garten auf und ab, in duftiger Ferne sah ich sie wandeln, sie trat aus den Gebüschen, sie stieg empor aus den Quellen, sie schwebte auf blumigter Wiese, überall nur sie, nur sie! -- Da verwünschte ich mein Gelübde, mein Daseyn! -- Hinaus in die Welt wollte ich, und nicht rasten, bis ich sie gefunden, sie erkaufen mit dem Heil meiner Seele. Es gelang mir endlich wenigstens, mich in den Ausbrüchen meines den Brüdern und dem Prior unerklärlichen Wahnsinns zu mäßigen, ich konnte ruhiger scheinen, aber immer tie¬ fer ins Innere hinein, zehrte die verderbliche Flamme. Kein Schlaf! -- Keine Ruhe! -- Von ihrem Bilde verfolgt, wälzte ich mich auf dem harten Lager und rief die Heiligen an, nicht, mich zu retten von dem verführeri¬ schen Gaukelbilde, das mich umschwebte, nicht, meine Seele zu bewahren vor ewiger Verdammniß, nein! -- mir das Weib zu ge¬ ben, meinen Schwur zu lösen, mir Freiheit zu schenken zum sündigen Abfall! --
garten auf und ab, in duftiger Ferne ſah ich ſie wandeln, ſie trat aus den Gebuͤſchen, ſie ſtieg empor aus den Quellen, ſie ſchwebte auf blumigter Wieſe, uͤberall nur ſie, nur ſie! — Da verwuͤnſchte ich mein Geluͤbde, mein Daſeyn! — Hinaus in die Welt wollte ich, und nicht raſten, bis ich ſie gefunden, ſie erkaufen mit dem Heil meiner Seele. Es gelang mir endlich wenigſtens, mich in den Ausbruͤchen meines den Bruͤdern und dem Prior unerklaͤrlichen Wahnſinns zu maͤßigen, ich konnte ruhiger ſcheinen, aber immer tie¬ fer ins Innere hinein, zehrte die verderbliche Flamme. Kein Schlaf! — Keine Ruhe! — Von ihrem Bilde verfolgt, waͤlzte ich mich auf dem harten Lager und rief die Heiligen an, nicht, mich zu retten von dem verfuͤhreri¬ ſchen Gaukelbilde, das mich umſchwebte, nicht, meine Seele zu bewahren vor ewiger Verdammniß, nein! — mir das Weib zu ge¬ ben, meinen Schwur zu loͤſen, mir Freiheit zu ſchenken zum ſuͤndigen Abfall! —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0104"n="88"/>
garten auf und ab, in duftiger Ferne ſah ich<lb/>ſie wandeln, ſie trat aus den Gebuͤſchen, ſie<lb/>ſtieg empor aus den Quellen, ſie ſchwebte<lb/>
auf blumigter Wieſe, uͤberall nur ſie, nur<lb/>ſie! — Da verwuͤnſchte ich mein Geluͤbde,<lb/>
mein Daſeyn! — Hinaus in die Welt wollte<lb/>
ich, und nicht raſten, bis ich ſie gefunden, ſie<lb/>
erkaufen mit dem Heil meiner Seele. Es<lb/>
gelang mir endlich wenigſtens, mich in den<lb/>
Ausbruͤchen meines den Bruͤdern und dem<lb/>
Prior unerklaͤrlichen Wahnſinns zu maͤßigen,<lb/>
ich konnte ruhiger ſcheinen, aber immer tie¬<lb/>
fer ins Innere hinein, zehrte die verderbliche<lb/>
Flamme. Kein Schlaf! — Keine Ruhe! —<lb/>
Von ihrem Bilde verfolgt, waͤlzte ich mich<lb/>
auf dem harten Lager und rief die Heiligen<lb/>
an, nicht, mich zu retten von dem verfuͤhreri¬<lb/>ſchen Gaukelbilde, das mich umſchwebte,<lb/>
nicht, meine Seele zu bewahren vor ewiger<lb/>
Verdammniß, nein! — mir das Weib zu ge¬<lb/>
ben, meinen Schwur zu loͤſen, mir Freiheit<lb/>
zu ſchenken zum ſuͤndigen Abfall! —</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[88/0104]
garten auf und ab, in duftiger Ferne ſah ich
ſie wandeln, ſie trat aus den Gebuͤſchen, ſie
ſtieg empor aus den Quellen, ſie ſchwebte
auf blumigter Wieſe, uͤberall nur ſie, nur
ſie! — Da verwuͤnſchte ich mein Geluͤbde,
mein Daſeyn! — Hinaus in die Welt wollte
ich, und nicht raſten, bis ich ſie gefunden, ſie
erkaufen mit dem Heil meiner Seele. Es
gelang mir endlich wenigſtens, mich in den
Ausbruͤchen meines den Bruͤdern und dem
Prior unerklaͤrlichen Wahnſinns zu maͤßigen,
ich konnte ruhiger ſcheinen, aber immer tie¬
fer ins Innere hinein, zehrte die verderbliche
Flamme. Kein Schlaf! — Keine Ruhe! —
Von ihrem Bilde verfolgt, waͤlzte ich mich
auf dem harten Lager und rief die Heiligen
an, nicht, mich zu retten von dem verfuͤhreri¬
ſchen Gaukelbilde, das mich umſchwebte,
nicht, meine Seele zu bewahren vor ewiger
Verdammniß, nein! — mir das Weib zu ge¬
ben, meinen Schwur zu loͤſen, mir Freiheit
zu ſchenken zum ſuͤndigen Abfall! —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/104>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.