzufriſchen. Endlich brach er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0127" n="111"/>
tend. &#x2014; Er fuhr auf, er &#x017F;ah mich ganz ver¬<lb/>
wundert an, doch &#x017F;chien er &#x017F;ich bald auf mei¬<lb/>
ne Er&#x017F;cheinung, wie auf etwas ihm &#x017F;chon<lb/>
bekanntes zu be&#x017F;innen, indem er &#x017F;prach: &#x201E;Ach<lb/>
gewiß &#x017F;ind Sie es, ehrwu&#x0364;rdiger Herr! de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ankunft uns die Frau Barone&#x017F;&#x017F;e zum Tro&#x017F;t<lb/>
der in Trauer ver&#x017F;unkenen Familie, &#x017F;chon vor<lb/>
einiger Zeit anku&#x0364;ndigte?&#x201C; &#x2014; Ich bejahte das,<lb/>
Reinhold ging bald ganz in die Heiterkeit<lb/>
u&#x0364;ber, die Ihm eigenthu&#x0364;mlich zu &#x017F;eyn &#x017F;chien,<lb/>
wir durchwanderten den &#x017F;cho&#x0364;nen Park, und<lb/>
kamen endlich in ein dem Schlo&#x017F;&#x017F;e ganz nah¬<lb/>
gelegenes Boskett, vor dem &#x017F;ich eine herrli¬<lb/>
che Aus&#x017F;icht ins Gebu&#x0364;rge o&#x0364;ffnete. Auf &#x017F;ei¬<lb/>
nen Ruf eilte der Bediente, der eben aus dem<lb/>
Portal des Schlo&#x017F;&#x017F;es trat, herbei, und bald<lb/>
wurde uns ein gar &#x017F;tattliches Fru&#x0364;h&#x017F;tu&#x0364;ck auf¬<lb/>
getragen. Wa&#x0364;hrend, daß wir die gefu&#x0364;llten<lb/>
Gla&#x0364;&#x017F;er an&#x017F;tießen, &#x017F;chien es mir, als betrachte<lb/>
mich Reinhold immer aufmerk&#x017F;amer, ja, als<lb/>
&#x017F;uche er mit Mu&#x0364;he eine halb erlo&#x017F;chene Er¬<lb/>
innerung aufzufri&#x017F;chen. Endlich brach er<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0127] tend. — Er fuhr auf, er ſah mich ganz ver¬ wundert an, doch ſchien er ſich bald auf mei¬ ne Erſcheinung, wie auf etwas ihm ſchon bekanntes zu beſinnen, indem er ſprach: „Ach gewiß ſind Sie es, ehrwuͤrdiger Herr! deſſen Ankunft uns die Frau Baroneſſe zum Troſt der in Trauer verſunkenen Familie, ſchon vor einiger Zeit ankuͤndigte?“ — Ich bejahte das, Reinhold ging bald ganz in die Heiterkeit uͤber, die Ihm eigenthuͤmlich zu ſeyn ſchien, wir durchwanderten den ſchoͤnen Park, und kamen endlich in ein dem Schloſſe ganz nah¬ gelegenes Boskett, vor dem ſich eine herrli¬ che Ausſicht ins Gebuͤrge oͤffnete. Auf ſei¬ nen Ruf eilte der Bediente, der eben aus dem Portal des Schloſſes trat, herbei, und bald wurde uns ein gar ſtattliches Fruͤhſtuͤck auf¬ getragen. Waͤhrend, daß wir die gefuͤllten Glaͤſer anſtießen, ſchien es mir, als betrachte mich Reinhold immer aufmerkſamer, ja, als ſuche er mit Muͤhe eine halb erloſchene Er¬ innerung aufzufriſchen. Endlich brach er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/127
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/127>, abgerufen am 05.05.2024.